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Der Babylon Code

Der Babylon Code

Titel: Der Babylon Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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schützend vor seinen Hals, als sich das Stahlseil der Garotte zuzog. Es schnitt gnadenlos in die Haut seiner Faust, und Chris bäumte sich auf, um dem Druck zu widerstehen. Das Seil schloss sich an beiden Halsseiten. Zunächst lag das Metall kühl auf der Haut. Dann durchzuckten Chris brennende Schmerzen, als der Angreifer hinter ihm das Seil der Garotte hin und her bewegte wie eine Säge.
    Chris ächzte und griff mit seiner rechten Hand zum Tisch, auf dem die kleine Taschenlampe lag. Er sah nach oben. Ein vermummtes Gesicht hing wie ein Ballon über seinem Kopf, nur Mund, Nasenlöcher und Augen waren zu sehen. Die Schultern und Arme des Mannes waren angespannt.
    Chris betätigte den kleinen Knopf an der Taschenlampe und schwang dann den rechten Arm nach hinten, bis ihn die Rückenlehne in seiner Bewegung stoppte.
    Die Klinge seines in der Taschenlampe versteckten Messers drang oberhalb des Knies von der Seite her in den Schenkel des Strangulierers. Die schmale Klinge war beidseitig scharf geschliffen und zerschnitt das Fleisch wie ein Skalpell.
    Der Angreifer zuckte zusammen, und der Druck an seinem Hals ließ nach. Chris’ Arm schwang zurück, er stach noch einmal zu. Diesmal wich der Mann geschickt mit einem Schritt zur
    Seite aus. Dafür lockerte sich die Garotte an Chris’ Hals noch mehr, und er sprang nach vorn. Rasch trat er nach hinten aus und gab dem Stuhl einen Stoß.
    Der Druck des Seils war weg, denn der Angreifer hatte den rechten Metallgriff der Garotte losgelassen. Chris knallte nach vorn auf die Konsole, ließ die Taschenlampe fallen und griff nach der Beretta.
    Er wirbelte herum. Der Schlag kam von oben, und der Knauf der Pistole knallte an seine linke Schläfe. Lautlos sackte er zusammen.

    Chris spürte Nässe und Kühle und begriff erst nach einigen Sekunden, dass ihm irgendjemand ein feuchtes Tuch auf das Gesicht drückte.
    Ponti grinste ihn schief an.
    »Na, Held, wieder unter den Lebenden?«
    »Nicht so zimperlich. Ihm ist ja nichts passiert!«
    Chris sah benommen nach oben zu Forster.
    Der Kunsthändler stand auf Krücken gestützt und starrte ausdruckslos auf Chris herab. Er hatte hastig den rechten Arm durch den Ärmel des Morgenrocks geschoben, der hinter ihm wie eine Schleppe auf dem Boden schleifte.
    Chris stöhnte, die Schmerzen in der Stirn raubten ihm fast den Atem. Er riss die Augen weit auf, damit das Schwindelgefühl nicht übermächtig wurde. Einen Moment lang glaubte er, Zahnschmerzen zu haben, denn die klopfenden Schmerzen strahlten bis tief hinunter in den Kiefer.
    »Wie lange war ich weg?«, murmelte er, während er auf wackeligen Beinen stand und sich an der Kante der Monitorkonsole festhielt.
    »Ich weiß nicht, wann es dich erwischt hat«, sagte Ponti. »Aber ich bin vor gut einer Stunde los.«
    »Und wann habt ihr mich gefunden?«
    »Vor ein paar Minuten.«
    »Und dazwischen?«
    Ponti zuckte mit den Achseln und deutete an seinen Kopf, wo eine kleine Beule direkt über seinem linken Auge spross.
    »Mich haben sie auch außer Gefecht gesetzt. Gleich nachdem ich zur Tür raus bin.«
    Chris schüttelte den Kopf. »Sind wir so leicht auszuschalten?«
    »Es war eine klassische Falle. Erst haben sie mich draußen erwischt, dann haben sie dich ausgeschaltet.«
    »Du hast sie gesehen?«
    »Einen. Ja. Einen Schatten. Dann – peng – war ich weg.« Ponti zog eine entschuldigende Grimasse. »Ich hätte auf dich hören sollen. Alarm auslösen wäre besser gewesen. Dann hätten wir sie jetzt vielleicht.«
    »Was ist mit deinem Mann?«
    »Marcello Grosso?« Antonio Ponti wiegte den Kopf hin und her. »Verschwunden. Wie der Dieb. Grosso muss mit dem Einbrecher gemeinsame Sache gemacht haben. Wir haben an der Mauer eine Strickleiter gefunden. Das hätte nie funktioniert, wenn der Alarm nicht ausgeschaltet gewesen wäre.«
    »Und – was haben sie nun mitgenommen?«
    Forster starrte Chris mit leeren Blicken an. Wie konnte er so gleichgültig sein, dachte Chris, doch dann lachte der Kunsthändler wiehernd auf.
    »Nichts. Absolut nichts. Sie hatten es auf meine Kostbarkeiten im Tresorraum abgesehen. Sie müssen den Code gekannt haben! Sonst hätten sie es niemals versucht – sie hätten sonst eine Bombe zünden müssen!«
    »Ich verstehe nicht.« Chris drückte die rechte Hand fest gegen seine Stirn, um die Schmerzen zu lindern.
    »Sie sind nicht reingekommen!«, kicherte Forster hämisch und stampfte mit seinem Krückstock auf den Boden, als zerschmettere er einer Schlange den Kopf.

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