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Der Bär

Der Bär

Titel: Der Bär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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allein war, hat er den Bären frei gemacht. Also, der war mit einer Kette an einem Baum, aber er hatte keinen Maulkorb an. Das Tier tat Tutut nie was. Dieser ... dieser Zigeuner konnte gut mit Tieren umgehen. Mein Vater hat gesagt, dass er in Stadtkyll im Winter bei einem Bauern war, der drei Stiere hatte. Für die Besamung.
    Und dieser Zigeuner war der Einzige, der mit diesen Tieren parat kam. Sagte mein Vater.«
    »Also«, sagte ich, »wir haben Tutut am Feuer. Geregnet hat es nicht, oder?«
    »Hat nicht geregnet«, nickte Klas.
    »Da ist der Karren, da ist der Esel, da ist der Bär an einem Baum, dann brennt das Feuer. Wahrscheinlich hat er was gegessen, der Tutut. Brot nehme ich an, oder vielleicht eine Suppe oder so was. Jedenfalls war es sehr friedlich. Und dann kommt irgendeiner. Und dieser eine saß auf einem Pferd. Ist das richtig soweit? Habt ihr das alle auch überlegt?«
    »Das haben wir auch überlegt«, nickte Klas. ».Es muss sozusagen ein friedlicher Sommerabend gewesen sein.«
    »Frage!«, sagte Rodenstock lebhaft. »Ist bekannt, woher Tutut kam? Ich meine, er kann genauso gut aus Daun gekommen sein oder aus Rockeskyll. Es muss doch bekannt sein, woher Tutut kam?!«
    »Jau!«, sagte Klas zufrieden. »Das ist bekannt. Er kam aus Gerolstein, von Lissingen aus. Das ist bekannt, das ist sicher. Also, in Lissingen hat er immer Pferde beschlagen. Das konnte er auch, er konnte eben gut mit Tieren. Und er war billig, manchmal arbeitete er für eine Suppe oder einen Platz im Heu. Dann kam er von Lissingen rüber nach Gerolstein. Also, er hat ein paar Frauen aus der Hand gelesen, Messer und Scheren geschliffen, solche Sache eben. Und abends war er im Gasthaus. Damals hieß das Zur deutschen Eiche, aber das Haus gibt es heute nicht mehr, abgerissen.« Er wiegte den Kopf hin und her. »Sie haben viel zu viel abgerissen hier bei uns. Soviel gesagt wurde, blieb er drei, vier Tage. Dann zog er weiter. Und das ... mein Vater hat gesagt, dass das komisch war. Wieso zieht er gegen Abend von Gerolstein nach Daun, bleibt da an der Weggabelung nach Rockeskyll? Sonst ist doch normal, dass er morgens nach Daun zieht und abends in Daun ist oder in Betteldorf oder in Dockweiler. Also, das war so, dass Landfahrer ein kleines Lager hatten. Das war neben Dockweiler, da, wo heute der Sportplatz ist. Wieso ist er nicht dorthin gezogen? Wieso macht er halt im Marienwäldchen? Also, das Wäldchen, wo es passierte, hieß damals Marienwäldchen.«
    »Vielleicht hatte er eine Verabredung im Marienwäldchen?«, wandte ich ein.
    Klas nickte. »Das haben wir uns auch gedacht.«
    »Ich habe trotzdem ein Problem«, sagte Rodenstock beharrlich. »Bleiben wir mal im Lager von Tutut im Marienwäldchen. Es ist ein Sommertag, es ist noch taghell. Er hat ein Feuer gemacht, isst was oder hat schon was gegessen. Der Esel ist aus dem Geschirr genommen und grast. Der Bär an einer Kette am Baum. Es ist friedlich. Dann kommt ein Reiter. Meinetwegen der Reiter, mit dem sich Tutut verabredet hat. Es kommt zum Streit. Warum, wissen wir nicht. Tutut wird erschlagen. Und jetzt kommt mein Problem: Wir finden hier Tututs Skelett, das Skelett eines Pferdes, den Sattel. Pass mal auf, Klas, vielleicht wird klar, was ich meine: Irgendjemand trägt also Tutut hierher, und irgendjemand fährt den Karren weg und führt den Esel weg. Irgendjemand schafft das Pferd hierher. Aber, und jetzt kommt die Frage: Wieso ist das Pferd tot? Hat der Bär es getötet? Und gleich die nächste Frage: Wer hat das Pferd hierhergeschafft? Und wie? Und wo blieben der Karren und der Esel? Wir haben es mit einem riesigen Tatort zu tun. Da ist ein totes Pferd, ein toter Mann, ein schwerer Karren, ein Esel. Das ist mein Problem. Kannst du das verstehen?«
    »Ja«, nickte Klas. »Das kann ich verstehen.«
    »Ist denn erzählt worden, der Bär hätte sich losgerissen oder so was?«, fragte ich.
    »Ja, hat er wohl«, sagte Klas bedächtig. »Muss er ja schließlich auch, oder? Der ging ja ab in den Wald.«
    »Wer hat ihn erschossen? Der Graf von Manderscheid?«
    »Nein, der nicht. Dem gehörte die Jagd. Aber geschossen hat er nicht. Geschossen hat einer aus Berlin, der zur Inspektion hier war. Irgendein hoher Beamter. Haben die Leute gesagt. Damals hat sich kein Mensch mehr in die Wälder getraut. Weder tags noch nachts. Aber was den Karren betrifft, da weiß ich was. Mein Vater sagte, den Karren und den Esel hat ein Viehhändler übernommen, der damals im Hotel Heck wohnte. Der war von der

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