Der Autor und sein Werk
gerade in den Gefangenenlagern, fast schon Sitte, daß die ärztliche Betreuung der Kriegsgefangenen von Ärztinnen wahrgenommen wurde. Die Ersten Untersuchungen, die Selektionen – ›arbeitsfähig – nicht arbeitsfähig‹ –, oft Todesurteile, denn arbeitsfähig hieß Arbeit im Wald, in den Kohlegruben, in Erzbergwerken, in Steinbrüchen – wurden zu 90 % von Ärztinnen ausgesprochen. In den Gefangenenlagern war die Macht der Ärztinnen berüchtigt.
Auch heute, im modernen Rußland, ist das Verhältnis der Medizinstudenten männlich – weiblich erstaunlich, 35 : 65 zugunsten der Frauen. In den Kliniken sind Ärztinnen viel in leitenden Stellen, vor allem in den Sanatorien (siehe Solschenizyn, ›Krebsstation‹). Über ganz Rußland verstreut: Ärztinnen. Bei Neusiedlungen in Sibirien: Ärztinnen! Rußland ist heute der Staat, der die meisten Ärztinnen in der Welt hat. Warum? Ich weiß es nicht.
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Die Flucht sowjetischer Künstler in den Westen ist ja Legion. Ob Nurejew, der beste Tänzer der Welt, ob Rostropowitsch, der beste Cellist der Welt, ob Solschenizyn oder Schachweltmeister Kortschnoi, ob Turner oder Wissenschaftler … wer erkannt hat, was der Bolschewismus wirklich ist, versucht, ihm zu entkommen. Aber wo sie auch sein werden, soviel Geld sie hier im goldenen Westen verdienen werden, – sie werden immer Russen bleiben und immer voller Heimweh stecken. Ein Russe ohne Rußland ist ein gespaltener Mensch! Es gibt, glaube ich, keinen Menschen, der seine Heimat so innig liebt wie ein Russe. Aber er flüchtet, weil die Politiker ihm die Luft zum Leben und zur freien Entfaltung seiner Persönlichkeit nehmen. – So auch ›Natascha‹. Alle Opernbühnen der Welt liegen ihr zu Füßen … sie aber sitzt am Ufer der Seine und weint, wenn sie an Rußland denkt.
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Und deshalb habe ich Natascha geschrieben, um zu zeigen, was in einem Menschenleben möglich ist an Glück und Leid, an Sehnsucht und Erfüllung, an politischer Sturheit und menschlicher Größe. Ein Roman über einen Menschen für die Menschen … weiter nichts. – Aber ich glaube, das ist genug. Denn meine Leser verstehen mich: 29 Millionen Buchkäufer in 17 Sprachen und in 398 Auslandsausgaben. Der Erfolg gibt dem Autor recht, wenn er sagt: Ich schreibe, um alle anzusprechen.
Und so glaube ich, daß ich Ihnen damit geholfen habe, eine gute Arbeit zu schreiben. – Viel Glück!
Mit besten Grüßen (Konsalik)
Lauenburg , den 24.01.77
Sehr geehrter Herr Günther!
Mit großem Interesse habe ich in ›Die Welt‹ vom 22.01.77 den Aufsatz über Sie mit dem Titel ›Rußland und Arztberuf‹ gelesen.
Man kann nur bedauern, daß Sie das Medizinstudium abgebrochen haben. Menschen Ihres Formates fehlen im Arztberuf.
Mir wird schwindelig, wenn ich lese: »Geschätzte Gesamtauflage: Über 22 Millionen«. Von meinem Buch sind bislang 60.000 verkauft. Da bekommt man ja direkt Komplexe!
Auch ich bin Jahrgang 1921. Meine Haarpracht ist ähnlich dicht wie die Ihrige. Ich hoffe immer, daß das auch etwas mit dem Denken zu tun hat. Bei Ihnen zweifele ich jedenfalls nicht daran.
Das wollte ich Ihnen schnell schreiben, bevor ich es vergesse. Oder mich mit zuviel Arbeit herausreden kann.
In Verbundenheit bin ich Ihr sehr ergebener
JULIUS HACKETHAL
(abgedruckt im WELT-Report)
[ Herrsching , … ]
Sehr verehrter Herr Konsalik!
Für Ihr phantastisches Buch ›Liebe am Don‹ meinen allerherzlichsten Dank. Diese wunderbare Liebesgeschichte, verwoben mit den grauenhaftesten Begebenheiten von damals bis in die heutige Zeit, hat mich tief ergriffen, es ist schwer, das Buch aus der Hand zu legen.
Diese Abhandlung kann doch nicht allein Phantasie sein – Sie müssen es erlebt haben! – Selten hat mich ein Buch derart gefesselt und berührt. Welch eine Gnade, derartig schreiben zu können! Mir fehlt die Ausdruckskraft, um Ihnen zu sagen, was mich an diesem Buch am glücklichsten gemacht hat. Nur eines ist sicher, ich bewundere Sie aus vollstem Herzen und werde mir Ihre sämtlichen Werke besorgen.
Es muß was Wunderbares sein, eine derartige hundertprozentige schöpferische Begabung zu besitzen und Millionen damit zu beglücken.
In Bewunderung und Dankbarkeit Ihre
CAMILLA HORN
Herrn und Frau
Heinz, G. Konsalik
Elisabethenhof
534 Bad Honnef 6/BRD
Wien, 4. Jänner 1977
Meine lieben Freunde!
Erst heute komme ich dazu, mich bei Ihnen herzlichst für das wunderbare Buch
EIN HIMMEL VOLLER STERNE
zu bedanken. Wie alle Bücher von Konsalik ist auch
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