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Der Babylon Code

Der Babylon Code

Titel: Der Babylon Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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Forster.
    Chris war bereit. Er schob die Yamaha aus dem Gefahrenbereich, startete die Maschine und ließ sie aufgebockt laufen. Er musste nur noch losfahren.
    Er ging zu Forster zurück.
    »Hauen Sie ab.« Der Kunsthändler winkte ab. »Keine Tränen. So nahe stehen wir uns nun wirklich nicht.«
    Chris sah neben Forster die Beretta liegen, mit der der Kunsthändler vorhin ihrer beider Leben gerettet hatte.
    »Für den Fall, dass es doch nicht so schnell zu Ende geht. Sie sehen ja, ich lebe immer noch. Trotz des Bauchschusses. Oder wollen Sie es tun?«
    Ihre Blicke trafen sich.
    »Nein.«
    Chris beugte sich zum Ohr des Kunsthändlers hinab und stellte eine letzte Frage. Forster lachte laut auf und antwortete mit einem einzigen Wort. Chris nickte, richtete sich wieder auf und warf einen letzten Blick auf das Feuerzeug in Forsters Hand, dann ging er. Er stieg auf die Yamaha, fuhr los und sah nicht zurück.
    Hinter ihm saß Forster im Dreck, mit dem Rücken an den BMW gelehnt, den einen Euro aus seinem letzten Handel fest in der linken Faust.
    Forster lächelte zufrieden. Dann schnippte das Feuerzeug, und die Flamme fraß sich gierig die Benzinspur entlang. Der Tank des Mercedes explodierte, und die Flammensäule stieg in den Himmel. Der Knall der Explosion verschluckte den Schuss der Beretta.
    Chris zuckte kaum zusammen, als die Explosion hinter ihm dröhnte. Ihm klang das letzte Wort des Kunsthändlers in den Ohren.
    »Sie verheimlichen mir etwas?«, hatte Chris gefragt.
    »Vieles.«

Kapitel 11
    Vatikan
Montag
    Zuerst sah er den Krummstab. Er dachte sofort an einen Baculus pastoralis. Aber dieser war anders. Er war einfach, ohne den glänzenden goldenen Überzug, ohne Elfenbeinschnitzereien und ohne den typischen Schneckenkopf des Bischofsstabes.
    Er war gerade, aber nicht so gerade wie ein mit Werkzeugen gefertigter Krummstab. An mehreren Stellen sah er kleine Knoten, an denen junge Triebe als Äste hatten wachsen wollen, die jedoch abgeschnitten worden waren.
    Der Stab war glatt, seltsam glatt. Ganz besonders oben, kurz bevor die Krümmung begann. An der Stelle, wo die Hand ihn immer griff, millionenfach, war die Fläche so glatt wie bei einem geschliffenen Diamanten. Einem schwarzen Diamanten. Denn der Schmutz der Hände hatte den Stab dort dunkel werden lassen.
    Es konnte kein Bischofsstab sein. Die Hände eines Bischofs waren nicht schmutzig.
    Ansonsten war der Stab dunkelgrau, von seiner Rinde befreit, knochentrocken und eingefärbt von Licht und Regen.
    Die Rundung des Stabes verbreiterte sich oben zu einer paddelförmigen Schaufel, mit der der Hirte bei Wassermangel den Boden bis zum Grundwasserspiegel aufgrub, um seine Herde zu tränken.
    Dann sah er den Mann, der den Krummstab in der Hand hielt. Der Mann war tatsächlich mittelgroß. Er wusste es. Er hatte ihn jetzt schon gut zwei Dutzend Male gesehen. Oder war es noch häufiger gewesen?
    Der Mann trug einfache und farblose Kleidung, gewoben aus der Wolle der Tiere. Goldgewirkte Verzierungen glänzten in der Sonne. Seine Schuhe waren aus trockenem Schilf kunstvoll geflochten, und auf dem Kopf trug der Mann ein einfaches Tuch zum Schutz vor der Sonne.
    Das Gesicht des Mannes war kantig, die muskulöse Gestalt war an Entbehrung und körperliche Anstrengung gewöhnt, und seine kräftigen Armmuskeln zuckten bei jeder Bewegung im grellen Sonnenlicht. Die Gesichtshaut war von der Sonne ledern gegerbt und dunkel getönt, und es war ihm unmöglich, das Alter des Mannes einzuschätzen.
    Sein Bild erweiterte sich, und er sah die Schafherde. Wie immer.
    Die Tiere standen dicht beieinander, grasten auf der Suche nach saftigem Futter. Der Hirte hatte eine gute Stelle ausgesucht. Der sandige Grund war mit sattem Grün bedeckt.
    Der Mann lehnte auf seinem Krummstab, das Gewicht des Oberkörpers mit den Händen auf dem geraden Ende des Stabes abfangend, das runde Ende schräg nach vorn auf den Boden gestemmt.
    Er stand inmitten der Herde. Bewässerungsgräben durchzogen die Weide Er hatte jedes seiner Tiere im Blick und sah neugierig auf, als eine weitere Herde zweihundert Schritt entfernt bei den Dattelpalmen auftauchte und sich näherte.
    Der Hirte pfiff, und zwei Hunde kamen ins Bild. Es waren wolfsgesichtige Hunde. Der eine umkreiste sofort die eigene Herde, der andere rannte mit dem Hirten zu der neuen Herde. Zusammen trieben sie die Schafe in Richtung der eigenen, bis beide Herden zusammen standen, sich vermischten.
    Benedikt hörte den Flügelschlag. Kraftvoll,

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