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Der Ball spielende Hund

Der Ball spielende Hund

Titel: Der Ball spielende Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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kann das nicht glauben, es sind lauter Hypothesen.»
    «Falsch, mein Freund. Dank meinen zahlreichen Besuchen von heute habe ich jetzt einen festen Anhaltspunkt. Schwache, aber unverkennbare Fingerzeige. Aber – ich habe Angst.»
    «Angst? Wovor?»
    «Die schlafenden Hunde zu wecken. So lautet doch eines eurer Sprichwörter, nicht wahr? Schlafende Hunde soll man nicht wecken. Und das tut unser Mörder derzeit, er schläft friedlich in der Sonne. Wissen wir beide nicht aus Erfahrung, wie oft ein Mörder, wenn man seine Ruhe stört, hingeht und einen zweiten, vielleicht sogar einen dritten Mord begeht?»
    «Sie fürchten das?»
    Poirot nickte. «Ja, Hastings. Das fürchte ich – das fürchte ich sogar sehr…»

19
     
    Poirot verlangte die Rechnung und zahlte.
    «Was jetzt?», fragte ich.
    «Jetzt tun wir, was Sie früher vorschlugen: Wir fahren nach Harchester zu Mr Purvis. Deswegen rief ich vorhin im Durham Hotel an.»
    «Sie telefonierten mit Purvis?»
    «Nein, mit Theresa Arundell. Ich bat sie um ein Empfehlungsschreiben an ihn. Wir müssen bei ihm eingeführt sein, sonst hat unser Besuch keinen Zweck. Sie versprach, mir ein paar Zeilen in meine Wohnung zu schicken.»
    In Poirots Wohnung erwartete uns nicht nur der Brief, sondern Charles Arundell, der ihn gebracht hatte, in eigener Person.
    «Hübsche Wohnung, Monsieur Poirot», meinte er.
    In diesem Augenblick bemerkte ich eine nicht ganz zugeschobene Schublade des Schreibtischs, aus der ein Eckchen Papier hervorlugte. Es war unmöglich, dass Poirot, der Ordnungsfanatiker, die Schublade auf diese Weise geschlossen hatte. Nachdenklich sah ich Charles an. Er war allein im Zimmer gewesen, während er auf uns wartete. Der junge Halunke hatte die Frechheit besessen, unter Poirots Papieren zu stöbern. Ich kochte vor Entrüstung.
    Charles selbst war guter Laune. «Hier, bitte!», sagte er und zog einen Brief hervor. «Alles da und in Ordnung. Hoffentlich haben Sie bei dem alten Purvis mehr Glück als wir.»
    «Er machte Ihnen wenig Hoffnung?»
    «Erklärte es für aussichtslos. Seiner Ansicht nach ist der Lawson die Beute nicht abzujagen.»
    «Haben Sie und Ihre Schwester schon den Gedanken erwogen, sich an das gute Herz der Dame zu wenden?»
    «Ich habe es erwogen», grinste Charles. «Nichts zu machen. Meine Beredsamkeit war vergeblich. Das rührende Bild des enterbten schwarzen Schafes – na, gar so schwarz übrigens denn doch nicht! – machte keinen Eindruck auf sie. Wissen Sie, ich glaube, sie kann mich nicht leiden. Ich begreife nicht, warum.» Er lachte. «Alte Weiber fallen doch sonst immer auf mich herein. Sie halten mich für eine unverstandene Seele, die vom Pech verfolgt wird.»
    «Eine nützliche Haltung.»
    «Ja, bisher oft sehr nützlich. Aber bei der Lawson – nichts zu machen. Ich glaube, sie ist eine Männerfeindin.»
    «Nun», sagte Poirot kopfschüttelnd, «wenn auf einfachem Weg nichts zu erreichen ist – »
    «– müssen wir uns auf das Verbrechen verlegen», ergänzte Charles fröhlich.
    «Da wir gerade von Verbrechen reden, junger Mann – ist es wahr, dass Sie Ihrer Tante drohten, sie ‹abzumurksen›?»
    Charles ließ sich in einen Fauteuil sinken, streckte die Beine lang aus und sah Poirot fest an. «Wer hat Ihnen denn das gesagt?»
    «Das tut hier nichts zur Sache. Stimmt es?»
    «Es ist etwas Wahres daran.»
    «Na, rücken Sie mit der Wahrheit heraus – mit der Wahrheit, wohlgemerkt!»
    «Meinetwegen. Sie ist nicht sehr aufregend. Ich wollte sie anpumpen. Aber es ging nicht nach Wunsch. Tante Emily wollte sich von ihrem Geld nicht trennen. Ich wurde nicht zornig, sondern sagte ihr einfach: ‹Tante, wenn du so weitermachst, wirst du eines Tages noch abgemurkst!› Sie fragte mich ziemlich steif, was ich meinte. ‹Was ich gesagt habe›, gab ich ihr zur Antwort. ‹Alle deine Freunde und Verwandten tanzen um dich herum, allen hängt die Zunge heraus und alle tragen sich mit Hoffnungen. Und du – was tust du? Du schwimmst im Geld. So was führt leicht zu Mord. Lass dir es von mir gesagt sein. Wenn du abgemurkst wirst, hast du es dir selbst zuzuschreiben.› Sie sah mich über die Brille an – das war so ihre Gewohnheit –, sah mich ziemlich eklig an und sagte trocken: ‹Also das ist deine Ansicht? Danke für den guten Rat. Aber du wirst sehn, dass ich mich sehr gut schützen kann.› Ich lachte dabei übers ganze Gesicht, und sie sah nicht so grimmig drein, wie sie versuchte. ‹Ich habe dich gewarnt›, sagte ich. Und sie

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