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Der Ball spielende Hund

Der Ball spielende Hund

Titel: Der Ball spielende Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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unersättlich zu sein. Ich begriff nicht, welchen Zweck diese Fragen haben konnten. Die Erklärung für den rätselhaften Brief war gefunden; je eher er das Feld räumte, desto besser. Dieser Gedanke schien aus meinem Kopf in seinen überzuspringen. «Eh bien», sagte er. «Ihre Auskünfte sind für mich von großem Wert. Ich muss mit – Mr Purvis, sagten Sie? – sprechen. Vielen Dank für Ihre Hilfe.»
    Er bückte sich und streichelte Bob. «Brave chien! Du liebtest deine Herrin wirklich.»
    Bob beantwortete die Liebkosung damit, dass er ein großes Stück Kohle zum Spielen brachte. Er wurde gescholten und das Kohlenstück ihm abgenommen. Er warf mir einen mitleidheischenden Blick zu.
    «Diese Frauen!», schien sein Blick zu sagen. «Freigebig mit dem Essen, aber kein bisschen Sportgeist!»

9
     
    «Nun, Poirot?», fragte ich, als wir das Gartentor von Littlegreen House hinter uns geschlossen hatten. «Sind Sie jetzt zufrieden gestellt?»
    «Ja, mein Freund, ich bin zufrieden gestellt.»
    «Gott sei Dank! Die Geheimnisse sind erklärt. Das Märchen von der reichen Dame und der bösen Gesellschafterin ist widerlegt. Der verspätete Brief und sogar der berühmte Vorfall mit dem Ball des Hundes zeigen sich in ihrem wahren Licht. Alles ist zufriedenstellend gelöst.»
    Poirot antwortete mit einem trockenen Hüsteln: «Ich würde das Wort ‹zufriedenstellend› nicht gebrauchen, Hastings.»
    «Sie haben es soeben selber gebraucht.»
    «Nein, nein, ich sagte nicht, die Sache sei zufriedenstellend. Ich sagte, meine persönliche Neugier sei zufrieden gestellt. Ich kenne die Wahrheit über den Vorfall mit dem Ball des Hundes.»
    «Die war doch höchst einfach!»
    «Nicht so einfach, wie Sie glauben.» Er nickte mehrmals und fuhr fort: «Ich weiß nämlich eine Kleinigkeit, die Sie nicht wissen.»
    «Und die wäre?», fragte ich skeptisch.
    «Ich weiß, dass in die Randleiste an der obersten Treppenstufe ein Nagel eingeschlagen ist.»
    Ich starrte ihn an. Sein Gesicht war tiefernst. «Nun?», fragte ich nach einer Weile. «Warum denn nicht?»
    «Warum denn ja, Hastings? Warum ist er dort?»
    «Das weiß ich nicht, aber es wird seinen Grund im Hausbrauch haben. Ist das so wichtig?»
    «Gewiss ist es wichtig. Ich wüsste auch nicht, welcher Hausbrauch es erfordert, dass an dieser Stelle ein Nagel in die Randleiste der Treppe eingeschlagen wird. Überdies ist er sorgfältig mit Fußbodenlack überstrichen, damit man ihn nicht sieht.»
    «Poirot, wo wollen Sie hinaus? Kennen Sie den Grund?»
    «Ich kann ihn mir denken. Um vor der ersten Stufe einen Bindfaden oder einen Draht handhoch über den Boden zu spannen, kann man ihn auf der einen Seite ans Geländer binden, aber an der inneren Mauer braucht man einen Nagel, um den Bindfaden daran zu befestigen.»
    «Was heißt das, Poirot?», rief ich.
    « Mon c her ami, ich rekonstruiere den Vorfall mit dem Ball des Hundes. Wollen Sie zuhören?»
    «Machen Sie’s nicht so spannend!»
    «Eh bien, die Sache war so. Jemand bemerkte Bobs Gewohnheit, den Ball am Treppenabsatz liegen zu lassen. Eine gefährliche Gewohnheit – sie kann einen Unfall verursachen.» Poirot schwieg eine Weile, dann fragte er in leicht verändertem Ton: «Wenn Sie jemanden umbringen wollten, wie würden Sie zu Werke gehen, Hastings?»
    «Ich – tja – ich weiß nicht. Mir ein falsches Alibi verschaffen oder so ähnlich.»
    «Ein ebenso schwieriges wie gefährliches Unterfangen. Aber Sie sind eben kein kaltblütiger Mörder. Leuchtet es Ihnen nicht ein, dass der leichteste Weg, einen Menschen zu beseitigen, der ist, sich einen Unfall zu Nutze zu machen? Jeden Augenblick geschieht ein Unfall. Und manchmal, Hastings, kann man ihm nachhelfen!»
    Wieder schwieg er kurze Zeit, dann fuhr er fort: «Ich glaube, der zufällig liegen gebliebene Ball brachte den Mörder auf den Gedanken. Miss Arundell pflegte nachts ihr Schlafzimmer zu verlassen und im Haus umherzuwandern. Ihr Augenlicht war nicht mehr gut, und es lag im Bereich der Möglichkeit, dass sie über den Ball stolperte und die Treppe hinunterfiel. Aber ein gründlicher Mörder überlässt nichts dem Zufall. Ein Bindfaden, vor die oberste Stufe gespannt, wirkt viel sicherer. Sie wird die Treppe hinunterstürzen. Und wenn das ganze Haus zusammenläuft, liegt dort, deutlich sichtbar, die Ursache des Unfalls – Bobs Ball!»
    «Grauenhaft!», rief ich.
    «Ja, grauenhaft…», antwortete Poirot ernst. «Und erfolglos… Miss Arundell kam mit unbedeutenden

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