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Der Ball spielende Hund

Der Ball spielende Hund

Titel: Der Ball spielende Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Dose?», wiederholte Poirot nachdenklich.
    «Ja. Wir haben aber im ganzen Haus kein Bild, wo eine Dose drauf ist – nur Porträts und Landschaften und so. Aber sie war eben schon nicht mehr bei klarem Verstand.»
    «Einen Augenblick – ich möchte nur nochmals in den Salon!»
    Er ging durch das Zimmer und ließ den Blick über die Nippes gleiten. Eine ziemlich große Porzellandose mit Deckel – für Bonbons vermutlich – fesselte seine Aufmerksamkeit. Es war kein besonders schönes oder wertvolles Stück. Viktorianischer Geschmack – das ziemlich plumpe Bild einer Bulldogge, die mit bekümmerter Miene vor einer Haustür saß. Darunter stand: «Die ganze Nacht durchschwärmt – und keinen Hausschlüssel!»
    Poirot, dessen Geschmack, meiner Ansicht nach, hoffnungslos spießbürgerlich ist, schien hingerissen. «Die ganze Nacht durchschwärmt – und keinen Hausschlüssel!», murmelte er. «Lustig! Trifft das auf Freund Bob zu? Bleibt er manchmal die ganze Nacht aus?»
    «Gelegentlich, Sir. Nur ganz gelegentlich. Er ist ein sehr braver Hund, unser Bob.»
    «Ich glaube es gern. Aber selbst die besten Hunde – »
    «Allerdings, Sir. Das eine oder andere Mal ist er über Nacht weggeblieben und erst gegen vier Uhr früh heimgekommen. Dann setzte er sich immer auf die Türstufe und bellte, bis man ihn einließ.»
    «Wer ließ ihn ein – Miss Lawson?»
    «Wer ihn gerade hörte. Letztes Mal war es Miss Lawson. Das war in der Nacht, wo Miss Emily den Unfall hatte. Und Bob kam erst gegen fünf Uhr heim. Miss Lawson lief hinunter, um ihm zu öffnen, bevor er Lärm machte. Sie hatte Angst, er könnte Miss Emily wecken, und sie hatte ihr nichts davon gesagt, dass Bob strolchte, weil sie sie nicht aufregen wollte.»
    «Ich verstehe. Sie hielt es für besser, wenn Miss Arundell es nicht erfuhr?»
    «Ja, so hat sie mir gesagt, Sir. ‹Er kommt bestimmt wieder zurück›, hat sie gesagt, ‹er ist noch jedes Mal zurückgekommen. Aber sie regt sich vielleicht auf, und das muss vermieden werden.› Darum sagten wir nichts davon.»
    «Hatte der Hund Miss Lawson gern?»
    «Nun ja, er hielt nicht viel von ihr, wenn Sie mich recht verstehen, Sir. Sie war gut zu ihm. Nannte ihn ein braves Hundchen und ein liebes Hundchen, aber er sah sie so verächtlich an, wissen Sie, und gehorchte ihr nie.»
    Poirot nickte. «Ich verstehe», sagte er.
    Und dann tat er etwas, das mich lebhaft überraschte. Er zog einen Brief aus der Tasche – den Brief, den er am Morgen erhalten hatte.
    «Ellen», fragte er, «was wissen Sie darüber?»
    Die Veränderung, die mit Ellens Gesicht vorging, war erstaunlich. Sie sperrte den Mund auf und starrte Poirot mit fast komischer Überraschung an. «Nein, so was!», stieß sie hervor. Dann fasste sie sich und fragte langsam: «Sind Sie der Herr, an den der Brief gerichtet ist?»
    «Ja. Ich heiße Hercule Poirot.»
    Ellen hatte den Besichtigungsschein, den Poirot bei unserem Kommen vorgewiesen hatte, nicht angesehen. Bedächtig nickte sie jetzt. «Ja, das war der Name. Hercule Poirot. Nein, wird sich die Köchin wundern!»
    Hastig fiel Poirot ein: «Wäre es nicht besser, in die Küche zu gehen und dort die Sache mit der Köchin zu besprechen?»
    «Wie Sie wollen, Sir», antwortete Ellen, unschlüssig, ob es sich schicke, die Herren in die Küche zu führen. Aber Poirots Liebenswürdigkeit zerstreute ihre Bedenken, und wir begaben uns in die Küche. Ellen erklärte der Köchin, einer stattlichen Frau mit freundlichem Gesicht, den Sachverhalt.
    «Möchten Sie’s glauben, Annie? Das ist der Herr, an den der Brief gerichtet war. Wissen Sie, der Brief, den wir in der Schreibmappe gefunden haben.»
    «Sie vergessen, dass ich nicht im Bild bin», bemerkte Poirot. «Vielleicht erklären Sie mir, wieso der Brief so spät abgeschickt wurde?»
    «Ehrlich gesagt, Sir, wusste ich nicht, was damit anfangen; beide wussten wir es nicht. Nämlich, Sir, nach Miss Emilys Tod entrümpelte Miss Lawson, und eine Menge Sachen wurden weggeschenkt oder weggeworfen. Darunter auch eine kleine Schreibmappe. Sie war so hübsch, mit Maiglöckchen auf dem Deckel. Miss Arundell benützte sie immer, wenn sie im Bett schrieb. Miss Lawson wollte sie nicht und schenkte sie mir mit anderen Sachen, die Miss Emily gehört hatten. Ich legte die Mappe in eine Schublade und nahm sie erst gestern heraus, um neues Löschpapier einzulegen. In der Mappe war ein Fach – und wie ich hineingreife, was finde ich? Einen Brief.
    Wie gesagt, ich wusste nicht, was

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