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Der Außenseiter

Der Außenseiter

Titel: Der Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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anderthalb Jahren, aber so fertig bist du erst, seit Emma weg ist.«
    Zorn blitzte flüchtig in Jonathans Augen auf.
    »Lass es einfach, okay. Wenn es dir gut tut, dann gib ruhig einer gescheiterten Beziehung die Schuld an meinen Problemen – deine eigenen entschuldigst du ja auch damit.«
    »Ich kann mich nicht erinnern, mit dir über meine Probleme gesprochen zu haben, Jon. Meistens wälzen wir doch stundenlang deine.«
    »Ja, gut, aber hör auf, Emma die Schuld zu geben.
    Das, was heute passiert ist, war typisch. Fremde 231

    sehen nicht mich, sie sehen jemanden, der nicht zu ihrem gemütlichen Verein gehört. Erleb das mal Tag für Tag und dann sag mir, ob du nachts gut schlafen kannst.«
    »Wir sitzen doch alle im selben Boot. Wenn Fremde mich sehen, dann sehen sie einen kahlköp-figen Gnom, der nicht mal reich oder berühmt ist.
    Das tut genauso weh – besonders wenn es einem mit Frauen passiert. Ich merke genau, wie ihre Blicke über meinen Kopf schlittern, während sie sich nach einem großen, gut aussehenden Typen mit vollem Haar umschauen.« Er lachte amüsiert.
    »Dabei würde es mir nicht mal was ausmachen, wenn ich nicht eine Vorliebe für große Frauen hätte. Aber so ist das Leben. Man muss klar erkennen, was los ist, und bereit sein, ein paar Kompromisse zu schließen.«
    »Zum Beispiel?«
    »Man darf sein Herz nicht auf der Zunge tragen.
    Die Leute reagieren ziemlich unerfreulich, wenn man zeigt, dass es einem nahe geht. Entweder sie nutzen die Situation aus oder sie verdrücken sich, so schnell sie können.« Er nahm Gas weg, als sie sich einem Kreisverkehr näherten. »Die Polizisten als Faschisten zu beschimpfen, war nicht gerade eine brillante Idee.«
    Jonathan starrte mit grimmiger Miene durch die Windschutzscheibe hinaus. »Weißt du, wie oft ich in den letzten sechs Monaten angehalten und 232

    durchsucht worden bin? Viermal einschließlich gestern Abend. Wie oft war es bei dir?«
    »In den letzten sechs Monaten? Keinmal. In meinem ganzen Leben? Einmal, als es in einem Pub, in dem ich war, eine Prügelei gab.«
    »Na bitte. Als Kind bin ich jede zweite Woche angehalten worden.«
    »Nur weil du es erwartet hast. Wenn man negative Erwartungen ausstrahlt, erfüllen die sich meistens sofort. Ich sage gar nicht, dass das fair ist, aber Misstrauen erzeugt Misstrauen.«
    »Und was war zuerst da?«, knurrte Jonathan.
    »Das Misstrauen der Polizei gegen mich oder meines gegen sie? Versuch mal, das mit deiner schlich-ten Regel zu lösen. Ich hatte mir ein bisschen Teilnahme erhofft und nicht schon wieder einen Vortrag über die Gefahren der Entfremdung. Ich würde es noch akzeptieren, wenn ich wüsste, dass du selbst sie schon erlebt hast, aber das ist nicht der Fall. Eine gescheiterte Ehe zählt ja wohl nicht, schon gar nicht, wenn man von der Ehefrau noch zum Abendessen eingeladen wird und die Töchter einen übers Wochenende besuchen.«
    »Gleich wirst du mir erklären, was für ein Glückspilz ich bin«, sagte Andrew milde. »Alle Freuden des Familienlebens ohne die Irritationen des täglichen Zusammenlebens. Die Eltern sind trotz ihres Alters fit und selbständig – dank eines Anteils an einer gutgehenden kleinen Agentur –, 233

    Frau und Kinder sind sicher unter Dach und Fach bei einem Mann, der sie zu schätzen weiß – dank einer großzügigen Scheidungsregelung –, und ich kann mich dem widmen, was mir wirklich Spaß macht: arbeiten, um sie alle zu unterhalten.«
    »Wenn man bedenkt, dass du an der Scheidung schuld warst, kannst du wirklich von Glück reden, dass Jenny nicht jeden Kontakt abgebrochen hat.«
    »Hm … nur ist sie auch fremdgegangen. Es ist leichter, eine Beziehung aufrechtzuerhalten, wenn beide Teile ein schlechtes Gewissen haben.«
    Jonathan sah ihn an. Das hatte er nicht gewusst.
    »Ich dachte, du wärst allein schuld gewesen.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Du hättest mir die Wahrheit sagen sollen.«
    »Warum?«
    »Ich habe immer gedacht, wie blöd es von dir war, Jenny wegen einer Frau aufzugeben, die nur ein paar Monate lang aktuell war. Ich kann mich nicht mal mehr erinnern, wie sie hieß. Claire?
    Carol?«
    »Claire«, sagte Andrew, »eine blonde Sexbombe mit blauen Augen, genau wie Jenny. Es heißt, dass Männer immer auf denselben Typ Frauen fliegen; umgekehrt scheint das nicht zu stimmen. Greg
    – Jennys Liebhaber – ist ungefähr drei Meter groß und schaut aus wie Brad Pitt. Ich verstehe sehr gut, dass sie auf ihn geflogen ist. Und die Mädchen auch. Sie finden

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