Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Babylon Code

Der Babylon Code

Titel: Der Babylon Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
Vom Netzwerk:
billiges Imitat eines Kunstwerks transportieren?«
    »Er bucht dich für rund eine Woche.« In Inas Stimme klangen die Glückshormone mit.
    »Das hatte er ja angekündigt. Und wo steckt er?« Der Graf war ein Spitzname, den Chris einem seiner besten Kunden gegeben hatte. Der Mann war Kunsthändler, lebte in der Schweiz und in der Toskana. Er war reich, steinreich, und hatte an Chris einen Narren gefressen.
    Sein erster Auftrag als selbständiger Unternehmer war eine
    Fahrt für den Grafen gewesen. Seitdem bekam Chris regelmäßig gut dotierte Jobs von ihm. Beim letzten Mal vor einem halben Jahr war er dem Grafen hinterher gereist und hatte ein kleines Paket nach Dubai gebracht, wo der agile Mittsechziger in einem der exklusivsten Hotels logiert hatte.
    Das Hotel war ein Treffpunkt der Wirtschaft und Hochfinanz. Der Graf hatte zwei Tage lang mit arabischen Freunden verhandelt; die aus München stammende junge Generaldirektorin des Hotels hatte persönlich den perfekten Service überwacht. Zusammen mit Antonio Ponti, seinem Leibwächter, hatte Chris den Grafen begleitet und das Paket nicht aus der Hand gegeben, bis man sich am Abend des zweiten Tages einig geworden war.
    »Glückwunsch«, hatte Chris gesagt. »So zufrieden, wie Sie aussehen, haben Sie richtig gut verdient.«
    »Im Gegenteil. Keinen Cent bekomme ich. Ich gebe ihnen zurück, was ihnen ohnehin gehört. Wir haben darüber verhandelt, wo und wie sie es ausstellen.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Unwichtig. Wenn die Zeit reif ist, werde ich es Ihnen vielleicht erklären«, hatte der Graf gesagt.
    Inas Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.
    »Hast du gehört? Er hat bereits einen Wagen für dich gemietet. Du brauchst ihn nur abzuholen.«
    »Dann wird es ja wieder nichts mit meinen freien Tagen. Ich hatte gehofft, er würde noch absagen oder es verschieben.«
    »Können wir uns gar nicht leisten. Du schuldest mir noch das halbe Gehalt vom letzten Monat. Außerdem hat er bereits bezahlt. Der Betrag ist heute eingegangen. Ein verrückter Kerl.« Ina lachte verlegen, weil sie wusste, dass ihn ihre Äußerung über das Gehalt ärgerte. Ihr war klar, wie sehr er rackerte, um genau und pünktlich zu zahlen. »Aber das reicht immer noch nicht, um ehrlich zu sein…«
    Er schwieg eine Sekunde. »Ich hol uns jetzt erst einmal hier unsere Prämie. Geh endlich nach Hause.«
    Chris beendete das Gespräch und nahm die zwei Päckchen von der Rückbank, für deren Inhalt er um die halbe Welt gereist war. Dann stieg er aus.

    Nicht schlecht, dachte Susan Achternbusch überrascht, als Chris eintrat. Schlank, kräftig, aber doch irgendwie feingliedrig, etwas über eins achtzig, volle dunkle Haare mit modisch kurzem Schnitt an den Seiten. Schnelle, straffe Bewegungen und etwa ihr Alter. Nur der Oberlippenbart und das belustigte Grinsen störten sie.
    Susan Achternbusch war fünfunddreißig, leitete seit drei Jahren den Event-Service des Vorstands und wartete in der vier Meter hohen Eingangshalle der firmeneigenen Residenz, die vor anderthalb Jahren extra als angemessene Schlafstatt für den neuen Vorstandschef und seine Frau angeschafft worden war.
    Chris wurde soeben von zwei Sicherheitsleuten mit einem Handdetektor nach metallischen Gegenständen gescannt. Er hielt dabei die beiden Päckchen in den erhobenen Händen und sah sich suchend um.
    »Zarrenthin«, stellte er sich mit seiner leicht rauen Stimme vor, als er vor ihr stand. »Beeindruckend.« Seine graublauen Augen ruhten für eine Sekunde auf ihrer schlanken Figur, die von dem dunklen Kostüm noch betont wurde, und huschten dann weiter durch den Raum, sogen alles auf. Nicht verstohlen, sondern ganz offen neugierig.
    An den Seiten der Halle gingen die Repräsentationsräume ab, während die Privaträume oben lagen. Auf dem aufwändig restaurierten Mosaikboden mit römischen Motiven lagen kostbare Perserteppiche, und die Empire-Möbel waren vermutlich von den renommiertesten Antiquitätenhändlern herangeschafft worden.
    »Sie haben mich ganz schön ins Schwitzen gebracht. So auf die
    letzte Minute zu kommen.« Sie überging seine unverhohlene Neugier und musterte seinen dunklen Teint. »Die Gelegenheit zu einem Sonnenbad genutzt und dabei den Flieger verpasst, was?«
    »Natur.« Er lachte amüsiert auf. Die Lachfalten um die Augen machten ihn noch sympathischer, und der dunkle, kurz gehaltene Bart über den geschwungenen Lippen störte sie plötzlich kaum noch. »Freuen Sie sich doch. Ich bin pünktlich und habe das,

Weitere Kostenlose Bücher