Der Baby-Test
"Hallo" war sie überhaupt nicht zu Wort gekommen.
Im Hintergrund hörte sie Michael Crawford singen: "... und Wunschträume werden Wirklichkeit."
Liz begann zu lachen. Sie könnte einfach nicht anders.
Candie traf um halb sechs ein. Die paar Tage in den Bergen hatten ihr gut getan, und sie wirkte ausgeruht und sehr glücklich.
"Wie ich sehe, bist du schon fertig geschminkt." Sie umarmte Liz. "Deshalb bekommst du jetzt keinen Kuss. Hast du schon gemerkt, was hier abläuft?"
Liz nickte. "Ich kann es mir denken, aber glauben kann ich es immer noch nicht."
"Glaube es ruhig, Liz. Der Mann ist verrückt. Er hat uns am Flughafen abgeholt und darin einfach mit auf seine Einkaufstour genommen. Blumen, Flugtickets und ... und andere Dinge", endete sie geheimnisvoll. Sie ging durchs Wohnzimmer, das bis auf die an der Wand gestapelten Babysachen fast wieder aussah wie vorher. Dann öffnete sie die Tür zum Schlafzimmer. "Ist das Kleid geliefert worden? Du hast doch nicht heimlich in die Tüte geschaut?"
"Habe ich nicht", schwor Liz.
Candie seufzte. "Wenn ich über eine so ausgeprägte Selbstbeherrschung verfügen würde wie du, würde ich jetzt schon längst wieder in meine Sachen von früher passen." Sie öffnete den Kleidersack. "Zieh den Bademantel aus, Liz, damit wir dich ankleiden können. Die Limousine wird bald da sein."
"Limousine?" wiederholte Liz wie ein Papagei, während sie mechanisch ihren blauen Satinbademantel abstreifte. Darunter trug sie raffinierte weiße Wäsche, die sie ebenfalls aus New York mitgebracht hatte. Wenn Doug einen romantischen Abend geplant hatte, wollte sie auf alles vorbereitet sein. "Soll ich unsere Koffer packen? Wenn Doug und ich nach Hawaii fliegen, brauchen wir doch unsere Sachen. Hawaii, Candie! Kannst du dir das vorstellen?"
Als Candie ein dreiviertellanges seidenes Brautkleid mit einem perlenbesetzten Spitzenoberteil herauszog, verschlug es Liz die Sprache. Sie setzte sich aufs Bett und brach in Tränen aus.
"Damit habe ich gerechnet." Candie setzte sich neben Liz, nahm sie in die Arme und wiegte sie hin und her wie eines ihrer Kinder. "Soll ich dir den Schleier und die Schuhe jetzt gleich zeigen, oder fließt dann der Tränenstrom von neuem? Doug ist wirklich brillant - keine Erklärungen, keine Beichten. Erst wird geheiratet, für alles andere ist später genug Zeit. Wahrscheinlich wird ihm die Bank, für die er arbeitet, über kurz oder lang gehören. Jetzt weine dich einmal richtig aus, mein Schatz - aber nicht länger als ein paar Minuten. Dann müssen wir dein Make-up auffrischen und dich ankleiden. Die Zeit wird nämlich allmählich knapp."
Doug lief auf dem Bürgersteig vor dem Haus 200 South Third Street hin und her. Er blickte abwechselnd auf die Uhr und auf die Straße.
"Vielleicht ist sie mit dem Boten des Blumenladens durchgebrannt", murmelte er und lehnte sich gegen die Wand des Gebäudes, in dem neben Holzfällern auch Filmstars schon für 35 Dollar ihre Heiratslizenz abgeholt hatten.
"Oder sie hat nach drei Jahren erkannt, dass sie dich doch nicht richtig liebt. Reizbar wie du bist, hast du ihr dazu ja auch reichlich Grund gegeben. Als du mich das letzte Mal fragtest, ob ich die Ringe auch wirklich in der Tasche habe, hast du mir fast den Kopf abgerissen."
"Wir war's, wenn du jetzt mal eine Weile den Mund hältst?" fuhr Doug seinen besten Freund an. Er war nicht mehr so nervös gewesen seit ... seit ... Er war noch nie so nervös gewesen.
Im Überschwang des Kaufrauschs war ihm alles noch so logisch erschienen. Sie würden heiraten, und damit wäre alles in Ordnung. Doch nun war Liz schon eine Viertelstunde zu spät dran, und ihm kamen Zweifel.
Er hatte einfach gehandelt. Ohne sich zuvor zu entschuldigen, dass er die Zwillinge einfach ins Haus geholt hatte, während Chip und Candie zweite Flitterwochen verbrachten. Ohne zu erklären, dass er von Liz' Plänen wusste, ihm genau das gleiche anzutun, damit er die Freuden der Vaterschaft erst einmal auf Probe erleben konnte. Ohne zu verraten, dass er von ihrer Schwangerschaft wusste - und dass ihr das nicht verborgen geblieben war.
Und ohne ein Wort oder ein Versprechen. Er hatte sie ja nicht einmal gefragt, ob sie ihn überhaupt heiraten wollte.
"Ich hab's vermasselt, vermasselt, vermasselt!" rief er frustriert, als wieder eine Limousine vorfuhr und eine andere Braut aussteigen ließ. "Nicht nur, dass meine Mutter nie wieder ein Wort mit mir reden wird, weil ich sie nicht zur Hochzeit eingeladen habe. Ich
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