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Der Babylon Code

Der Babylon Code

Titel: Der Babylon Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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unruhiger wurde sie.
    Jasmin öffnete das Fenster und trat auf den kleinen Balkon.
    Die Parkanlage wurde von den Klinikgebäuden eingegrenzt, die sich im Halbrund um die Rasenfläche mit Kieswegen, Bäumen und Blumenbeeten gruppierten und vorn auf das Hauptgebäude stießen, das als quer gestellter Riegel das Rund des Parks beendete.
    Das gedimmte Licht der Gehwegsbeleuchtung war der heranschleichenden Nacht hoffnungslos unterlegen. Nirgends war ein Mensch zu sehen. Sie beugte sich über die Balkonbrüstung.
    Es war wie in ihrer Jugend, als sie im Schwimmbad das erste Mal auf einem Fünfmeterturm gestanden hatte. Von oben schien der Höhenunterschied mindestens doppelt so hoch, als er tatsächlich war.
    Panik ergriff Jasmin. Springen kam nicht in Frage. Aber sie durfte doch nicht schon hier scheitern!
    Sie ging ins Zimmer zurück, verknotete Bettbezug und Bettlaken und schlang das Ende ihres provisorischen Seils an der linken Stirnseite des Balkons um den Handlauf des Geländers.
    Vorsichtig kletterte Jasmin über das Geländer und balancierte mit ihren Fußspitzen auf der Außenkante des Balkonsockels. Mit beiden Händen griff sie in den aufgerollten Bettbezug, verklemmte ihn zwischen den gekreuzten Füßen und ließ sich hinunter.
    Jasmin rutschte schneller hinab, als sie gedacht hatte. Irgendwo riss das Leinen; das trockene Ratschen ließ Jasmin hastig nach unten blicken. Sekundenbruchteile später berührten ihre Füße das Geländer des Balkons unter ihr. Sie stieß sich mit den Füßen ab und rutschte weiter hinab. Da ihr provisorisches Seil nicht lang genug war, ließ sie sich die letzten zwei Meter fallen.
    Sie landete in einem Beet mit gelben und weißen Sommerblumen, rappelte sich auf und schmiegte sich rasch an die Wand. Ihr Plan war, vorn in das Hauptgebäude zu schleichen und von dort in den Trakt zu Anna zu gelangen.
    An der Wand entlang huschte sie in Richtung Hauptgebäude.
    Ausgerechnet auf den letzten Metern vor dem Eingang zum Hauptgebäude schimmerte Licht aus einem der Fenster.
    Die Fensterbrüstung lag über zwei Meter hoch, und das Fenster stand offen. Stimmengemurmel drang nach draußen. Sie presste sich an die Hauswand und schob sich weiter, setzte Fuß vor Fuß und achtete genau darauf, wo sie hintrat.
    Jasmin verharrte mitten unter dem Fenster. Sie erkannte die Stimmen. Eine ganz sicher.
    Plötzlich verdunkelte ein Schatten den Lichtschein.

    Zoe Purcells Rücken schmerzte. Die Finanzchefin hatte die ganze Zeit auf Dufours hartem und unbequemem Holzstuhl gesessen und stellte sich nun an die Fensterbrüstung, den Blick in den Raum gerichtet. Missmutig sah sie zu Dufour, dessen Anzug eine Nummer zu groß schien. Er saß vor dem Schreibtisch neben Ned Baker und knetete heftig die Hände.
    »Die Mäuse haben die Körper von jungen, kräftigen Tieren, obwohl sie eigentlich kurz vor dem Tod stehen müssten. Wie ist das möglich?«
    »Wir wissen es nicht.« Dufour zuckte hilflos mit den Achseln.
    Zoe Purcell starrte die beiden Wissenschaftler kalt an.
    »Ich hatte Ihren Beruf bisher immer so verstanden, dass Sie mit exakten Daten und Erkenntnissen arbeiten. Die vorläufige Erkenntnis ist doch die: Den Mäusen ist eine Gendusche mit diesem bisher unbekannten Y-Chromosom verabreicht worden, woraufhin die Methusalem-Mäuse zu kräftigen, jungen Hüpfern mutiert sind. Richtig?«
    Ned Baker nickte. »Wenn es denn stimmt, was uns erzählt wird.«
    Zoe Purcell winkte ungeduldig ab.
    »Es ist doch weiter so, dass das eigentlich nicht sein kann.
    Denn bisher geht die Wissenschaft davon aus, dass sich zwar Leber-und Darmzellen und noch ein paar andere Sorten im Lauf eines Lebens immer wieder erneuern, aber niemals Muskeln und Bindegewebe. Richtig? Trotzdem haben diese Mäuse ihren alten, schrumpeligen, erschöpften und ermatteten Körper gegen den von jungen Muskelprotzen ausgetauscht.«
    Wieder nickte Ned Baker zögernd, schob dann ein »Ja« hinterher. »Nach Sniders Bericht scheint es so zu sein.«
    »Warum sind Sie so vorsichtig, Baker? Und Sie, Dufour, warum sind Sie so zurückhaltend? Haben Sie Angst vor der Entdeckung, an der Sie vielleicht gerade teilhaben? Wo ist Ihr wissenschaftlicher Ehrgeiz, die Bereitschaft, das Unglaubliche zu denken?«
    »Es scheint so unglaublich, dass ich mich nicht traue, es zu denken oder zu hoffen.« Dufour schüttelte sinnierend den Kopf.
    »Sie meinen, warum sollen ausgerechnet Sie derjenige sein, der die Entdeckung des Jungbrunnens miterlebt? Das ist es doch, was Sie

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