Der Babylon Code
das Zittern der Muskeln an. Seine Kleidung lag immer noch feucht auf dem Boden.
»Ciao, Zarrenthin. Tut mir leid, dich hier zurücklassen zu müssen. Aber so ist das im Leben. Mein Handel funktioniert.«
Ponti grinste und ging auf Barry zu, der mit einem seitlichen Kopfnicken nach hinten zur Zellentür zeigte. Der Italiener ging an Barry vorbei.
Chris beobachtete die Männer. Noch hielt Barry die Waffe auf ihn gerichtet. Aber wenn er sich umdrehte, sich auf die Zellentür konzentrierte…
Chris spannte seine Muskeln. Er hob leicht das rechte Bein und drückte die Sohle des rechten Fußes gegen die Wand. Es waren fünf oder sechs Schritte. Zwei große Sätze, dann den Kerl anspringen und den Waffenarm angreifen…
Ponti erreichte die Zellentür und versperrte den beiden anderen für einen Moment den Weg in die Zelle.
Dreh dich um!, dachte Chris und wartete auf Barrys Bewegung.
»He! Was soll das?«
Pontis überraschter Ausruf zerstörte Chris’ Konzentration.
Wieder fluchte Ponti, dann klickte es.
»Jetzt du!« Barry grinste breit. »Komm! Los! Komm!«
»Was soll das?«, rief Ponti. Er wurde in die Zelle zurückgestoßen.
Barry dirigierte Chris mit dem Waffenlauf zur Zellentür, immer genügend Abstand haltend.
Eine raue Hand griff in Chris’ Haar und bog seinen Kopf nach hinten. Eine andere Hand drückte dabei sein Kinn nach oben. Dann rissen andere Hände seine Arme auf den Rücken. Er spürte das kalte Metall der Handschellen. Der Druck am Kopf ließ augenblicklich nach.
»Verdammte Scheiße – was soll das?« Ponti schimpfte weiter und verstummte erst, als zwei weitere Stimmen zu hören waren.
Henry Marvin und Eric-Michel Lavalle kamen den Gang entlang und betraten die Zelle.
»Ich verstehe nicht…« Lavalle starrte Marvin verstört an.
»Gleich, Lavalle, gleich.«
Barry dirigierte Chris und Ponti in die Mitte der Zelle und drückte sie nach unten, bis beide unmittelbar an dem kleinen Bodenabfluss knieten.
»Kopf auf die Brust!«
Marvin trat zu den beiden Gefangenen und drückte ihnen nacheinander die Hand auf den Kopf, bis sie ihr Kinn auf die Brust senkten.
»Was soll der Mist?«, schrie Ponti.
Chris wollte aufspringen, aber es war zu spät. Der Feuerkopf hielt ihm die Waffe an die Schläfe.
Marvin streckte seine rechte Hand aus und hielt die Korth-Pistole, die sie Chris abgenommen hatten, Lavalle hin.
Lavalle war vollkommen verstört. »Ich habe so etwas noch nie in der Hand gehalten.«
»Ich weiß.« Marvin lächelte. »Heute wird das erste Mal sein. Aber nicht das letzte Mal. Heute werden Sie beweisen, dass Sie zu den
Wissenden
der
Prätorianer
gehören wollen. Lavalle, Sie werden zu demkleinen Kreis der Eingeweihten gehören, die
wirklich
die Bibel schützen. Mit allen Mitteln, mit aller Kraft, mit aller Macht.« Marvins Stimme war belegt, einschmeichelnd und voller Überzeugung. Seine Augen funkelten wie Diamanten.
Lavalle schüttelte stumm den Kopf. Mit leerem Blick sah er an Marvin vorbei auf die Knienden. »Ich… verstehe… immer… noch… nicht.« Er brachte die Worte kaum über die Lippen. Doch er ahnte sehr wohl, was Marvin meinte.
»Lavalle, glauben Sie, dass unsere Kampagne gegen die Feinde des Glaubens, gegen die Wissenschaftler und all die anderen Ungläubigen, ohne Opfer bleiben wird?« Marvin lachte. »Das wäre schlimm. Wir werden für zahlreiche Opfer unter den Feinden sorgen. Wir werden ihre Karrieren vernichten, sie durch Indiskretionen unmöglich machen. Wer die Bibel verrät, gegen den darf jedes Mittel eingesetzt werden. Und die Schlimmsten von ihnen werden vor Gott treten, unseren und ihren Herrn, und Rechenschaft ablegen. Mit diesen beiden fangen wir an.«
»Sie… wollen… töten…«
»Genau.« Marvin lachte. »Feinde des Glaubens.«
Lavalle schwieg.
Chris hockte auf den Knien und drehte leicht den Kopf nach links. Ponti neben ihm spuckte immer wieder aus. Seine Lippen bebten. Ob vor Zorn oder Angst, vermochte Chris nicht zu sagen.
Er selbst spürte einen unsäglichen Druck im Kopf. Er konnte nicht mehr denken. Resignation senkte sich wie Nebel über seinen Willen. Es war zu Ende. Und er hatte nicht einmal mehr die Chance, sich zu wehren.
»Das können Sie nicht tun!« Lavalle schrie auf. »Egal, ob Wissenschaftler oder was auch immer… Sie können sie nicht töten! Gott ist Liebe, nicht Mord.«
»Hier sterben Verräter am Glauben, Verräter an der Heiligen Schrift. Die Welt wird wieder erkennen, dass die Verbreitung des Glaubens mit dem
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