Der Ball spielende Hund
Missbilligung: «Es kommt mir nicht zu, Sir, darüber zu urteilen, wie Miss Arundell über ihr Geld verfügte.»
Poirot hatte, meiner Ansicht nach, einen Schnitzer gemacht. Es war ihm gelungen, die alte Frau freundlich zu stimmen, aber nun büßte er seinen Vorteil ein. Klugerweise versuchte er nicht, den verlorenen Boden wiederzugewinnen, sondern beschränkte sich auf eine Bemerkung über die Schlafzimmer und ging dann zur Treppe.
Bob war verschwunden, aber als ich mich der obersten Stufe näherte, stolperte ich und wäre fast hingefallen. Ich hielt mich noch rechtzeitig am Treppengeländer fest und sah, dass ich auf Bobs schwarzen Ball getreten war, den er hier hatte liegen lassen.
Ellen entschuldigte sich hastig: «Verzeihen Sie vielmals, Sir! Daran ist Bob schuld. Er lässt den Ball immer hier liegen, und man sieht ihn nicht auf dem dunklen Teppich. Das wird einmal noch die schlimmsten Folgen haben. Auch die arme Miss Emily ist dadurch gestürzt. Es hätte ihr Tod sein können.»
Poirot blieb plötzlich stehen. «Gestürzt? Miss Arundell hatte einen Unfall?»
«Jawohl, Sir. Bob ließ wieder einmal seinen Ball hier liegen, und Miss Emily kam aus ihrem Schlafzimmer, stolperte über ihn und fiel die Treppe hinunter.»
«Verletzte sie sich?»
«Weniger, als man glauben sollte, Sir. Dr. Grainger sagte, sie habe Glück gehabt. Ein paar Schrammen und eine Zerrung und natürlich der Schock. Sie war eine Woche lang bettlägerig, aber es war nicht gefährlich.»
«Wie lange ist das her?»
«Es war ein, zwei Wochen vor ihrem Tod.»
Poirot bückte sich, um etwas aufzuheben. «Verzeihung meine Füllfeder – ah, hier ist sie!» Er richtete sich auf und sagte: «Freund Bob ist sehr unachtsam.»
«Er versteht es doch nicht, Sir», meinte die Haushälterin nachsichtig. «Er ist fast wie ein Mensch, aber zu viel darf man auch nicht verlangen. Wissen Sie, Miss Arundell hatte oft schlaflose Nächte, und dann stand sie auf und ging im Haus umher.»
«Machte sie das oft?»
«Fast jede zweite Nacht. Aber sie wollte weder Miss Lawson noch sonst jemanden bei sich haben.»
Poirot war wieder in den Salon getreten. «Ein hübsches Zimmer. Ich möchte wissen, ob mein Bücherschrank in der Nische dort Platz hätte. Was meinen Sie, Hastings?»
Verdutzt antwortete ich, das sei schwer zu sagen.
«Ja, man täuscht sich so leicht. Hastings, würden Sie bitte die Breite und Tiefe messen, damit ich es aufschreiben kann?»
Er gab mir ein Messband, und ich legte es nach Poirots Weisungen an die Wand, während er meine Angaben auf die Rückseite eines Briefumschlags kritzelte. Ich fragte mich, warum er die Maße nicht wie sonst säuberlich in sein Notizbüchlein eintrug. Er reichte mir den Briefumschlag.
«Stimmen sie? Sehen Sie lieber nochmals nach!»
Auf dem Briefumschlag standen keine Ziffern, sondern die Worte: «Wenn wir wieder hinaufgehen, sagen Sie, Sie müssen anrufen, und fragen Sie, wo das Telefon ist! Ellen soll mit Ihnen gehen. Halten Sie sie möglichst lange auf!»
«Ja, das stimmt», sagte ich, den Umschlag einsteckend. «Der Bücherschrank passt bestimmt in die Nische.»
«Wenn es Ihnen recht ist, möchte ich das große Schlafzimmer nochmals ansehen. Wegen der Maße.»
«Gern, Sir. Bitte!»
Wir gingen nochmals ins obere Stockwerk, und während Poirot eine Wand abmaß, sah ich auf die Uhr, fuhr – ein wenig übertrieben – erschrocken auf und rief:
«Mein Gott, wissen Sie, dass es schon drei Uhr ist? Anderson wird auf Nadeln sitzen. Ich muss ihn anrufen.» Ich wandte mich an die Haushälterin. «Haben Sie ein Telefon? Darf ich anrufen?»
«Gewiss, Sir. Im kleinen Zimmer neben der Halle. Ich werde es Ihnen zeigen.»
Sie eilte mir geschäftig voran zum Telefon; ich bat sie, mir die Nummer zu suchen, und dann rief ich einen Mr Anderson im Nachbarort Harchester an. Zum Glück war er nicht daheim, und ich ließ ihm sagen, dass ich später nochmals anrufen würde.
Als wir das kleine Zimmer verließen, stand Poirot schon in der Halle. Ein grünliches Leuchten lag in seinem Blick. Ich wusste mir seine Haltung nicht zu deuten, aber ich sah, dass er erregt war.
«Der Sturz auf der Treppe», sagte er, «muss Miss Arundell sehr erschreckt haben. Ärgerte sie sich über Bob und den Ball?»
«Merkwürdig, Sir, dass Sie darauf zu sprechen kommen. Sie war in großer Unruhe deswegen. Als sie im Sterben lag, begann sie zu fiebern und fantasierte immer von Bob und dem Ball und dem Bild mit der Dose.»
«Dem Bild mit der
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