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Der Außenseiter

Der Außenseiter

Titel: Der Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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erinnert sich, dass sie große Bedeutung für ihn besaß.
    Er hält mich für Cill Trevelyan, weil Roy mich Cill nannte, als er damals ins Crown and Feathers kam und er in mir jemanden erkannte, der ihm bekannt war.
    Seit dem Zusammenstoß mit der Polizei hat Colley Angst vor fremden Menschen und neigt bei näherem Kontakt zu Gewalttätigkeit. Als er bei uns wohnte, kam es zwischen Roy und ihm regelmäßig zu tätlichen Auseinandersetzungen wegen seiner Furcht vor den Gästen im Pub. So wie er Cill als jemanden in 659

    Erinnerung hat, den er geliebt hat, erinnert er sich an Roy als einen Menschen, dem er mit Angst und Misstrauen begegnen muss. Roy war der Anführer ihrer Bande, und ich bin überzeugt, irgendwie weiß Colley noch, dass er sie ins Verderben gezogen hat. Bei diesen Auftritten konnte nur ich ihn beruhigen, und daraufhin kam Roy auf die Idee, dass ich ihn heiraten und mit ihm irgendwohin, in ein abgelegenes Haus, ziehen sollte, wo der Kontakt zu anderen Menschen auf ein Minimum beschränkt werden konnte. Zu meinem Schutz, versprach er, würde er mich über Webcams, die er an einen Monitor in der Küche des Pubs anschließen würde, Tag und Nacht überwachen.
    Ich gebe offen zu, dass ich gegen diesen Plan nichts ein-zuwenden hatte. Als Colleys Ehefrau würde ich automatisch das ganze Vermögen erben. Dass Roy nicht einen Moment an meiner Bereitschaft zweifelte, nach Colleys Tod zu ihm zurückzukehren, zeigt wohl, wie eingebildet und von sich selbst überzeugt er ist. Im August 2001
    zogen Colley und ich also ins Palencia auf Sandbanks
    – die Miete wurde zunächst von Roy bezahlt – und im November 2001 heirateten wir und nannten uns danach Mr. und Mrs. Nicholas Fletcher.
    Zum ersten Mal seit dreißig Jahren hatte Roy Trent keine Macht über mich, und ich nutzte meine Freiheit 660

    zu einem kalten Entzug, um mich endlich aus der Drogenabhängigkeit zu befreien. Es wurde mir dadurch erleichtert, dass ich Colley wegen seiner immer wieder-kehrenden paranoiden Anfälle nicht von meiner Seite lassen durfte. Er mag ein gewalttätiger und gefährlicher Mensch sein, aber er wusste, was ich durchmachte, und half mir, wie kein anderer mir je geholfen hat.
    Ich gebe weiter offen zu, dass ich mich seit zwei Jahren mit dem Gedanken trage, Roy Trent, Colley Hurst und Micky Hopkinson als Cill Trevelyans Mörder zu
    ›outen‹. Natürlich ist mir klar, dass mir dadurch Nicholas ›Colley‹ Fletcher Hursts Vermögen ganz allein zufallen wird. Auch das gebe ich zu. Man hat mir gegenüber angedeutet, es komme mir doch sehr entgegen, dass ein Zeuge des Mordes an Cill tot ist (Micky) und der andere an Gedächtnisverlust leidet (Nick/Colley).
    Darauf kann ich nur sagen, dass ich all die Jahre vorher fürchtete, genauso getötet zu werden wie Cill, wenn ich meine Geschichte erzählte.
    Ich bin ziemlich sicher, dass Roy mir nicht mehr recht traut, seit ich mit den Drogen Schluss gemacht habe.
    Er hat die Webcams in Palencia auch angebracht, um die Besucher zu überwachen. Er wusste beispielsweise, dass mein Bruder mich besucht hatte, noch ehe ich es ihm erzählte. Er wusste auch, dass Miss Sasha Spencer 661

    ihre Karte hinterlassen hatte. Ich berichtete ihm beides, um ihn nicht noch misstrauischer zu machen, aber ich erzählte ihm nicht, dass ich mich mit Miss Spencer zu einem Gespräch verabredet hatte.
    Ich hoffte, wenn ich bei mir den Computer ausschaltete, würde er glauben, es handle sich um eine Störung, aber es machte ihn nur argwöhnisch. Seit August 2001, als wir in Palencia einzogen, besitzt er Schlüssel zum Haus, und er kam durch die Hintertür herein, weil der Lieferwagen der Detektei WCH, der draußen auf der Straße stand, seinen Verdacht erregt hatte. Ich hörte ihn hereinkommen, deshalb erzählte ich Miss Spencer die Geschichte von Howard, so wie Roy es mir aufgetragen hatte, nachdem Miss Gardener, die Stadträtin, und Dr. Hughes Cills Schicksal auf die Spur gekommen waren. Aber als er Miss Spencer wegschicken wollte, wurde mir klar, dass er vorhatte, mich für meine Eigen-mächtigkeit büßen zu lassen.
    Hätte ich gewusst, dass Miss Spencers Kollegen unser Gespräch am Monitor verfolgten, so hätte ich vielleicht den Mut gefunden, die wahre Geschichte zu erzählen. Sie glaubten, mein Mann wäre im Haus, und waren bereit, jederzeit einzugreifen, da ihnen seine Neigung zu Gewalt bekannt war. Ich weiß, dass es ein Gesetz gibt, das die Privatsphäre und vertrauli-662

    che Mitteilungen schützt, aber ich

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