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Der Babylon Code

Der Babylon Code

Titel: Der Babylon Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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Touristen das Geld aus der Tasche zu ziehen.
    »Sagen Sie es ruhig«, amüsierte sich Forster. »Mesopotamische Schrifttafeln sind nichts Besonderes – wenn man von der gefundenen Menge ausgeht. Man hat sie zu Zehntausenden bei verschiedensten Ausgrabungen gefunden. Und Hunderttausende liegen wahrscheinlich noch im Wüstensand. Als die Schrift erst einmal erfunden war, wurde aufgezeichnet und dokumentiert. Interessantes, aber auch sehr viel Banales. Ich bin Kunsthändler. Sie glauben doch nicht, ich gebe mich mit wertlosem Zeug ab, oder?«
    »Nein.«
    »Eben.« Forster legte die Tontafel behutsam auf dem Tablett ab und griff nach der anderen. »Sehen Sie hier unten das Zeichen?« Forster hielt die Tafel etwas höher und deutete auf eine Stelle mit einer Zeichenfolge, die Chris nicht genau erkennen konnte. »Das ist das Zeichen für Nebukadnezar II. Die Tafel stammt damit aus der Zeit um 604 bis 562 vor Christus.«
    »Damit ist sie sehr alt. Nun gut.« Chris sagte es gleichmütig. Er konnte den Tontafeln mit den geritzten Zeichen immer noch nichts abgewinnen.
    Forster sah Chris drohend an. »Demut vor der Geschichte ist etwas, was auch Sie akzeptieren sollten«, knurrte Forster. »Dieser König zerstörte ganze Königreiche, auch das jüdische Reich. Er verschleppte die Juden nach Babylon. Das hat deren Glauben stark beeinflusst, weil sie darin eine Strafe Gottes sahen. Kennen Sie den Propheten Jeremia?«
    »Seinen Namen – ja. Aber ich habe mich seit meiner Jugend nicht mehr damit beschäftigt. Ich glaube zwar an irgendetwas… Höheres, aber die Kirche und alles drum herum ist mir suspekt.«
    Forster nickte. »Wie dem auch sei. Jedenfalls steht bei Jeremia: ›Der Herr sagt: Die Babylonier sind mein Hammer, meine Kriegswaffe, mit ihnen zerschlage ich Völker und Königreiche. Mit ihnen zerschlage ich Pferde und Reiter, Wagen und Lenker, Männer und Frauen, Greise, junge Leute und Kinder. Mit ihnen zerschlage ich die Hirten samt ihren Herden, die Bauern samt ihren Zugtieren. Statthalter und Befehlshaber zerschlage ich mit ihnen.‹ Altes Testament. Und das hat Nebukadnezar II. getan. Er schuf das neubabylonische Reich, vereinte die zersplitterten Kräfte, zog gegen Kišh und andere selbstständige Fürstentümer, schuf wieder ein Reich, führte es zu Größe und war Erbauer des neuen Babylons. Damit Ihnen die Bedeutung dieser Tafeln klar wird…« Forster blickte auf eine Vitrine, in der ein tönerner Pflock lag. »Wenn Sie dorthinten den Nagel sehen… Das ist der Gründungsnagel des Ninurtatempels, den Nebukadnezar in Babylon erbauen ließ, nachdem er Kišh besiegt hatte. Begreifen Sie?«
    »Ich ahne den Wert, aber ich bin kein Experte wie Sie, darum…«
    »Ist gut.« Forster winkte ab. »Noch viel interessanter ist die andere Tafel.« Forster legte Nebukadnezars Tafel zurück auf das
    Tablett, nahm wieder die andere zur Hand und drehte sie vorsichtig. »Sie wissen, wie sich Sprache entwickelt hat?«
    »So ungefähr«, murmelte Chris vorsichtig. »Symbole, dann Bilder, danach Striche, sinnfällige Zeichen.«
    »Richtig.« Forster sah Chris spöttisch an. »Sie überraschen mich immer wieder, Zarrenthin. Eben noch Banause, dann aber wieder diese Inseln mit Wissen.« Er kicherte böse. »Diese Tafel stammt aus der ganz frühen Zeit der Sprachentwicklung. Genau genommen aus der Frühzeit der Bilderschrift. Etwa drittes vorchristliches Jahrtausend.«
    »Woran erkennen Sie das?«
    »Schauen Sie sich dieses Bild an. Hier.« Der Kunsthändler deutete auf ein auf der Spitze stehendes Dreieck, in dessen Mitte ein senkrechter Strich von der Spitze unten nach oben führte, ohne die Basisseite oben ganz zu erreichen. »Fällt Ihnen daran etwas auf?«
    Chris zögerte einen Moment, seinen spontanen Eindruck auszusprechen. »Es sieht aus wie der Schoß einer Frau – mit wenigen Strichen gezeichnet.«
    »Sehr gut.« Forster lachte auf. »Das Zeichen für ›lu‹.«
    »Was heißt das?«
    »Es ist das Zeichen für ›Mensch‹. In der frühen Bildersprache.« Forster grinste zufrieden und lehnte sich in den Sessel. »Und jetzt wollen Sie wissen, wie ich da so sicher sein kann, nicht wahr?«
    »Sie kennen sich da allemal besser aus…«
    »Auf diese Art ist ›lu‹ in den folgenden Entwicklungsstufen bis zur vollkommenen Ausbildung der Keilschrift nie wieder geschrieben oder, wenn Sie so wollen, dargestellt worden.«
    »Wie viele Stufen gab es denn?«
    »Acht bis zur Endform der Keilschrift, wie sie von den Assyrern im 1.

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