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Der Azteken-Götze

Der Azteken-Götze

Titel: Der Azteken-Götze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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allmählich verschwand auch der Nebel vor seinen Augen. Die Beine bewegte Abe automatisch, doch als sich die Wolken zurückzogen, da sah er auch das Gesicht.
    Inez schaute ihn an!
    Mit der Schminke auf dem Gesicht wirkte sie selbst wie eine fremde Person, wie eine Göttin oder Prinzessin, die aus einer fernen Zeit erschienen war.
    Sie wartete mit dem Messer.
    Sie stand neben dem Götzen, der das Blut des Menschen wollte, um seine Fesseln abzustreifen. Noch zuckte er nur, noch bemühte er sich vergeblich, Minuten später jedoch würde es soweit sein. Die Zeit schien stillzustehen. Abe hatte das Gefühl, durch Watte zu gehen, aber der Schmerz in seinem Kopf und auch der in seiner Brust machten ihm klar, daß er keinen Traum erlebte, und aus der Wunde an der Wange tropfte der rote Lebenssaft hervor.
    »Du kannst beginnen!« erklärte Sidda. »Ich habe ihn fest im Griff. Er kann uns nicht mehr entwischen.« Nach dem letzten Wort drückte er beide Arme zugleich in die Höhe, und ein irrer Schmerz durchzuckte die Schultern des G-man.
    Er beugte seinen Körper nach vorn. Damit folgte er einem Automatismus und blieb schließlich in seiner gebückten Haltung. So hatte ihn Sidda haben wollen, und so wollte ihn auch die Frau haben. Sie hielt in der rechten Hand das Messer aus Obsidian, in der linken aber einen anderen Gegenstand, der wie eine Kaffeeschale aussah, und auch so etwas Ähnliches war, nur würde sie kein Getränk beinhalten, sondern Blut.
    Es tropfte aus der Wunde an der rechten Wange. Die Frau hielt die Schale genau darunter, so daß Abe erkennen konnte, wie sein Blut den Boden der Schale benetzte.
    Die andere Hand mit dem Messer näherte sich wieder seinem Gesicht und zielte diesmal gegen die linke Wange.
    Dann erfolgte der Schnitt.
    Der Schmerz biß durch die linke Gesichtshälfte. Abe wollte sich aufbäumen, das schaffte er nicht, weil die beiden Griffe des Killers ihn zu stark festhielten.
    Seine Knie wurden weich. Beinahe wäre er zusammengebrochen, aber man hielt ihn fest.
    Und das Blut floß…
    Aus zwei Wunden rann es hervor. Die Tropfen verteilten sich in der Schale, sie hatten bereits eine kleine Pfütze gebildet, die den gesamten Boden bedeckte.
    »Ja!« hörte er die Frau flüstern. »So ist es gut. So und nicht anders habe ich es mir vorgestellt. Sei froh, daß du mit zwei Wunden auskommst. Bei den anderen waren es mehr.«
    Er fluchte. Das heißt, er wollte fluchen, aber seine Worte erstickten in der Kehle.
    Abe Douglas spürte, daß er Blut verlor, und er fragte sich, wann ein Mensch durch den Blutverlust so schwach wurde, daß er irgendwann sein Leben aushauchte.
    Nach einem Liter? Nach zwei Litern oder drei?
    Er hatte keine Ahnung, aber der Lebenssaft rann weiter in die Schale hinein und stieg an den Rändern hoch.
    Abe gestand sich ein, sich selbst überschätzt zu haben. Er hatte auch zu spät seine Londoner Freunde alarmiert. Sollten sie das Tal der Götter finden, war von ihm nicht mehr als eine ausgeblutete Hülle zurückgeblieben.
    Traurig, aber wahr…
    Die Schwäche nahm zu. Abe wußte nicht, ob es eine Nachwirkung des Kampfes war oder sich bereits der Blutverlust so stark bemerkbar machte. Jedenfalls würde er sich aus eigener Kraft nicht mehr befreien können. Andere hatten das Kommando übernommen.
    Und Pablo Sidda genoß seinen Triumph. Er sprach ihn an, seine Stimme war ein böse klingendes Flüstern, gezischte Worte und Sätze, von denen er nur Bruchstücke verstand.
    »Na? Fühlst du es? Merkst du, wie dein Blut zusammen mit der Kraft aus dem Körper rinnt?«
    Der G-man schwieg.
    Sidda sprach weiter. Er schickte ihm seinen ganzen Haß entgegen, den er für Douglas empfand.
    Vor dessen Augen verschwammen die Umrisse der Schale. Auch die Hand und der Arm der Frau wurden zu nebulösen Gebilden, aber er hörte Inez sprechen.
    »Es reicht!«
    »Meinst du?«
    »Ja, das ist genau das Blut, das dem Götzen fehlte.«
    »Okay, dann kann ich ihn töten.«
    »Nein, warte noch damit. Warum soll er nicht sehen, wie durch sein Blut der Götze erwacht?«
    Ahe hörte ein scharfes Lachen. »Verdammt, du hast recht. Das wird ihn noch zusätzlich fertigmachen, und er wird die Bilder mit auf die letzte Reise nehmen.«
    Nach diesen Worten ließ Sidda den G-man los. Inez war sicherheitshalber zur Seite getreten, denn es war Abe unmöglich, sich auf den Beinen zu halten.
    Er torkelte und fiel gleichzeitig nach vorn, ohne daß er die Schale oder deren Halterin berührt hätte.
    Er selbst war so schwach, daß

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