Der Babylon Code
hier. Der sucht Sie!«
»Da kann er lange suchen.«
»Ich will die Knochen und die Proben, Zarrenthin. Alles!«
»Sie auch?« Chris lachte amüsiert. »Da gibt es aber noch ein paar andere. Warum ausgerechnet Sie?«
»Ich habe mich für die Kirche über Jahre damit beschäftigt. Ich war lange in Rom. Und dort habe ich eine Entdeckung gemacht.«
Es war, als jage ein elektrischer Impuls durch das bisher undurchsichtige Netz und helle die Verbindungen auf.
»Sie kennen Henry Marvin?«, fragte Chris schließlich.
»Ja.« Hieronymus’ Stimme klang angespannter. »Er war es, der vor ein paar Monaten die Antiken dem Vatikan angeboten hat.«
»Ist er ein Freund von Ihnen?«
»Nein!«
»Und das alles wegen der Urform des Dekalogs auf den Tafeln?«
»Wenn es nur darum ginge… Zarrenthin, Sie kennen das wahre Geheimnis doch mittlerweile.«
Chris schwieg verblüfft. Diese Offenheit hatte er nicht erwartet.
»Sie meinen damit, auch der Papst interessiere sich für dieses 47. Chromosom und seine Fähigkeiten? – Danke für die
Hilfe. Das macht meine Entscheidung leichter, ihn danach zu fragen.«
»Sie wollen den Heiligen Vater sprechen?«
»So habe ich mir das gedacht. Eine meiner spontanen Entscheidungen. Manche sagen, eine meiner großen Schwächen.«
»Zarrenthin, der Heilige Vater steht neben mir.«
»Sie stehen immer noch. Keine zwei Kilometer entfernt.«
Sullivan nickte und zog gierig an seiner Zigarette. Seit zwei Stunden rauchte er wieder.
Thornten, Purcell und eine Reihe weiterer Spitzenleute des Konzerns trugen einen speziellen GPS-Empfänger bei sich, der über Satellit aktiviert wurde und über den der Aufenthaltsort ermittelt werden konnte. Es handelte sich um einen kleinen Chip, der in einer Kreditkarte eingebaut war.
Eingeführt hatte Sullivan das System, weil in bestimmten Regionen der Welt Entführungen trotz Leibwächter an der Tagesordnung waren. Und der Chairman eines internationalen Konzerns, der noch dazu leidenschaftlich gern in Südamerika forschte, war ein überaus attraktives Ziel.
»Holt eure Kiste! Macht schon!«, hatte Sullivan gebrüllt, nachdem er hilflos hatte zusehen müssen, wie Zarrenthin geflohen war.
Die Kiste war ein besonders konfigurierter Laptop, auf dem die Ortung sichtbar wurde. Mindestens drei Satelliten sandten ihre Signale an den Chip. Durch die Messung der Laufzeitunterschiede der Signale wurde der Standort der gesuchten Person bestimmt.
»Können wir nicht! Der Laptop liegt im Flugzeug in Nizza«, hatten seine Knalltüten geantwortet. »Der Chef hat gesagt, das hier ist nicht Südamerika!«
Sie hatten die Polizisten gefesselt und mit ihrem Wagen in
Sophia Antipolis versteckt. Anschließend waren sie zum Flughafen gerast. Unterwegs hatten sie den Mönch gut verschnürt an einem Parkplatz abgeladen. Auf der Rückfahrt war rasch die erste Positionsbestimmung hereingekommen. Zarrenthin war auf der Küstenstraße Richtung Süden unterwegs.
Sullivan hatte ihn auf der Autobahn verfolgt, war an der Abfahrt 36 abgefahren und Richtung St. Maxime gerast. Die Strecke die Täler hinunter war kurvig und unübersichtlich. Als sie den Ort erreicht hatten, war Zarrenthin schon weiter südlich. Aber in Grimaud waren sie schließlich dicht hinter ihm.
»Schlagen Sie endlich zu! Keine Verzögerung mehr!« Folsom saß neben Sullivan auf der Rückbank und schnarrte wie ein Rasenmäher.
»Motorengeräusche und Licht sind in der Nacht auf weite Entfernungen verräterisch.«
»Es geht weiter«, zischte der Mann auf dem Beifahrersitz.
»Fünfzehn Minuten, Sullivan. Sie standen fünfzehn Minuten! Das war Zeit genug, um dichter ranzukommen und der Sache ein Ende zu bereiten. Sie machen zu viele Fehler, Sullivan.«
Der Transporter quälte sich zunächst weiter auf der kurvigen Straße die Bergflanke hinauf, dann fuhren sie auf der anderen Seite durch die Wälder wieder talwärts. Rechts wuchs der Berg in die Nacht, und die Schluchten zur Linken waren schwarze Löcher. Kurve reihte sich an Kurve.
»Wie weit ist es noch bis Collobrières?«, fragte Chris plötzlich.
»Zehn Kilometer – ungefähr.«
Dufour sah in den Außenspiegel.
»Was ist?«
»Licht… Ich meine, ein Licht gesehen zu haben. Jetzt ist es weg!«
Chris schwieg. Er hatte den hellen Punkt vor wenigen Sekunden entdeckt und deshalb nach der Entfernung gefragt.
»Gibt es jemanden, der…«
»Eigentlich niemand. Außer… Hieronymus…«
»Es sind zwei«, sagte Chris ein paar Minuten später. »Und sie
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