Der Außenseiter
ein Mal nerlei Indizien, die sie unter- wurden wir als liebevolle mauern würden. »Wenn Eltern dargestellt.«
das wirklich passiert ist,
Die Fotografien von Pris-
dann ist es tragisch, dass cilla, die an den Wänden Cill sich zu sehr schämte, hängen, zeugen von Jeans um mit jemandem darü- Liebe zu ihrer Tochter, ber zu sprechen.« Er gab aber sie gibt zu, dass die zu, dass die Stigmatisie- Fotos erst nach Priscillas rung, die mit einer Verge- Verschwinden aufgehängt waltigung verbunden ist, wurden. Wie so viele Müt-die Opfer häufig davon ter fand sie es schwierig, abhält, Anzeige zu erstat- einer aufmüpfigen Puber-ten. »Die Polizei bemüht tierenden gegenüber die sich, Frauen und Mädchen nötige Strenge walten zu zu ermutigen, sich zu mel- lassen, ohne ihr die müt-den«, sagte er, »aber da terliche Liebe zu entziehen.
liegt noch ein langer Weg »Wir waren streng, weil vor uns.«
wir uns Sorgen um sie
Das ist kein Trost für gemacht haben, aber erst Jean Trevelyan, die an ih- seit sie weg ist, wissen wir, rem Fenster sitzt und da- was wirklich Sorgen sind.
rum betet, dass Priscilla Mein Mann David ist völ-wieder nach Hause kommt. lig niedergeschmettert. Es
»Wir haben mehr verloren ist schrecklich, auf diese als unsere Tochter«, sagt Weise lernen zu müssen, sie weinend, »wir haben dass man seinem Kind ge-unseren guten Namen rade dann Zuneigung zei-256
gen muss, wenn man am es eine Vergewaltigung ge-
ärgerlichsten ist. Wir ha- geben hat, aber ich weiß, ben sie bestraft, weil wir dass sie passiert ist, weil sie lieben, aber sie muss Cill ihren Rock weggewor-geglaubt haben, dass wir fen hat. Sie hatte eigens es aus Hass getan haben, auf ihn gespart, es war sonst wäre sie nicht weg- ihr Lieblingsrock. Sie hät-gelaufen.«
te ihn nicht ohne Grund
Den größten Schmerz fortgeworfen.«
bereitet ihr, dass Priscilla
Was bleibt, ist ein Gefühl
es nicht über sich brach- ungeheurer Tragik. Eine te, sich jemandem anzu- schmerzgebeugte Mutter, vertrauen und über die die aus Angst, ihre Tochter Vergewaltigung zu spre- könnte bei ihrer Heimkehr chen. »Ihre Freundin hat ein leeres Haus vorfinden, erzählt, dass sie glaubte, keinen Schritt außer Haus die Leute würden sagen, zu gehen wagt. Ein Vater, sie sei selbst schuld, weil den Schuld niederdrückt, sie einen Minirock getra- weil er eine von der Schule gen hat. Aber wir leben verhängte Strafe unter-doch in einer furchtbaren stützt hat. Ein Haus, in Gesellschaft, wenn eine 13- dem es kein Lachen mehr Jährige glaubt, man wird gibt. Ein Kind, das versie für etwas verantwort- schwunden ist, weil es nie-lich machen, was ihr von manden um Hilfe bitten anderen angetan wird. Die konnte.
Polizei zweifelt daran, dass
Bronwen Sherrard
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S P I C E R & H A R D Y
LITERATURAGENTEN 25 BLUNDELL STREET
LONDON W4 9TP
Miss George Gardener
Stadträtin
25 Mullin Street
Highdown
Bournemouth
Dorset BH15 6VX
Montag, 7. April 2003
Sehr verehrte George Gardener,
besten Dank für Ihr Schreiben vom 2. April und Ihre Genesungswünsche für Jonathan. Bereits
vor dem Zusammentreffen mit Ihnen hatte er
seit geraumer Zeit an heftigen Magenkrämpfen
und Anfällen von Übelkeit gelitten, die er törich-terweise auf Stress und Überarbeitung zurück-
führte, während das Problem in Wirklichkeit ein blutendes Magengeschwür war. Seine Reise in die Vereinigten Staaten verschlimmerte die Geschichte noch, und an dem Tag, an dem er mit Ihnen zu-sammentraf, stellten sich Komplikationen ein. Zum Glück konnte das Problem noch rechtzeitig be-258
handelt werden, und er befindet sich jetzt auf dem Wege der Besserung. Ich berichte Ihnen das alles, weil er selbst Ihnen gegenüber kein Wort darüber verlieren wird. Er ist der Meinung, dass es für sein Verhalten keine Entschuldigung gibt. Aber da ich von Sergeant Lovatt gehört habe, dass Sie selbst in ärztlicher Behandlung sind, würde ich eher von einem unglücklichen Aufeinandertreffen von Krankheiten sprechen, das man am besten vergessen sollte. Ich möchte nicht versäumen, nun Ihnen baldige Genesung zu wünschen.
Ich lege einen Brief von Jonathan betreffend
Priscilla Fletcher/Cill Trevelyan bei. Ich möchte bei dieser Gelegenheit zwei Dinge betonen: 1. seine Bereitschaft, sich an Ihrem Projekt zu beteiligen; und 2. die Sachkenntnis, die er beisteuern kann.
Jon hat viele starke Seiten, aber ein Talent zur Eigenwerbung gehört nicht dazu. Wenn er sich
darin versucht, wirkt er gönnerhaft. Versucht er
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