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Der Autor und sein Werk

Der Autor und sein Werk

Titel: Der Autor und sein Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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»Diese Wahnsinnigen werden das nicht vor leerem Haus tun. Jedes Theater braucht Zuschauer, jeder Akteur träumt vom großen Applaus. Und wenn es der tausendfache Aufschrei des Entsetzens ist … wer soviel Geld, Mühe, technischen Aufwand und Satanerie investiert, will auch den ganz großen Schlag.«
    Sekundengenau schildert Konsalik wenige Minuten vor dem erwarteten ›großen Schlag‹ die gleiche Situation, die am Dienstag Millionen von Fernsehzuschauern in aller Welt miterlebt haben: »Auf dem Olympiagelände befanden sich 3. 000 Polizisten, 24.000 Helfer standen bereit, 3.000 Ärzte, ebenso viele Sanitäter. Vor den Blicken der Gäste verborgen, warteten in Seitenstraßen und Hinterhöfen 400 Krankenwagen, die Bundeswehr hatte ihre Sanitätswagen alarmiert … es war eine Aktion gewesen, so blitzschnell, daß selbst die Zeitungsleute nichts mehr an ihre Redaktionen melden konnten. Auf einem … Flugplatz warteten … Hubschrauber, Lastwagen mit Blutplasma, Blutkonserven, Blutersatz und Infusionsflaschen fuhren um das Stadion auf …«
    Es ist ein geisterhaftes Bild, das von Konsalik aufgezeichnet und leider Wirklichkeit wurde. Das gespenstische Treiben auf dem Flugfeld von Fürstenfeldbruck wurde gegenwartsnah heraufbeschworen. Während es bei Konsalik eher ›Science-fiction‹ war und der verbrecherische Schlag mißlang, erlebte die Welt ein Blutbad, das sich auch der Verfasser in seinen kühnsten Vorstellungen nicht ausgemalt hat. Aber ›es gibt heute nichts mehr, was nicht möglich wäre‹ – das Geschehen des Romans wurde blutige Wirklichkeit.

    H.G. Konsalik ist maßlos erschüttert
    RS Nordhorn. »Ich bin maßlos erschüttert, daß die Vision meines Buches eine so grauenvolle Wirklichkeit geworden ist.« Das sagte gestern abend der Schriftsteller H.G. Konsalik in einem Telefon-Interview den GN . »Das Buch wurde zu einer bestürzenden Aktualität, die ich nie erwartet hätte. Es wurde unter ganz anderen Vorzeichen geschrieben und sollte nur aufzeigen, was in unserer menschlichen Gesellschaft überhaupt möglich ist. Daß dieses Blutbad so geschehen ist, kann ich jetzt noch nicht fassen«, sagte Konsalik. »Gerade weil mir das Buch sehr am Herzen lag, habe ich mir eine andere › publicity ‹ gewünscht«, erklärte der Autor abschließend.
    Grafschafter Nachrichten, 7.9.72

›Porträt einer Stadt‹ – ›Inferno einer Schlacht‹ – ›Protokoll eines Wahnsinns‹ – das waren die Untertitel eines Dokumentar-Bildbandes, den Konsalik 1968 zum 25. Gedenktag der Tragödie von Stalingrad im Hestia-Verlag herausbrachte. Wie eindeutig der Autor schon ›klassisch‹ genannter Romane über den Zweiten Weltkrieg hier Stellung bezieht gegen unverbesserliche Verharmloser und Verklärer des Krieges als eines ›Vaters aller Dinge‹, wie entschieden er für die Verständigung unter den Völkern plädiert, die alle Wiederholungen solcher Katastrophen unmöglich macht, bezeugt bereits die Einleitung, die er diesem Band voranstellte.

    HEINZ G. KONSALIK

Stalingrad – Über den Wahnsinn
    Als 1914, im Ersten Weltkrieg, bei Langemarck deutsche Studentenregimenter ohne Artillerievorbereitung in den Tod stürmten, nannte man dieses Verbrechen an der deutschen Jugend recht bald eine ›unsterbliche Heldentat‹. Als vor Verdun im mörderischsten Stellungskrieg Hunderttausende Franzosen und Deutsche verbluteten, wurde auch hier sehr schnell vom ›Heldentod‹ gesprochen. Nationale Geschichtsschreiber und vor allem die ewigen Militaristen, deren Unsterblichkeit erschreckend ist, erhoben das Leiden und Sterben der Soldaten, die Unfähigkeit der Strategie, die Blindheit vor den Tatsachen, die Unverantwortlichkeit gewisser Entscheidungen und das Verbrechen an sich, das Krieg heißt, in den ›heiligen Raum des Heldentums‹.
    Die Jugend glaubte es … und die Jugend starb dafür.
    Allerdings erlebte sie etwas Merkwürdiges: Sie erlebte das, was man ihr nicht in den patriotischen Schilderungen gesagt hatte, was kein nationaler Lehrer ihr am Katheder vorpredigte, was kein General bei der Vereidigung neuer Soldaten erwähnt: Man stirbt nicht mit einem Hurra auf den Lippen, sondern mit einem Schrei, einem Wimmern und Stöhnen, einem Brüllen vor Schmerzen und einer Verzweiflung, die unbeschreiblich ist. Man stirbt nicht mit dem Gefühl im Herzen ›Lieb Vaterland, magst ruhig sein‹, sondern die Angst packt einen, der Körper ist zerfetzt und blutet aus, man kriecht über die Erde und brüllt »Sanitäter!

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