Der Babylon Code
übernehmen, die Augen offen halten, dass das nicht erneut schiefgeht… Sie müssen verstehen – ich kann nicht als Kardinal mit zwei einfachen Sicherheitsleuten bei einer Übergabe… trotzdem habe ich aber die Bitte des Heiligen Vaters zu erfüllen! Erledigen Sie das?«
Also begleitete Tizzani am Sonntag früh diesen Augusto Pecorelli vom
Comitato per la sicurezza
, das eine Art Spionageabwehr des Vatikanstaates darstellte, und Elgidio Calvi aus der einhundertzwanzig Mann starken
Corpo di Vigilanza,
der Polizei des Vatikans. Calvi gehörte innerhalb der
Vigilanza
zu der knapp ein Dutzend Personen umfassenden Spezialeinheit, die als ausgebildete Scharfschützen den Papst auf seinen Auslandsreisen begleiteten und damit der Schweizer Garde einen Teil ihrer Aufgaben abgejagt hatten.
Sie warteten wie vereinbart in Grosetto. Calvi ließ den Koffer mit dem Geld nicht aus den Augen, und aus den Antworten auf seine vorsichtigen Fragen erfuhr Tizzani, dass Pecorelli den
Kontakt hergestellt hatte. Pecorelli war erst seit drei Jahren in vatikanischen Diensten, nachdem er vorher fast ein Jahrzehnt in der
GIS Gruppo di Intervento Speciale
in Livorno in einer polizeilichen Spezialeinheit gedient hatte.
Dann erhielt Pecorelli einen Anruf seines Informanten, der den Übergabetermin noch einmal verschob. Pecorelli war nervös und versicherte immer wieder, dass sein Lieferant absolut zuverlässig sei. Tizzani begann die Rolle, die ihm der Kardinal zugedacht hatte, zu verstehen.
Er sollte den Misserfolg für Sacchi abfangen. Endgültig sicher war Tizzani, als sie heute Morgen wieder umsonst gewartet hatten. Nicht einmal gemeldet hatte sich Pecorellis Lieferant.
Tizzani schluckte schwer, als er daran dachte. Es musste sich schon um etwas Besonderes handeln, wenn das
appartamento
mit Elgidio Calvi einen der Bodyguards des Papstes losgeschickt hatte. Aber worum ging es? Was für eine Verbindung besaß dieser Pecorelli, dass…
Hatte der Heilige Vater einen Fehler gemacht?
Strafte Gott?
Kapitel 12
Ostdeutschland
Montag
Das Zittern seiner Muskeln ließ langsam nach, und die pochenden Kopfschmerzen schwanden mit jedem Schluck Kaffee.
Chris saß in der Raststätte in der hintersten Ecke, gut vor den Blicken der wenigen anderen Gäste geschützt. Die Reste des Frühstücks lagen vor ihm auf dem Tablett. Er trank in kleinen Schlucken Kaffee mit einem Schuss Cognac.
Sein Körper baute die Adrenalinkaskaden der letzten Stunden ab und verlangte doch nach weiteren Stimulanzien. Früher war er nach gefährlichen Einsätzen immer gelaufen, um die Überspannung aus dem Körper zu treiben.
Niemand beachtete ihn. Die wenigen Gäste saßen im vorderen Teil des Gastraumes und starrten auf den Fernseher. Die Nachrichten brachten seit einiger Zeit Meldungen von einem grausigen Unfall, bei dem es mehrere Tote gegeben hatte. Irgendwann wurde gemeldet, am Tatort habe ein Truck gestanden, in dem die Polizei einen gefesselten Mann gefunden habe. Dieser behauptete, der Fahrer zu sein und auf einem Parkplatz überfallen worden zu sein.
Dann war plötzlich von einer Schlacht unter Schleusern die Rede. Schon mehrfach waren an der A9 ausgesetzte Flüchtlinge aufgegriffen worden, die über Osteuropa in den reichen Westen gebracht werden sollten.
Chris spielte mit dem Gedanken, das Kapitel abzuschließen. Ab mit den Antiken zur Polizei und eine klare Aussage, was passiert war. Nahm er den versuchten Diebstahl in der Toskana
dazu, war es das zweite Mal, dass Forsters Machenschaften ihn in Lebensgefahr gebracht hatten.
Er fluchte leise. Forster hatte ihn eingeseift, hatte ihn sich von Anfang an warmgehalten, ihn in seine Pläne eingebaut wie eine Schachfigur, als den letzten Läufer, der das Päckchen abzuliefern hatte. Er war ein Nichts, eine Zielscheibe, ein potenzielles Opfer, geködert mit einem ausreichend großen Brocken.
Ganz normales Geschäft, alles sauber, alles erklärbar. Alles easy. Alles Quatsch. Er hatte sich auf dem Acker ein weiteres Mal einseifen lassen. Da gab es einen Unbekannten, der genug Mittel hatte, solche Aktionen auf die Beine zu stellen – an zwei Standorten gleichzeitig. Der in der Lage war, die notwendigen Informationen zu beschaffen, und der über ein großes Reservoir an skrupellosen Typen und Waffen verfügte. Und offensichtlich schreckte er vor nichts zurück und fürchtete weder Polizei noch Konsequenzen.
Hatte er überhaupt eine Chance?
Wenn er weitermachte, musste er schnell sein. Sobald die Schätze dort
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