Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Babylon Code

Der Babylon Code

Titel: Der Babylon Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
Vom Netzwerk:
grinste breit. Er genoss seinen Überraschungscoup.
    »Eine ärgerliche Kleinigkeit…«
    »Das sehe ich nicht so.« Hank Thornten sah auf. Seine Hand mit dem Vergrößerungsglas hing wie ein Insekt in der Luft. »Zoe, das sind Milliarden an Umsatz, die man uns stehlen will.«
    Tysabis
Forscher arbeiteten seit Jahren an Antibiotika aus der menschlichen Haut und waren kurz davor, eine neue Brandsalbe auf den Markt zu bringen.
    Die Haut ist das größte Organ des Menschen, schützt und trennt den Menschen von seiner Umwelt. Da das Immunsystem des Menschen eines der ältesten und erfolgreichsten Abwehrsysteme überhaupt ist, liegt es nahe, dieses System abzukupfern. Ende der Neunzigerjahre war entdeckt worden, dass die menschliche Haut eiweißbasierte Antibiotika produziert, die Viren, Bakterien und Pilze blitzartig abtöten – unendlich viel schneller als herkömmliche Antibiotika. Den Erregern bleibt keine Zeit, Resistenzen zu bilden. Über tausend unterschiedliche Stoffe waren inzwischen auf der Haut, in der Tränenflüssigkeit, im Darm, in der Lunge und in den weißen Blutkörperchen gefunden worden…
    »Wir sind dran«, knickte Zoe ein, die erst vor wenigen Tagen von Peter Sullivan, dem Sicherheitschef von
Tysabi
, von dem Leck erfahren hatte. Sullivan hatte von einem seiner Kontakte
    einen Tipp bekommen. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Folsom schon davon wusste.
    »Noch ist nichts passiert. Sullivan besorgt gerade Namen und Übergabeort. Wir werden es verhindern.«
    Hank Thornten nickte. »Kümmere dich persönlich darum. Mach die Sau fertig!«

    Cayman Island Montag
    Peter Sullivan warf einen letzten Blick in die rund fünfzehn Meter lange und etwas mehr als zwei Meter breite Kabine der Gulfstream G550, die Platz für 19 Passagiere bot. Seine sechs Jungs räkelten sich in den weichen Sesseln mit dem safranfarbenen Lederbezug und genossen den Komfort der Luxusklasse.
    Da er nicht wusste, was sie erwartete, hatte er den großem Firmenjet geordert, der mit einer Reichweite von über 12 000 Kilometern auch für Langstreckenflüge ausgelegt war.
    Der Securitychef von
Tysabi
betrat die Gangway. Die schwüle Hitze war wie ein Knebel im Mund. Schlagartig spürte er den Schweiß auf jeder Pore seines fetten Körpers, und sein kahl rasierter Schädel war binnen Sekunden feucht.
    »Soll ich mitkommen?« Pete Sparrow, einer der Teamführer, musterte Sullivan besorgt. Mit den blassen, eingefallenen Wangen und dem Schweiß sah Sullivan aus, als stehe der Infarkt unmittelbar bevor.
    »Nein!« Diese jungen Haie ahnten nicht, wie zäh er war.
    Der wartende Wagen brachte ihn ohne Umwege in die Stadt zu einem modernen Bürogebäude, in dem ein Dutzend der in die Hunderte gehenden
Law firms
der Cayman Islands residierten. Die von ihnen als Treuhänder betreuten Briefkastenfirmen,
    deren wahre Eigentümer nicht in Erscheinung treten mussten, gingen längst in die Zehntausende. Diese hilfreichen Geister bei sauberen und unsauberen Geschäften waren der eigentliche Reichtum der Inseln, die der Britischen Krone unterstehen und seit den Achtzigern zu den zehn größten Off-shore-Finanzzentren der Welt gehören.
    Viel Geld zu haben war hier das Maß aller Dinge. Woher es kam, interessierte niemanden. Und so wurden neben sauberen Geschäften auch Milliardengewinne aus dem Drogenhandel gewaschen und im weltweiten Geldkreislauf verteilt.
    Sullivan meldete sich am Empfang der Anwaltskanzlei und wurde von einem freundlichen Faktotum in einen Konferenzraum geführt. Dann war er allein und sah sich um, während er wartete. Die Möbel des Konferenzraums waren dunkel, und an den Wänden reihten sich die Regale mit anwaltlicher Fachliteratur. Das Porträt des Gründers hing in Öl gemalt an der einen Stirnwand. Sullivan fröstelte und schwitzte zugleich. Nach der schwülfeuchten Hitze draußen war die kühle Luft der Klimaanlage eine neue Herausforderung für seinen Kreislauf. Als die Tür aufging, stockte ihm der Atem. Da war er wieder: der ›Traum der Karibik‹.
    Die Frau war hochgewachsen, mit langen, kräftigen Armen und Beinen, und kam in einem unvergleichlich stolzen Gang auf ihn zu. Sie trug einen elegant geschnittenen schwarzen Rock, der ihren Po betonte, und eine goldfarbene Bluse.
    »Guten Tag, Noanah Webb«, sagte die Frau.
    Sie ging um den Konferenztisch herum, und ihre geschmeidigen Bewegungen erinnerten Sullivan an ein schwarzes Pantherweibchen.
    Er setzte sich ihr gegenüber; ihre schwarzen, blitzenden Augen sahen ihn

Weitere Kostenlose Bücher