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Der Außenseiter

Der Außenseiter

Titel: Der Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Wort gegen Trents.«
    »Hat die Polizei die Tonbandaufnahme gehört?«, erkundigte sich Jonathan.
    Sasha, die neben ihrem Chef auf dem Sofa saß, schüttelte den Kopf. »Sie wollen auf keinen Fall ein mögliches Strafverfahren gefährden – Sie wissen ja, gesetzwidrige Beschaffung von Informationen«, erläuterte sie. »Aber ich habe ausgesagt, dass ich ganz stark den Eindruck hatte, Louise wollte mich nur bis zum Erscheinen Roy Trents hinhal-ten. Ich bin überzeugt, sie hätte mir noch zwanzig Geschichten über ihre Besuche bei der Familie Trevelyan erzählt, wenn sie nicht gehört hätte, wie die Hintertür aufging. Ich jedenfalls habe es deutlich gehört.«
    »Ja, aber was sollte das alles?«, fragte George.
    »Warum hat sie Ihnen nicht gleich gesagt, was sie auch der Polizei gesagt hat?«
    Duncan Bartholomew gab ihr die Antwort.
    »Wenn man Mrs. Fletcher glaubt, hat sie es getan, weil Roy Trent mithörte und sie es nicht wagte, von der Version abzuweichen, die er ihr eingebläut hatte. Wenn man mit Sashas Ansicht einig geht, dass sie ein Spiel spielte, dann wollte sie offenbar eine Konfrontation herausfordern, bei der irgendwann die Polizei gerufen werden würde. Sie hat ja hinterher selbst gesagt, sie habe erwartet, dass Sasha 672

    sofort den Notruf wählen würde, anstatt sich mit ins Getümmel zu stürzen.« Er faltete die Hände im Schoß. »Ihre Aussage ist wirklich sehr überzeugend.«
    »Ich weiß«, erwiderte George und seufzte, »und man kann verstehen, dass sie sie nicht gern ab-geben wollte, ohne gewichtige Garantien dafür zu haben, dass ihre Worte ernst genommen werden. Ein Gespräch mit einer Detektei oder zwei Amateurdetektiven wie Jon und mir hätte ihr gar nichts gebracht. Selbst ein Gespräch mit der Polizei ohne die Unterstützung von Leuten wie Ihnen wäre ein Risiko gewesen.«
    Bartholomew nickte. »Roy Trent bestreitet natürlich alles.«
    »Er hat George eine Kopie seiner Aussage geschickt«, bemerkte Jonathan. »Haben Sie auch eine bekommen?«
    »Ja.«
    »Es ist das reinste Lotteriespiel: Setz dein Geld ein und wähle eine Zahl. Trent bringt am Schluss seiner Aussage ein gutes Argument vor, wenn er fragt, warum Howard Stamp niemals Cill Trevelyan zu seiner Verteidigung erwähnt hat. Ich habe bei Howards Anwalt nachgefragt. Er war ganz überrascht. Er hatte keine Ahnung davon, dass sich bei Grace regelmäßig zwei Schulschwänzerinnen versteckt hatten. Wenn sie gewusst hätten, dass sich an dem fraglichen Samstag eine Jugendliche mit fami-673

    liären und schulischen Problemen im Haus aufhielt, sagte er, hätten sie ihre Anstrengungen auf sie konzentriert. Er meinte, Cills Anwesenheit im Haus hätte zu dem berechtigten Zweifel Anlass gegeben, den es gebraucht hätte, um die Geschworenen zu Gunsten Howards entscheiden zu lassen.«
    »Immer vorausgesetzt, er hat sie nicht getötet«, bemerkte Bartholomew trocken.
    »Ach, Gott!« George seufzte wieder. »Das Ganze ist so deprimierend. Fred Lovatt meint, die Geschichte, die Louise von ihrem verstorbenen ersten Mann hat, sei nicht viel wert. Sie stamme ja von einem mehrfach vorbestraften Heroinsüchtigen, der wahrscheinlich in Fantasien geschwelgt habe, um sich interessant zu machen. Er sagt, die Staatsanwaltschaft wird die Sache mangels Beweisen nicht weiterverfolgen, und Howard wird als mehrfacher Mörder in die Kriminalgeschichte eingehen.« Sie schnitt eine ironische Grimasse. »Und das ist genau das Gegenteil von dem, was Jon und ich anstrebten, als wir uns auf diese elende Geschichte einließen.«
    Jonathan stand auf und ging zur Kochnische, um Wasser aufzusetzen. »Gibt es denn irgendetwas, was für Howard spricht?«, fragte er.
    Sasha nahm ihren Schreibblock heraus. »Es gibt da eine kleine Diskrepanz«, sagte sie. »Louise hat Nicholas Hursts Arzt von seiner Schweigepflicht entbunden und ihn beauftragt, mir alle erbetenen Auskünfte zu geben. Er bestätigte die Gehirnver-674

    letzung seines Patienten, die eine beinahe totale Amnesie und unberechenbare Aggressivität zur Folge hatte. Er sprach außerdem mit höchster Anerkennung von Mrs. Fletcher und der Fürsorge, mit der sie sich um diesen schwerbehinderten Menschen kümmert.« Sie blickte auf. »Deswegen wollte sie, dass ich mit ihm spreche. Er konnte sie nicht genug loben. Wenn sie nicht gewesen wäre, erklärte er, wäre Nicholas Hurst schon vor einem Jahr gestorben. In seinen Augen hat sie jeden Penny, den sie erbt, mehr als verdient.«
    Bartholomews schmales Gesicht verzog

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