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Der Babylon Code

Der Babylon Code

Titel: Der Babylon Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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traut dir nicht mehr?«
    Der Italiener schüttelte energisch den Kopf. »Nein, das meine ich ganz und gar nicht. Aber er neigt in den letzten Monaten zu eigensinnigen Maßnahmen, die er mit mir nicht abspricht.«
    »Muss er das?«
    »Er sollte es.« Ponti trank einen Schluck Wein, verzog das Gesicht anerkennend. »Forsters Gaumen hat jedenfalls noch nicht gelitten. Du weißt doch selbst, wie das ist. Je mehr man weiß, desto mehr kann man sich vorbereiten. Sicherheit ist keine einseitige Angelegenheit.«
    »Ist er in Gefahr?«
    »Nicht mehr als die ganzen Jahre auch.« Ponti überlegte. »Eigentlich weniger. Er ist kaum noch unterwegs – seine Krankheit. Er lebt zurückgezogen, große Geschäfte laufen nicht mehr. Er ist ausgestiegen. Er bereitet sich tatsächlich auf sein Ende vor. Wer sollte ihm da noch ans Leder wollen?«
    »Kannst du mir wenigstens sagen, worum es genau geht?«
    »Das wollte ich gerade von dir wissen. Er hat mir nicht gesagt, dass du kommst. Ich wüsste im Moment auch nicht, wozu er dich einsetzen wollte.«
    »Ich weiß bis jetzt noch gar nichts. Außer – er will Buße tun!«
    Ponti lachte wiehernd auf.
    »Dieses Schlitzohr. Er traut niemandem.«
    Chris’ Blick wanderte vom grüblerischen Gesicht des Italieners hinunter zu seinen Händen. Sie waren schlank, trotzdem kräftig und gepflegt. Chris fiel auf, wie sehr Pontis Hände in Bewegung waren, am Stiel des Weinglases rieben.
    »Warum bist du hier, Zarrenthin?«
    »Ein Transport, Ponti.«
    »Das ist doch organisiert. Dazu brauchen wir dich nicht.«
    Chris zuckte die Schultern und wandte sich zum Gehen. »So lautet der Auftrag.«

    Trotz des wenigen Schlafes in den vergangenen Tagen war Chris mit einem Schlag hellwach. Er verharrte mit offenen Augen, wartete auf ein Geräusch, eine Bewegung, irgendetwas, das ihm erklärte, warum er aufgewacht war.
    Dann wälzte er sich auf die andere Seite und starrte auf seinen kleinen Reisewecker. Es war kurz nach drei Uhr.
    Sein Blick wanderte durch das Zimmer zum Fenster, dessen Flügel weit offen standen. Sein Zimmer lag im Gästetrakt am Ende der Villa im ersten Stock, unmittelbar an der Stirnwand des Gebäudes.
    Plötzlich hörte er ein Geräusch. Es war, als ob ein schneller und unbedachter Tritt Kieselsteine ins Rollen brachte, die gegeneinander schlugen.
    Draußen bewegte sich jemand oder etwas.
    Na und? Es gab Wachen und die kleine Sicherheitszentrale, die Tag und Nacht besetzt war und in der die Kamerabilder von den Überwachungspunkten zusammenliefen.
    Wachen bewegen sich anders, dachte Chris. Gleichmäßig, mit sicherem Hört-ich-bin-da-Schritt, und nicht heimlich, verstohlen, flüchtig.
    Ein Ächzen drang herauf, ein leiser Fluch, dann ein Klappern.
    Chris glitt aus dem Bett und schlich zum Fenster, beugte sich vorsichtig hinaus. Er sah die Kieswege als fahle Bänder, die sich im stumpfen Sternenlicht von dem Dunkel der Büsche und den Blumenbeeten abhoben. Keine Bewegung. Er verharrte regungslos und wartete. Nichts.
    Dann wieder ein Geräusch. Es kam von der Stirnseite der Villa, die er nicht einsehen konnte. Es klang wie ein Hüsteln. Ein einziges Mal.
    Er kannte dieses Hüsteln.
    Er zog sich Hose und Shirt über, schlüpfte in die Schuhe. Dann suchte er aus seiner Reisetasche die kleine Taschenlampe, die ihn seit drei Jahren auf seinen Reisen begleitete.
    Chris schlich zur Tür und schlüpfte auf den Gang, den eine Notbeleuchtung in diffuses Grau tauchte. Er eilte bis zum Treppenabgang und lauschte.
    In der Villa war es so still, wie es um diese Zeit nur sein konnte. Kein Laut.
    Er beugte sich vor, um die kleine Empfangshalle besser einsehen zu können. Nichts. Dann ein leises Knarren. Es kam von der Eingangstür, die direkt unter ihm lag und die er nicht einsehen konnte. Gummisohlen quietschten auf Steinfliesen – rasch, hastig, eilige Schritte.
    Er zuckte instinktiv zurück, denn ein schmaler Lichtschein stach für eine Sekunde wie eine Lanze schräg in das Foyer und verschwand dann wieder wie ein einsames Morsesignal.
    Chris huschte die Treppe hinunter. Unter der Tür der Sicherheitszentrale schimmerte ein Lichtstreifen. Er rannte zur Tür und riss sie auf.
    Der Raum hatte die Größe eines kleinen Wohnzimmers, und die kahlen Wände waren weiß getüncht. In der Mitte stand ein Tisch mit einer Steuerungskonsole. Auf einem weiteren Tisch standen mehrere Monitore, auf denen Überwachungsbilder flimmerten.
    Ein Mann saß am Steuerungspult und starrte auf die Monitore.
    Chris betrat den

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