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Der Babylon Code

Der Babylon Code

Titel: Der Babylon Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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erkannten rasch, dass man damit religiöse Inhalte und die eigenen Ruhmestaten festhalten konnte. Sie verewigten ihre Heldentaten auf den Tafeln. Das machen unsere Könige, in welcher Form sie auch daherkommen mögen, heute ebenso.«
    »Die Tafeln stammen also aus Ur?«
    »Nein. Die älteren Tafeln stammen aus Kišh, wurden aber in Babylon gefunden und gestohlen.«
    Chris wartete. Er spürte, dass Forster kurz davor war, ihm das zu sagen, was ihm auf der Seele lag.
    »Ich bin der Enkel des Diebes und eines Mörders.« Forster sah Chris prüfend an, wartete auf eine angewiderte Reaktion. »Schockiert Sie das?«
    »Nein.« Chris sah ihm direkt in die Augen, schüttelte energisch den Kopf. »Dazu habe ich bei der Polizei zu viel erlebt. Außerdem haben Sie ja nicht gemordet.«
    »Vorhin wollten Sie noch gehen.«
    »Ich habe mich noch nicht entschieden. Hätten Sie gemordet, wäre ich sicherlich weg. Im Augenblick bin ich nur gespannt, was Sie noch zu erzählen haben. Ich gebe zu, es fängt an mich zu interessieren.«
    Der Alte nickte.
    »Mein Großvater hat diese Täfelchen und die anderen Kostbarkeiten in Babylon gestohlen und dafür drei Menschen umgebracht. Und deshalb will ich Buße tun.«
    »Für die Morde?«
    »Nein! Für die Diebstähle.«
    Chris schüttelte den Kopf. »Und wann war das?«
    »Es ist Ewigkeiten her. 1916. Er hat die Tontafeln zwei Grabräubern gestohlen und zusammen mit anderen geraubten Kostbarkeiten in Sicherheit gebracht. Er ist damit nach Spanien geflohen. Dort hat er seinen Komplizen getötet, hat sich mit dem Namen Forster eine neue Identität besorgt und ist dann weiter in die Schweiz geflohen. Von dort aus hat er die Schätze an Kunstsammler in aller Welt verkauft, ein Vermögen gemacht und den Kunsthandel weiter ausgebaut.
Diese
Schätze hat er nicht verkauft, weil sie von ganz besonderer Bedeutung sind.«
    »Von welcher denn?«
    Forster tat, als hätte er die Frage nicht gehört. »Er heiratete, mein Vater wurde geboren, und der hat den Kunsthandel fortgeführt, bis ich ihn übernommen habe. Unser Spezialgebiet blieben archäologische Funde aus dem Vorderen Orient und Ägypten.«
    »Unsere letzte Reise nach Dubai war auch schon ein Teil Ihrer ›Buße‹?« Chris erinnerte sich an die Bemerkung Forsters am Ende der Reise, dass er in Dubai nicht über einen Preis verhandelt habe, sondern über die Art der Ausstellung eines Kunstgegenstandes.
    »Wenn Sie so wollen – ja.«
    Chris sah in die blassblauen Augen des Kunsthändlers und ärgerte sich über den spöttischen Blick, der eine Überlegenheit und Sicherheit ausstrahlte, wie sie nur auftrat, wenn alle Schlachten geschlagen waren.
    Frustriert dachte Chris an das, was er schon im Morddezernat hatte lernen müssen. Hinter die Stirn eines Menschen konnte
    man nicht blicken, und keiner trug das Mal des Mörders oder Diebes im Gesicht.
    »Ich weiß nicht, ob ich Ihren Auftrag noch haben will.« Da war immer noch ein tiefes, dunkles Loch. Forster erhellte mit seiner Beichte nur den oberen Teil.
    »Sie haben nichts verstanden, was?«, zischte Forster wütend. »Vergessen Sie nicht: Ich will Buße tun. Sechs Tafeln stammen aus der Zeit Nebukadnezars, die anderen sechs aus dem dritten vorchristlichen Jahrtausend.« Ächzend kam er aus dem Sessel hoch und stützte sich wieder auf seinen Krückstock.
    »Ich behaupte: Diese sechs sind die ältesten Keilschrifttafeln, die bis heute gefunden wurden. Nirgends auf der Welt gibt es Vergleichbares. Verstehen Sie, warum ich keine Polizei hier will? Dies alles dorthin zurückzugeben, wo es hingehört – dabei sollen Sie mir helfen, nicht bei einem Verbrechen.« Karl Forster stapfte keuchend zu einer anderen Vitrine. »Sie werden mir doch helfen, Buße zu tun und diese Schätze zurückzugeben?«
    »Nach Babylon? In den Irak?« Chris schüttelte den Kopf. »Das ist doch Selbstmord.«
    »Nein.« Karl Forster schüttelte den Kopf. »Dort verschwinden sie innerhalb von wenigen Tagen. Sie wissen doch, was nach dem Golfkrieg passiert ist. Chaos. Plünderung der Museen. Nein. Sie erinnern sich an unseren Ausflug nach Dubai… Damals ging es um eine Statuette aus den Ausgrabungen von Assur. Wertvoll, ja, aber im Vergleich zu diesen Funden relativ unbedeutend. Obwohl fest vereinbart war, unter welchen Bedingungen sie von mir zurückgegeben würde, hat man sich nicht an die Absprache gehalten.«
    Forster knallte den Krückstock wütend auf den Boden.
    »Die Gegenstände dürfen nicht dorthin zurück, wo sie

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