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Der Babylon Code

Der Babylon Code

Titel: Der Babylon Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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schmallippig an. »Schnappen Sie ihn sich! Keine Spielereien!«
    Es war, als zische eine ganze Schlangenfarm gleichzeitig, aber Peter Sullivan biss ungerührt in den
brambordk.
Der Pappdeckel in seiner Hand war ein einziger dunkler Fleck, voll gesogen mit dem Fett des Kartoffelpuffers.
    Die kleine Mistbiene brachte seinen ganzen Einsatz durcheinander mit ihren nervigen Fragen und ihrer Besserwisserei. Sullivan hatte drei Teams zu je zwei Mann dabei. Bei seinem letzten Einsatz in Prag, Ende ’85, waren sie über zwanzig Mann gewesen. Das war noch zu Zeiten des Kalten Krieges gewesen. Zwanzig Jahre war das jetzt her. Und fünfzehn, seitdem sie ihn vor die Tür gesetzt hatten. Mit Ende des Kalten Krieges war bei der CIA ein ganzes Heer von Agenten von einem Tag auf den anderen überflüssig geworden.
    Er hatte Glück gehabt und bei
Tysabi
als Sicherheitschef einen Wiedereinstieg gefunden. Und die Kontakte von damals waren noch heute Gold wert. Einer dieser »old boys« hatte die Information geliefert und finanzierte damit, so vermutete Sullivan, sein künftiges süßes Leben auf einer Yacht vor den Bahamas.
    »Zielperson hat eben Kontakt gehabt«, meldete sich Pete Sparrow, der das erste Team führte. »Sein Pate ist männlich, mittelgroß, dunkler Anzug, hellblaues Hemd, keine Krawatte, mein Alter, durchtrainiert, leicht nervös. Ist in Richtung
Number One
verschwunden.«
    »Was heißt das ?«, fragte Zoe Purcell.
    »Die Ratte ist von der anderen Seite angesprochen worden. Es geht los.
Number One
bin ich.« Sullivan reckte sich und sah
    den Paten der anderen Seite wenige Sekunden später aus einer Menschentraube auftauchen. Der Mann blieb bei einer sechsköpfigen Folkloregruppe stehen.
    Der Verräter kam mit schnellen Schritten über die Brücke und ging an der Folkloregruppe vorbei, ohne Blickkontakt mit seinem Paten aufzunehmen.
    Gut gemacht, dachte Sullivan. Wenn du auch noch das Tempo verlagern und Haken schlagen kannst, kannst du uns richtig ärgern. So weit durfte es nicht kommen.
    Als der Pate sich von der Sängergruppe löste, schaltete Sullivan um. Keine Spielereien mehr. Sein fülliger Körper spannte sich wie eine Bogensehne, und er stürmte mit einer Dynamik voran, die man ihm bei seiner Figur niemals zutrauen würde. Dabei bellte er kurze Anweisungen in das Mikro an seinem Revers.

    Wayne Snider ging achtlos an der Folkloregruppe vorbei. Gesichter huschten an ihm vorüber, und statt der erwarteten Nervosität war er voller Zuversicht. Er lief zügig die Karlova hinauf. Das viele Papier in seiner ledernen Schultertasche wurde mit der Zeit unangenehm schwer.
    Willst du umkehren?, fragte er sich immer wieder. Nein, antwortete er jedes Mal und beschleunigte seine Schritte. Nein, tausendmal nein. Du hast eine Glückssträhne. Setze alles und gewinne!
    »Du fährst nach Prag, um wieder zu spielen!«, hatte seine Frau ihn vor der Abfahrt angeschrien. In den zwei Jahren, die er allein in Dresden verbracht hatte, war er zum Spieler geworden. Zunächst war er zur Ablenkung in die Spielbank gegangen, hatte aber irgendwann den Punkt zur Sucht überschritten. Er hatte verloren und nicht die Kraft aufgebracht, rechtzeitig aufzuhören. Er war an die Rücklagen gegangen, hatte nach und nach alles verspielt.
    Seine Frau war fast durchgedreht, und er hatte hoch und heilig versprochen, dass mit dem Spielen Schluss wäre, wenn sie nach Dresden käme. Tatsächlich hatte er den Zwang danach kurze Zeit unterdrücken können.
    Aber ihre Vermutung stimmte. Er spielte wieder. Dabei mied er die offiziellen Casinos und trieb sich in illegalen Spielhöllen herum. Seine Schulden beliefen sich mittlerweile auf gut zweihunderttausend Euro. Die letzten Kredite hatte ihm ein privater Geldverleiher zu horrenden Zinsen gegeben, weil seine Bank nicht mehr bereit war, die Kreditlinien zu erweitern.
    »Ich fahre nach Prag für eine bessere Zukunft. Glaub es mir!«, hatte er zu ihr gesagt und war ins Labor gefahren, um die Daten auszudrucken.
    Seine Informationen über körpereigene, keimtötende und gefäßbildende Eiweiß-Antibiotika aus dem Immunsystem der Haut waren eine Goldmine. Mit den Erkenntnissen über das älteste Abwehrsystem des Menschen konnten vollkommen neue Therapiekonzepte umgesetzt und andersartige Brand-und Wundsalben auf den Markt gebracht werden. Er lieferte Informationen auf der Vorstufe zur Medikamentenreife.
    Die Atmosphäre des Altstädter Rings ließ ihn für einen Moment verschnaufen. Zu seiner Linken lag das Rathaus

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