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Der Azteken-Götze

Der Azteken-Götze

Titel: Der Azteken-Götze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hoffte, noch mehr Zeit gewinnen zu können.
    »Weil er die Herrschaft will. Ich habe es deutlich gespürt. Ich bekam die Botschaft schon Vorjahren, und ich bereitete alles vor!« erklärte sie mit stolz klingender Stimme. »Ich weiß selbst, daß es für einen normalen Menschen nicht begreifbar ist, aber wer die Wiedergeburt so erlebt hat wie ich, der ist davon besessen, der muß seine Aufgabe einfach erledigen, verstehst du das?«
    »Irgendwo schon«, erwiderte er. »Ich verstehe alles. Nur kann ich nicht begreifen, daß sich dein Körper mit diesem grünen Licht gefüllt hat.« Er redete immer weiter, auch schneller, er wollte Inez hinhalten, denn gewisse Äußerlichkeiten gefielen ihm überhaupt nicht. Der Klang der Trommeln war lauter geworden. Es konnte bedeuten, daß er bald sein Blut loswerden sollte.
    Sie nickte. »Es gibt eine Erklärung. In mir mischten sich zwei Existenzen. Die uralte und die neue. Ich will dir noch etwas sagen. Ich bin es gewesen, die dafür sorgte, daß sich die Azteken wieder zusammenfanden. Ich habe die Diener geholt, ich habe mich in Mexiko umgeschaut und erlebt, daß es die Azteken als Völkergruppe noch gibt, und das ist für mich sehr wichtig gewesen. So gelang es mir, für ihn eine große Streitmacht aufzubauen, wenn du verstehst?«
    »Ja, ich begreife es. Du bist zwei Leben in einer Person. Das erste hat sich mit dem letzten gemischt.« Abe hatte gelogen, er begriff den Vorgang nicht, aber er glaubte auch nicht daran, daß die Person ihm einen Bären aufgebunden hatte. Da war einiges an Wahrheit daran. Sie hatte die Botschaft erhalten und führte sie auch durch. Dennoch wunderte er sich, daß der Götze gefangen und gefesselt war. Er drehte den Kopf nach links und konnte ihn anschauen. Xitopec bewegte nur seinen Kopf. Er drehte ihn von einer Seite auf die andere, er stöhnte leise, aber er war noch nicht in der Lage, etwas zu unternehmen, weil ihn noch die Bänder hielten und er wahrscheinlich noch darauf warten mußte, das Restblut zu bekommen. Als Inez das Messer anhob und es so kantete, als wollte sie damit zustoßen, drückte Abe seine Hände vor. »Nein, warte noch, ich möchte dir noch eine Frage stellen, bitte.«
    Sie blieb tatsächlich stehen. »Ja, was ist?«
    »Wenn der Götze so wertvoll für dich ist, dann frage ich mich, weshalb man ihn gefesselt und auf dieses Brett gebunden hat. Das muß doch einen Grund gehabt haben.«
    »Den gab es.«
    »Paßte er dem Volk nicht mehr?«
    Inez überlegte einen Moment. »Ich will es dir sagen. Er war einfach zu fremd. Er kam und übernahm die Macht. Das ging nicht immer gut, denn andere Götter fühlten sich benachteiligt.«
    »Wurde er ihr Feind?«
    »So ist es. Sie wollten ihn nicht mehr akzeptieren. Sie wollten die Macht nicht mit ihm teilen. Er war gefährlich, er wurde ihnen gefährlich. Er wollte beinahe so sein wie der Sonnengott, und er ging keine Kompromisse ein. Da haben sich andere Götter zusammengeschlossen und seine Gefangenschaft vorbereitet. Sie haben ihn nicht getötet, sie nahmen ihm nur das Blut ab, das in seinen Adern floß. Sie trockneten ihn aus. Um ganz sicher zu gehen, banden sie ihn fest. Das ist seine Strafe gewesen. Ich aber weiß, wie man ihn wiedererwecken kann. Man muß ihn mit Blut füllen. Er lebt von diesem Saft, der in den Menschen fließt. Beinahe ist er so etwas wie ein Vampir, ein blutschlürfendes Monstrum, ein…« Sie hörte auf und schaute ihn aus kalten Augen an.
    »Jetzt weißt du alles.«
    »Nein, ich…«
    »Doch!« Ihre Antwort klang so hart, daß der G-man zusammenzuckte. Ihm wurde sehr drastisch klar, daß seine Situation so eng und gefährlich war, als würden mehrere Killer vor ihm stehen, die ihn in die Mündungen ihrer Waffen schauen ließen.
    Er holte Luft.
    Tief atmete er ein. Er spürte im Mund einen nahezu ekligen Gallegeschmack, und er wußte, daß die Zeit dahinrann. Sie war einfach nicht mehr aufzuhalten. Inez hatte eine Aufgabe zu erledigen, denn er war der letzte in der Kette der Opfer.
    »Du wirst helfen, ihn zu erwecken. Auf dich habe ich gewartet. Alle anderen haben ihr Blut bereits gespendet. Wir haben es uns in der Stadt geholt, und der Mann, den du gejagt hast, ist einer von uns gewesen. Du hättest Pablo Sidda in Ruhe lassen sollen. Daß du es nicht getan hast, ist dein persönliches Pech gewesen.«
    Der G-man verteidigte sich. »Er war ein Verbrecher, verdammt noch mal. Ein Killer!«
    »Na und?« höhnte sie. »Das interessiert uns nicht. Sidda war auch ein Diener

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