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Der Babylon Code

Der Babylon Code

Titel: Der Babylon Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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gefunden wurden. Sie wären verloren. Es gibt nur einen einzigen Ort, wo sie sicher sind. Sie sollen dorthin, wo ein Teil des ausgegrabenen Erbes Babylons aufbewahrt wird.«
    Forster stapfte unsicher weiter, blieb vor der nächsten Vitrine stehen. Dort lagen drei Knochen in einem Sandbett.
    »Nun? Ihre Entscheidung?«
    Chris musterte die Knochen. Sie waren nicht besonders groß. Zwei waren jeweils vielleicht zehn Zentimeter lang, der andere etwas länger. Es waren eher Knochenreste, Knochenteile mit zertrümmerten Enden.
    Chris dachte unvermittelt an seine Zeit bei der Polizei. Spurensicherung war meist Puzzlearbeit. Knochen waren dabei ein ganz besonderes Thema. Die Forensiker hatten immer geflucht, wenn sie anhand von Knochen Aussagen treffen sollten. Insbesondere dann, wenn keine verwesenden Weichteile mehr zu finden waren, an denen sich noch Untersuchungen vornehmen ließen.
    Auf den ersten Blick war fast nie feststellbar, ob es sich um Tiergebeine oder Menschenknochen handelte. Fast unmöglich war auch die Aussage, wie lange die Knochenstücke bereits am Fundort lagen. Einen Monat, ein Jahr, drei Jahrhunderte? Hatte sie jemand verscharrt, ein Tier sie ausgegraben und verschleppt?
    »Ihre Entscheidung!«
    Die Knochen in der Vitrine wiesen Verfärbungen auf, die Farbe war eher bräunlich-grau, nicht kalkig weiß. Chris kehrte irritiert aus seinen Gedanken zurück. Es war schon verrückt, dachte er, welche Assoziationen einen manchmal überkamen.
    »In Ordnung. Ich mache mit«, sagte Chris schließlich und dachte an seinen Kontostand. Es ging gar nicht anders. Er brauchte das Geld aus dem Auftrag.
    »Ich habe ja auch bereits gezahlt.« Forster ächzte erleichtert. »Schön, dass ich mich nicht in Ihnen getäuscht habe.«
    »Die Knochen auch?«, fragte Chris plötzlich, ohne sagen zu können, was ihn zu dieser Frage trieb.
    »Die auch.« Die Stimme des Kunsthändlers wirkte plötzlich angespannt und rau.
    »Und was für eine Geschichte haben die?«
    Karl Forster schwieg zunächst. Als er antwortete, war seine Stimme zittrig und belegt.
    »Die gehören zu einer hominiden Spezies, die es so heute nicht mehr gibt.«

Kapitel 8
    Vatikan
Freitagabend
    Papst Benedikt saß in seinem privaten Arbeitsraum im dritten Stock des Apostolischen Palastes am Schreibtisch. Er legte das Blatt Papier mit dem Text aus der Hand, der ihm so viel Kraft abverlangte, als es an der Tür klopfte.
    Er musste nicht auf die Uhr schauen, um zu wissen, wie spät es war. Er selbst hatte den Zeitpunkt bestimmt.
    Georg Reiche, sein Privatsekretär, betrat mit den beiden Gästen den Raum, packte einen Stapel Akten und schloss beim Hinausgehen die Tür. Papst Benedikt seufzte. Vieles war liegen geblieben in den letzten Amtsmonaten seines Vorgängers. Aber statt anzupacken, zerrissen sich Medien und Kurie ihre Mäuler über das gute Aussehen seines Sekretärs, der noch dazu auch abseits theologischer Probleme ein angenehmer Unterhalter sein konnte.
    Klatsch und Tratsch waren offensichtlich nicht zu unterdrückende menschliche Eigenschaften, die vor nichts Halt machten. Sie veränderten sich so selten wie die Regeln und Riten im Vatikan.
    Seine beiden Gäste traten näher und setzten sich vor dem Schreibtisch auf die gepolsterten Stühle.
    Kardinal Albino Sacchi hatte einen maßgeschneiderten schwarzen Talar mit purpurroten Borten und gleichfarbiger Bauchschärpe angelegt. Seine kräftige Figur wirkte dadurch schlanker. Auf dem Kopf trug er ein purpurnes Scheitelkäppchen. Monsignor Tizzani war in einen einfachen schwarzen Reiseanzug mit weißem Priesterkragen gekleidet.
    »Nun?« Papst Benedikts schalkhafter Blick ruhte auf dem Kardinal. Sie kannten sich gut. Vor seiner Wahl zum Papst hatte er selbst als Präfekt die Glaubenskongregation eine kleine Ewigkeit geleitet, und Kardinal Sacchi war sein Stellvertreter gewesen.
    Sie hatten das Heilige Officium als Nachfolgeorganisation der Inquisition zur entscheidenden Schaltzentrale der Kurie ausgebaut. Sie wachten über die katholische Lehre und schützten sie gegen alle Feinde. Keine Glaubensfrage wurde ohne das Officium entschieden.
    Und ihnen war es gelungen, ihre Bedeutung auch sichtbar zu machen. Der Vatikan als Staatsgebilde wurde unterhalb des Papstes formal durch das Staatssekretariat mit dem Kardinalstaatssekretär an der Spitze vertreten. Seine Bedeutung als zweiter Mann des Vatikans wurde nach außen dadurch dokumentiert, dass er als gewählter Dekan dem exklusivsten Gremium der römischen Kurie,

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