Der Außenseiter
ihrer Beweglichkeit stark – und deutlich sichtbar – ein-geschränkt gewesen wäre.« Sie lächelte. »William Burton ist am Tag der Vergewaltigung nichts dergleichen aufgefallen, er sagt sogar, dass Hurst mit der Wodkaflasche hantierte. Aber nach allem, was Roy Trent Ihnen über die Messerstecherei mit Howard erzählt hat, hätte Hursts Hand nicht mehr zu gebrauchen sein dürfen.«
Jonathan stieß einen leisen Pfiff aus. »Es wundert mich, dass Roy das übersehen hat.«
»Und inwiefern hilft uns das?«, fragte George.
»Er wird einfach sagen, er hätte sich im Datum geirrt.«
»Das kann er nicht. Die genauen Daten sind in Hursts Krankenunterlagen verzeichnet«, sagte Sasha mit einem breiten Grinsen. »Und als ich den Arzt fragte, wann die Verletzung behandelt wurde, nannte er das Jahr 1972 – also ein Jahr nach Howards Verurteilung.«
682
Auszüge aus dem Bericht der Detektei WCH, der im Auftrag von Mr. und Mrs. Trevelyan angefertigt wurde, um eine Wiederaufnahme der Ermittlungen im Fall Priscilla Trevelyan zu erreichen.
DETEKTEI WCH
BERICHT
Betrifft: Priscilla »Cill« Trevelyan (13 Jahre) Vorfall: Verschwand in der Nacht vom 29. auf den 30. Mai 1970 aus der elterlichen Wohnung
in der Lacey Street, Highdown, Bournemouth.
Vermutlicher Fundort der Leiche: Im Industriegebiet beim Colliton Way.
Sachverhalt: Wurde in der Nacht von Samstag auf Sonntag, 30./31. Mai 1970 von Roy Trent,
Nicholas Hurst und Michael Hopkinson (ver-
storben) ermordet.
Ein detaillierter Bericht zu den Ermittlungen der Detektei WCH über das Verschwinden von
683
Cill Trevelyan ist auf Anfrage erhältlich. Das Beweismaterial besteht größtenteils aus Indizien, jedoch sind wir überzeugt, dass weitere Beweise sich finden werden, wenn der Fall in
Form einer Morduntersuchung wieder aufge-
rollt wird. Es überschreitet den Arbeitsbereich unserer Detektei, Fahndungen durchzuführen,
Zeugen aufzuspüren, die ihren Wohnsitz ge-
wechselt haben, medizinische Befunde abzu-
sichern, Polizeiakten aus dem Jahr 1970 aus-
findig zu machen. Dennoch sprechen die vor-
handenen Beweise eindeutig für die Eröffnung
einer Morduntersuchung.
(Anlagen: Protokolle von Gesprächen und Aus-
sagen mit bzw. von: Louise Burton, William
Burton, Robert Burton, Eileen Burton und
Roy Trent; zusätzliche Unterlagen, die uns von Stadträtin George Gardener und Dr. Jonathan
Hughes überlassen wurden.)
***
Fazit:
Es liegt auf der Hand, dass Roy Trent und
Louise Burton sich über Jahre hinweg heimlich miteinander abgesprochen haben:
684
1. jede Verbindung zwischen Cill Trevelyans
Verschwinden und der Ermordung Grace
Jefferies’ zu verschweigen.
2. Trent, Hurst und Hopkinson von dem
Vorwurf der Vergewaltigung zu entlasten.
3. das Märchen, dass Cill Trevelyan durchge-
brannt und spurlos verschwunden sei, auf-
recht zu erhalten.
4. die Schuld daran David und Jean Trevelyan zuzuschieben.
5. und, als das misslang, Howard Stamp in
Verdacht zu bringen, indem man ihn als
»Perversen« darstellte.
Aufgabe dieser Untersuchung war es, »den
derzeitigen Aufenthaltsort von Priscilla ›Cill‹
Trevelyan ausfindig zu machen«. Wie dargestellt, vermuten wir, dass sie tot ist und ihr Leichnam auf dem Industriegelände am Colliton Way
oder in seiner nächsten Umgebung begraben
ist. Es sind jedoch Fragen über die Ermordung Grace Jefferies’ und die Verurteilung ihres
Enkels Howard Stamp aufgekommen. Zwar
verfügen wir über keinerlei Beweise, um das
Urteil der Geschworenen zu widerlegen, wir
sind jedoch der Meinung, dass die nachfolgen-
den Fakten in Betracht gezogen werden sollten: 685
1. Beim Prozess gegen Stamp überzeugte die
Anklage das Gericht davon, dass Grace
Jefferies am Mittwoch, den 3. Juni, ge-
tötet wurde. Die Verteidigung hat diese
Erkenntnis stets angefochten.
2. Louise Burton behauptet, am Dienstag, den
2. Juni 1970, das Haus der Grace Jefferies
aufgesucht und an den Fenstern Blut gese-
hen zu haben.
3. Robert Burton, Eileen Burton, William
Burton und Louise Burton bezeugen über-
einstimmend, dass Louise am Morgen des
Mittwochs, des 3. Juni, einen Panikanfall
hatte und sich weigerte, zur Schule zu ge-
hen. William Burton hat erklärt, dass seine
Schwester jedes Mal, wenn sie Angst hatte,
solche Anfälle bekam, sich in Fötalstellung
zusammenrollte oder in eine Art Totenstarre
verfiel. Der behandelnde Arzt verschrieb ihr
damals Beruhigungsmittel. Möglicherweise
existieren seine datierten
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