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Der Außenseiter

Der Außenseiter

Titel: Der Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Er tat das Ganze als Scherz ab und sagte, wenn
    Dr. Hughes Recht hätte, müsse die Frau ir-
    gendwann am Nachmittag zurückgekommen
    sein, um die Brieftasche im oberen Zimmer zu
    deponieren, wo Dr. Hughes und ich zu Mittag
    gegessen hatten. Zu einer Zeit also, als das
    Pub geschlossen war. Und das sei nicht der
    Fall gewesen. Ich pflichtete ihm bei, dass die Geschichte absurd sei, und fügte hinzu, wenn
    sie stimme, müsse die Frau ja gewusst haben,
    wo das Mittagessen stattgefunden hatte, müsse also mit dem Betrieb vertraut sein. Wenn also Roy mit der Beschreibung der Frau nichts anfangen könne, sagte ich, hat sich Dr. Hughes
    eindeutig geirrt. Worauf Roy erklärte, dass
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    eine Frau dieser Beschreibung ihm nicht be-
    kannt sei.
    Ich möchte an dieser Stelle bemerken, dass ich in der Vergangenheit nie Anlass hatte, an Roys Wort zu zweifeln. Uns verbindet eine lockere
    Freundschaft, nachdem er mir in den vergange-
    nen zwei Jahren gestattet hatte, in seinem Pub meine »Bürgersprechstunde« abzuhalten. Ich
    kann nicht behaupten, ihn gut zu kennen – er
    ist auch kein mitteilsamer Mensch –, aber ich habe ihn stets freundlich und hilfsbereit erlebt, vor allem bei meinen Recherchen über Howard
    Stamp. Natürlich hat mich die Lüge stutzig
    gemacht, zumal ich keinen Grund für sie er-
    kennen konnte. Er hätte doch einfach sagen
    können: »Ich kenne mehrere Frauen, auf die
    diese Beschreibung passt, auch meine Exfrau
    gehört dazu, aber keine von ihnen war an
    diesem Tag im Pub.« Ich war ja doch mit ihm
    einer Meinung, dass Dr. Hughes sich geirrt haben musste.
    Mich interessierte das hinreichend, um auf der Grundlage einer Reihe angenommener Möglichkeiten, die mir einer Prüfung wert schienen, weiter zu recherchieren. Nachfolgend meine Liste: 244

    1. Roys Exfrau hat die Brieftasche gestohlen.
    2. Sie tat es, weil sie: a) eine Gelegenheits-diebin ist; b) den Auftrag dazu hatte;
    c) sich für Dr. Hughes interessierte. Oder
    aber es war d) eine Kombination aus allen
    drei Gründen.
    3. Wenn es ein Gelegenheitsdiebstahl war, woher wusste sie: a) dass sie die Brieftasche
    nur Roy zurückzugeben brauchte; b) dass er
    sie decken würde?
    4. Da sie die Brieftasche zurückgebracht hat, muss sie gewusst haben: a) dass Dr. Hughes
    im Pub gewesen war; b) wie er aussieht.
    5. Ihr waren diese Fakten bekannt, weil a) sie selbst im Pub gewesen war; oder b) sie sie
    von einer dritten Person erfahren hatte.
    6. Abgesehen von mir ist Roy Trent der Einzige, der wusste, wann, wo und warum ich
    mit Dr. Hughes verabredet war.
    7. Priscilla Fletcher kann über diese Einzelheiten nur Bescheid gewusst haben, wenn
    Roy sie ihr mitgeteilt hat.
    8. Wenn es ihr bei dem Diebstahl nicht
    um Geld ging, dann darum, mehr über
    Dr. Hughes zu erfahren.
    9. Sie hat Roy nicht weiter ausgefragt, weil: a) sie glaubte, er würde ihr nichts sagen;
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    oder b) er wirklich nicht mehr wusste; oder
    c) er ihr den Auftrag zu dem Diebstahl ge-
    geben hatte.
    10. Wenn b) oder c) zutreffen, wollte Roy es
    vermeiden, durch diesbezügliche Fragen an
    mich übermäßiges Interesse an Dr. Hughes
    zu bekunden.
    11. Dr. Hughes kam einzig aus Interesse an
    Howard Stamp nach Bournemouth.
    Ich wusste bereits, dass Roy Trent Howard
    Stamp gekannt hat, wenn auch nur »vom
    Sehen« (wie Roy sagte), doch unter den
    Umständen schien es mir nur logisch anzu-
    nehmen, dass auch Priscilla Fletcher auf ir-
    gendeine Weise mit Howard zu tun gehabt
    hat. Aus reiner Neugier nahm ich mir noch
    einmal die Presseberichte zum Zeitpunkt der
    Ermordung von Grace Jefferies vor. Ich wollte prüfen, ob ich vielleicht irgendetwas übersehen hatte. Ich stieß auf einen Artikel über eine Dreizehnjährige namens Priscilla »Cill«
    Trevelyan, die eine Woche vor der Auffindung
    von Grace’ Leichnam verschwand. Es ist mir
    bis jetzt nicht gelungen festzustellen, ob Cill Trevelyan und Priscilla Fletcher dieselbe Person sind. Doch es gibt Ähnlichkeiten zwischen der 246

    Fotografie des verschwundenen Mädchens und
    einem Foto von Priscilla Fletcher/Trent, das ich aufgestöbert habe. Es wurde vor fünf Jahren
    bei einem Grillfest im Crown and Feathers ausgerechnet von Jim Longhurst gemacht. Ich
    hoffe, Dr. Hughes wird die Ironie zu würdigen wissen. (Kopien liegen bei.)
    Ich möchte mich keinesfalls zu voreiligen
    Schlussfolgerungen hinreißen lassen, aber of-
    fenbar wurde Cill vor ihrem Verschwinden
    das Opfer einer Vergewaltigung, an der meh-
    rere Täter beteiligt waren, was sich

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