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Der Babylon Code

Der Babylon Code

Titel: Der Babylon Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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wonach Ihr Herz begehrt.«
    Wieder zog dieses optimistische, gewinnende Lächeln über sein leicht kantiges Gesicht und verdrängte die nüchterne Entschlossenheit, die das kräftige Kinn und die Adlernase vermittelten.
    Susan war irritiert, konnte ihn nicht einordnen. Schon am Telefon hatte er spielend die Zusatzprämie ausgehandelt, weil der vom Unternehmen gebuchte Flug wegen technischer Probleme gestrichen worden war. Er hatte eine Alternative suchen müssen, um jetzt hier zu sein.
    Hinter ihr wurde es plötzlich laut.
    Sein Blick wanderte sofort in Richtung des neuen Reizes. Susan Achterbusch bemerkte kleine gelbe Sprenkel in seiner Iris, dann dröhnte die Stimme des Bosses in ihren Ohren.
    »Mitternacht! Wo ist der Höhepunkt des Abends? Susan!«
    »Hier!«, rief sie und drehte sich um.
    Der Boss kam auf sie zu. Groß, ungeschlacht, ein Berg von einem Mann in perfekt sitzendem Smoking.
    »Sie sind der Kurier?«, donnerte er und starrte auf die beiden Päckchen.
    »Ja, ich bin der Logistiker.«
    Der Boss lachte auf, und seine Pranken fielen auf die Schultern von Chris und Susan Achternbusch.
    »Langer Flug, was?«, fragte er und musterte Chris’ verknitterten Anzug. Herbert Scharff wurde in der Firma nur kurz »Boss« genannt, nachdem er vor anderthalb Jahren die kränkelnde Kaufhauskette als Vorstandsvorsitzender übernommen und gegen alle inneren Widerstände mit einem brutalen Sanierungskurs wieder in die Gewinnzone geführt hatte.
    Tausende Arbeitsplätze waren dem zum Opfer gefallen. Die Aktionäre bejubelten und die gefeuerten Angestellten hassten ihn.
    Heute war die Nacht, seinen Erfolg und das Kursfeuerwerk der letzten Wochen an der Börse zu feiern. Und der Boss verlangte daher nach einer ganz persönlichen Freude.
    »Ich bin direkt vom Flughafen zu Ihnen gekommen, wollte Ihnen die Überraschung nicht verderben.«
    »Schon gut, Jungchen«, brummte Scharff ungeduldig. Er drängte sich zwischen Chris und Susan Achternbusch und zog sie mit sich zum Salon, die feisten Hände auf ihren Schultern.
    »Lass sie ja nicht fallen«, murmelte er zu Chris, als sie den Raum betraten. »Und benimm dich, sonst…«

    Der Saal war voller Menschen in Abendgarderobe. Chris schätzte die Zahl auf Hundert, die sich ihnen nach und nach zuwandten.
    Links neben dem Eingang waren Buffet und Bar aufgebaut, und am anderen Ende des Saales spielte auf einem kleinen Podest eine Band. Die Tanzfläche davor war voll. Die Tische standen rechts vom Eingang entlang der inneren Saalwand und waren festlich gedeckt.
    Scharff zog ihn mit in Richtung Podium. Die Türen auf der linken Seite zum Garten hin standen offen, und auf der hell erleuchteten Terrasse genossen plaudernde Gäste die frische Abendluft.
    »Reinkommen!«, rief Scharff in Richtung Terrasse und marschierte weiter auf das Podest zu.
    Chris sah Gesichter, die ihm bekannt vorkamen. Politiker,
    Künstler, Leute, deren Konterfei die bunten Medienseiten zierten. Er unterteilte die Menschen in zwei Gruppen. Da gab es diejenigen, die mit Haltung, Gestik und Mimik das ausstrahlten, was auch Scharff ausstrahlte: Geld und Macht.
    Und dann waren da die anderen, die im Schatten der Mächtigen segelten. Die Begleitpersonen jeder Couleur, die der Rahmung und Staffage dienten.
    Chris dachte an die Nobelkarossen auf dem Parkplatz. Hier war so etwas wie das Eldorado für sein kleines Logistik-Unternehmen. Wenn er es geschickt anstellte, konnte er den Samen für den ein oder anderen Auftrag streuen.
    Scharff zog ihn mit auf das Podium vor das Mikrofon.
    »Herhören!«, rief Scharff in das Mikro, und die Musik brach abrupt ab. »Meine ganz persönliche Überraschung ist eingetroffen.« Er wandte sich an Zarrenthin. »Sie haben da zwei Kästchen. Unseren heutigen Schatz. Wo kommen Sie gerade her?«
    »Guten Abend«, sagte Chris locker in das Mikrofon. »Ich bin Chris Zarrenthin von
Zarrenthin Logistik
und Ihr Dienstleister für die besonderen, kostbaren und vertraulichsten Transporte. Sowohl im persönlichen als auch unternehmerischen Bereich…«
    »Das reicht aber als Werbung«, knurrte Scharff neben ihm.
    ». . . und ich komme gerade aus der Karibik.«
    Er machte eine Pause und lächelte gewinnend.
    Chris fand den ganzen Auftrieb albern, aber wenn sein Auftraggeber es wünschte, dann machte er das Spiel eben mit. Es war leicht verdientes Geld.
    Chris reichte die beiden Päckchen weiter. Augenblicklich wieselten zwei Kellner heran, die sie Scharff wieder abnahmen.
    Auf einem kleinen Tisch, der

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