Der Ball spielende Hund
missverstanden. Nein, Doktor Tanios blieb nicht zum Tee.»
Poirot sah zu ihr auf und zwinkerte ihr zu. «Wenn ich wissen will, weswegen er kam – Miss Lawson wäre vielleicht in der Lage, es mir zu sagen, nicht wahr?»
«Na, wenn sie’s nicht weiß, dann weiß es niemand», antwortete die Haushälterin naserümpfend.
«Miss Lawsons Schlafzimmer – war es nicht neben Miss Arundells Schlafzimmer?»
«Nein, Sir. Miss Lawson hatte ihr Zimmer gleich neben der Treppe. Soll ich es Ihnen zeigen, Sir?»
Poirot bejahte und stieg die Treppe hinauf, immer dicht an der Mauer. Als er die letzte Stufe erreicht hatte, stieß er ein leises «Oh!» aus und bückte sich nach seinem Hosenbein.
«Ich bin irgendwo hängen geblieben – aha, hier in der Randleiste ist ein Nagel.»
«Ja, Sir. Er muss sich gelockert haben oder so was. Ich bin auch schon paar Mal hängen geblieben.»
«Steckt er schon lange hier?»
«Ziemlich lange, glaub ich, Sir. Ich hab ihn das erste Mal bemerkt, als sich Miss Arundell hinlegen musste – nach dem Unfall war das –, und wollte ihn rausziehen, aber es ging nicht.»
«Ich glaube, es scheint einmal eine Schnur daran befestigt gewesen zu sein.»
«Ja, Sir, es hing ein Stückchen Bindfaden dran, ich erinnere mich. Aber ich wüsste wirklich nicht, wozu», schloss sie arglos. Für Ellen gehörte das zu den Dingen, die in jedem Haus passieren und die niemand zu erklären versucht.
Poirot betrat das Schlafzimmer neben der Treppe. Es war von mittlerer Größe und hatte zwei Fenster. Quer über die Ecke stand eine Frisierkommode, zwischen den Fenstern ein Kleiderschrank mit großem Spiegel. Das Bett befand sich rechts hinter der Tür, den Fenstern gegenüber. An der linken Wand standen eine große Mahagonikommode und ein Waschtisch mit Marmorplatte.
Nachdenklich sah sich Poirot im Zimmer um, dann trat er wieder auf den Flur und ging an zwei anderen Schlafzimmern vorbei, bis er zu dem großen Raum kam, den Emily Arundell bewohnt hatte.
«Die Pflegerin schlief in der Kammer nebenan», erklärte Ellen.
Poirot nickte gedankenvoll. Als wir die Treppe hinunterstiegen, fragte er, ob er den Garten besichtigen dürfe.
«Gewiss, Sir, bitte. Er ist gerade jetzt so hübsch.»
«Arbeitet der Gärtner noch hier?»
«Angus? Freilich, freilich, der ist noch hier. Miss Lawson wünscht, dass alles in bestem Stand gehalten wird, weil es sich dann leichter verkaufen lässt.»
«Sehr richtig. Man soll einen Garten nie verwildern lassen.»
Der Garten war schön und friedlich. Schwertlilien, Lupinen und tiefroter Mohn blühten in breiten Rabatten. Die Päonien trugen Knospen. Wir kamen zu einem Gärtnerhäuschen, wo ein großer, wettergegerbter alter Mann arbeitete. Er grüßte uns respektvoll, und Poirot begann ein Gespräch mit ihm. Als er erwähnte, dass er heute Mr Charles gesehen habe, taute der Alte auf und wurde geradezu geschwätzig. «Ja, der junge Mr Charles, das war einer! Einmal ist er mit einer halben Torte hier rausgekommen, und die Köchin hat sie überall gesucht. Und dann ist er wieder ins Haus mit so unschuldigem Gesicht, dass alle gesagt haben, es muss die Katze gewesen sein – aber ich hab mein Lebtag nicht gehört, dass eine Katze Torten frisst. Ja, unser Mr Charles!»
«Er war im April hier, nicht wahr?»
«Ja, zweimal übers Wochenende. Kurz bevor Miss Emily gestorben ist.»
«Haben Sie ihn oft gesehen?»
«Freilich, freilich. Hier bei uns ist nicht viel los für einen jungen Herrn. Manchmal war er im ‹George› und hat eins getrunken, und dann kam er zu mir in den Garten und fragte mich so allerhand.»
«Über die Blumen?»
«Ja – über die Blumen – und das Unkraut auch», kicherte der Alte.
«Das Unkraut?», wiederholte Poirot in etwas verändertem Ton. Er ließ den Blick über die Gestelle des Gärtnerhäuschens gleiten und auf einer Blechbüchse verweilen. «Wahrscheinlich wollte er wissen, wie Sie das Unkraut vertreiben, wie?»
«Freilich, freilich.»
Poirot drehte die Blechbüchse um und las das Schildchen.
«Vermutlich mit diesem Zeug.»
«Jawohl, Sir. Das Zeug wirkt gut.»
«Ist es gefährlich?»
«Wenn man’s richtig macht, dann nicht. Es ist Arsen. Wir haben uns gut unterhalten darüber, Mr Charles und ich. Wenn er eine Frau hätte, hat er gesagt, die er nicht leiden kann, würde er zu mir kommen und sich bisschen was von dem Zeug geben lassen, damit er sie aus dem Weg räumen kann! Vielleicht, hab ich gesagt, wird sie das Zeug eher brauchen, um Sie aus dem Weg
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