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Der Babylon Code

Der Babylon Code

Titel: Der Babylon Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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dreihundert Meter langes Gemäuer über den Bergfried. Die Gebäude überragten mächtige Schutzmauern, und durch die unterschiedlichen Höhen wirkte das Ganze wie ein Schiff mit Aufbauten. Dabei strebten im Schiffsbug die Gebäude wuchtig in den Himmel, während sie zum Heck hin immer niedriger wurden.
    Nach Süden kletterte der Bug des steinernen Schiffes den Bergrücken hinauf wie ein Schlepper eine anrollende Welle. Nach Norden sackte das Heck ab und hing tief im Wellental.
    »Das Kloster?« Chris erschauerte.
    »Das Kloster. Tausend Jahre alt.«
    Sie blickten auf die westliche Längsseite des Gebäudes. Die trutzigen Schutzmauern stiegen von weit unten im Tal nach oben. Dennoch wirkte die Anlage aus der Ferne gedrungen und seltsam leicht. Erst langsam verstand Chris diesen Effekt. Die weiter unten im Tal beginnenden Stützmauern schufen erst das Plateau, auf dem die Gebäude errichtet worden waren. Da sie die Anlage nicht von unten sahen, sondern auf gleicher Höhe waren, relativierte sich die Mächtigkeit.
    »Sieht aus wie eine Burgruine.«
    »Klöster waren früher wehrhaft gebaut.«
    »Sie kennen sich gut aus!«
    »Ich war in meiner Jugend häufiger hier. Ein Kartäuserkloster. Stille, Einsamkeit – ein Ort der Zwiesprache.«
    Der Schotterweg führte sie in Kurven um den Berghang. An manchen Stellen verengte sich die Fahrbahn so stark, dass keine zwei Fahrzeuge nebeneinander gepasst hätten. Vor ihnen lag eine letzte Linkskurve und eine Steigung, dahinter ragten die Feldsteinmauern des Klosters als pechschwarze Wand auf.
    Chris stoppte den Transporter.
    »Helfen Sie mir! Los.« Er sprang aus dem Wagen und riss die Hecktüren auf. »Wir müssen laufen, los, schnell!«
    Jasmin starrte ihn an.
    »Du bist ja nicht ganz bei Trost!«
    »Wir werden verfolgt. Männer von
Tysabi
. Sie haben versucht, uns anzuhalten.«
    »Mir ist das egal. Weißt du das?« Sie sprang aus dem Wagen. »Dein Egoismus hat uns hier reingeritten!«
    »Wir müssen zum Kloster! Los, raus! Alle!«
    Anna stieß seinen Arm weg und kletterte allein heraus. Chris stieg in den Wagen und packte Thornten an den gefesselten Handgelenken.
    Thornten und Zoe Purcell richteten sich vorsichtig auf, immer
    noch durch den Achtknoten am Hals aneinander gefesselt. Langsam und ungelenk kletterten sie aus dem Wagen. Chris trieb sie ein paar Schritte vom Wagen weg und hielt Anna die Pistole hin.
    »Wenn sie abhauen wollen, schießen Sie. Die sind die Schweine!«
    Er eilte zum Wagen zurück und fummelte an der Liege, bis er die Transportsicherungen gelöst hatte. Dann zog er die Liege heraus und trug sie zusammen mit Dufour an den Straßenrand.
    »Alles in Ordnung, Mattias! Dir passiert nichts!«
    Chris lächelte den Jungen an, der ihn schweigsam musterte. Er hatte Mattias praktisch noch kein Wort reden hören. Aber das war auch verständlich; der Junge sprach Schwedisch und verstand das Gemisch aus Sprachen sicher nicht, in dem sich die anderen unterhielten.
    Chris rannte wieder zum Wagen, packte den Koffer mit den Proben und den Transportkäfig mit den Mäusen.
    »Das nimmst du!« Er suchte Jasmins Blicke, aber sie drehte sich abrupt weg wie von einem Aussätzigen. Chris starrte ihr wütend nach, dann klaubte er eine Taschenlampe aus der Seitentasche im Heck und hielt sie Dufour hin. »Rufen Sie Ihren Freund an, sagen Sie ihm, wo wir sind.«
    »Meinen Sie Hieronymus?«
    »Wen sonst?«
    »Warum?«
    »Verdammt! Wir haben uns mit dem Papst in Collobrieres verabredet, wenn Sie sich erinnern. Die sind unterwegs, mit Hubschraubern. Sie sollen jetzt hierherkommen. Machen Sie schon! Bis dahin müssen wir durchhalten!«
    Hank Thornten hatte den Kopf gedreht und lauschte. Er verstand nur Wortfetzen.
    »Zoe, was bereden die da? Mit wem haben die wann telefoniert?«, fragte er leise und lauschte weiter. Anna stand seitlich von ihnen und redete beruhigend auf Mattias ein. »Auf wen warten die?«
    »Weiß ich nicht… vielleicht haben Sie vorhin bei der Rast etwas beschlossen. Ich…« Zoe Purcell verstummte. Anna drehte sich um und sah sie böse an.
    Thornten verstand die Zusammenhänge noch nicht. Aber viel Zeit blieb offensichtlich nicht mehr. Er machte ein paar Schritte auf Dufour zu, der aufgeregt in sein Handy sprach, aber Anna stoppte ihn mit der Waffe in der Hand. Thornten blieb stehen und lauschte weiter.
    Chris kletterte in den Wagen und fuhr rückwärts bis zur letzten Kurve. An der Bergseite ragte ein Felsvorsprung in den Weg und verengte die Fahrbahn. Auf der

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