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Der Babylon Code

Der Babylon Code

Titel: Der Babylon Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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Vater den Kampf gegen dieses Gift den Protestanten überlassen kann. Es ist an der Zeit, die Zweifel an der Heiligen Schrift zu beenden. In der ganzen Welt!«
    Tizzani wich den Blicken des Verlegers aus und starrte wieder auf den Punkt an der Wand.
    »Unsere Heilige Kirche ist heute eine andere als noch vor hundert Jahren – oder noch vor zehn Jahren. Darin liegt das Problem. Sie wissen doch, die heilige Mutter Kirche hat sich festgelegt. Johannes Paul II. hat die Evolutionstheorie anerkannt.«
    »1996. Vor der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften. Wer weiß das nicht.« Marvin schnaufte. »Die Evolutionstheorie sei keine Hypothese mehr, hat Johannes Paul II. gesagt. Ein unseliges Jahr.«
    »Und sein Nachfolger hat noch als Präfekt der Glaubenskongregation eine internationale Theologenkommission geleitet, die festgestellt hat, dass der Schöpfungsplan der göttlichen Vorsehung nicht unvereinbar ist mit den Ergebnissen des Evolutionsprozesses. Vor gut einem Jahr war das!«
    »Butterweich, damit jeder das herauslesen kann, was er will. Ein klares ›Nein‹ wäre viel besser gewesen.« Marvin schlug mit der Faust auf den Tisch. »Aber es gibt auch andere Meinungen. Ich weiß von einem Kardinal, der in den nächsten Wochen einen Artikel in der
New York Times
veröffentlichen wird, der genau diese Position der Kirche angreifen wird. Er wird die Aussage von Johannes Paul II. vor der Päpstlichen Akademie zur Evolution als eher vage und unbedeutend abtun.«
    Marvins Blicke fraßen sich in Tizzanis Iris.
    »Es gibt einflussreiche Kardinäle, die Ihre Meinung voll teilen«, antwortete Tizzani. »Jeder Zweifel an der Heiligen Schrift muss bekämpft werden, sagen sie. Und dazu gehört auch die Beseitigung aller Texte, die die Wahrhaftigkeit der Bibel in Frage stellen. Der Heilige Vater aber meint, dass ein weiterer Text keine Bedeutung hat, wo doch einhundertfünfzig Jahre Zweifel an der Heiligen Schrift ihr nichts anhaben konnten.«
    Marvin drehte sich angewidert ab. Er schüttelte den Kopf, fassungslos vor dem Verrat. Dann schoss er erneut herum.
    »Die Beweise werden den Papst überzeugen.«

    Sophia Antipolis nahe Cannes Donnerstag
    Pater Hieronymus quälte sich schlurfend und mit schleppenden Schritten den Gang der Klinik hinunter. Tonnen von Gestein drückten auf die Schultern seines rundlichen Körpers.
    »Den unberechenbaren Tod täglich vor Augen haben«, murmelte er eine Verszeile aus den Mönchsregeln des heiligen Benedikt und fragte sich, warum Gott ausgerechnet ihn ausgesucht hatte, diese Prüfung zu bestehen.
    Er strich sich mit der Hand über den kahlen Schädel und wischte den Schweiß weg, der sich auf seiner Kopfhaut sammelte und juckte. Er hatte die Prüfung nicht bestanden, hatte nicht den Trost spenden können, den der Sterbende benötigt hatte auf seinem Weg zum Jüngsten Gericht. Das angstvolle Gesicht des jungen Mannes würde er nie vergessen.
    Die langen Jahre in der römischen Kurie waren gespickt gewesen mit Diplomatie, Winkelzügen und spitzfindigen Auslegungen von Texten, wobei seine priesterlichen Fähigkeiten verkümmert waren. Er hätte nie gedacht, dass er noch einmal mit der
    Welt so in Kontakt treten musste, nachdem er sich vor einigen Monaten in das Kloster zurückgezogen hatte.
    »Sie können da jetzt nicht rein!«, sagte die überraschte Sekretärin ängstlich, als Pater Hieronymus direkt auf die Tür zuhielt, hinter der das Büro von Andrew Folsom lag.
    Jacques Dufour war immer seltsam zaghaft gewesen, wenn er von Folsom gesprochen hatte, erinnerte sich Hieronymus. Das biotechnologische Forschungszentrum mit der angeschlossenen Klinik im Wissenschaftspark Sophia Antipolis nahe Cannes war vom amerikanischen Pharmakonzern
Tysabi
übernommen worden, um deren Forschungen und Geschäfte in Europa voranzutreiben. Mit den neuen Eigentümern waren auch neue Forschungsschwerpunkte gesetzt worden, hatte Dufour berichtet. Vo m CEO der amerikanischen Konzernmutter
Tysabi
schien dabei keiner etwas Gutes zu erwarten.
    Folsom telefonierte stehend hinter seinem mächtigen und aufgeräumten Schreibtisch und musterte überrascht die füllige Gestalt des Priesters, der ihn um einen Kopf überragte.
    Die grau melierten Haare betonten die Sonnenbankbräune in Folsoms Gesicht, und der maßgeschneiderte dunkelblaue Anzug, das hellblaue Hemd und die dezent gemusterte, im Farbton des Anzugs gehaltene Krawatte standen im krassen Gegensatz zur grauen Kutte des Paters.
    »Ja, in zwanzig Minuten muss der Wagen

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