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Der Ball spielende Hund

Der Ball spielende Hund

Titel: Der Ball spielende Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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bitte. Doktor Tanios? Hier Poirot. Ist Ihre Frau zurückgekommen? Nicht? Oh!… Ihr Gepäck, sagen Sie?… Und die Kinder… Und Sie wissen nicht, wohin… Das kann ich mir denken… Wenn ich Ihnen vielleicht behilflich sein kann – ich habe große Erfahrung in solchen Sachen… Man kann das ganz diskret… Nein, natürlich nicht… Ja, das stimmt… Gewiss, gewiss. Wie Sie wünschen.»
    Er legte den Hörer auf die Gabel. «Er weiß nicht, wo sie ist. Ich glaube, er weiß es wirklich nicht. Seine Besorgnis ist unverkennbar. Er will sich nicht an die Polizei wenden, das begreife ich. Er will aber auch meine Hilfe nicht, das begreife ich weniger… Sie soll gefunden werden, aber nicht von mir. Nein, er will entschieden nicht, dass ich sie finde. Er glaubt, es selber zu können. Sie hat wenig Geld bei sich. Und die Kinder. Ja, er wird sie wahrscheinlich sehr bald ausfindig gemacht haben. Aber ich glaube, Hastings, dass wir ihm zuvorkommen werden. Es ist wichtig, dass wir ihm zuvorkommen.»
    «Was meinen Sie, Poirot, ist es wahr, dass sie übergeschnappt ist?»
    «Ich glaube, dass sie sich in hochgradig nervösem und angegriffenem Zustand befindet.»
    «Aber nicht reif für eine Heilanstalt ist?»
    «Keinesfalls.»
    «Wissen Sie, Poirot, ich verstehe das nicht ganz – »
    «Verzeihen Sie, Hastings, Sie verstehen das überhaupt nicht.»
    «Sagen Sie, Poirot, haben Sie schon in Erwägung gezogen, dass es nicht sieben Verdächtige gibt, sondern acht?»
    Trocken erwiderte er: «Das habe ich von dem Augenblick an in Erwägung gezogen, als Theresa Arundell erwähnte, dass sie Doktor Donaldson das letzte Mal am vierzehnten April beim Abendessen in Littlegreen House sah.»
    «Ich verstehe nicht recht – »
    «Was verstehen Sie nicht recht?»
    «Nun, wenn Donaldson die alte Dame nach Wissenschaftlicher Methode beseitigen wollte, das heißt: durch Einimpfung, warum verfiel er dann zuerst auf den plumpen Ausweg mit der Schnur!»
    «Wahrhaftig, Hastings, manchmal verliere ich die Geduld mit Ihnen! Die eine Methode ist rein wissenschaftlich und setzt genaueste Fachkenntnisse voraus, nicht wahr? Die andere Methode ist simpel und im höchsten Grade hausbacken, möchte ich fast sagen. Und nun denken Sie doch, Hastings, denken Sie! Lehnen Sie sich zurück, schließen Sie die Augen und denken Sie!»
    Ich gehorchte, aber das Ergebnis meines Nachdenkens war dürftig. Als ich die Augen öffnete, sah mich Poirot an, wie ein Lehrer einen Schüler ansieht. Ich machte einen angestrengten Versuch, Poirots gewohnte Art nachzuahmen.
    «Mein Eindruck ist, dass die Person, die die Falle stellte, nicht imstande wäre, einen so wissenschaftlichen Mord auszuhecken.»
    «Richtig!»
    «Und dass ein wissenschaftlich geschulter Kopf nicht auf einen so kindischen Plan wie den mit der Schnur verfallen würde.»
    «Richtig!»
    «Daraus folgt, dass zwei Versuche von zwei verschiedenen Personen gemacht wurden.»
    «Sie halten das nicht für zu viel des Zufalls?»
    «Poirot, Sie selbst sagten einmal, dass es fast bei jedem Mord einen Zufall gibt.»
    «Allerdings. Das gebe ich zu. Aber wen halten Sie für die Täter?»
    «Donaldson und Theresa Arundell. Der zweite, erfolgreiche Mordversuch deutet auf einen Arzt. Ferner wissen wir, dass Theresa bei dem ersten Versuch eine Rolle spielte. Ich halte es für möglich, dass jeder für sich einen Versuch unternahm.»
    «Sie sagen ‹wir wissen›, Hastings. Was Sie wissen, weiß ich nicht – aber ich weiß nichts davon, dass Theresa eine Rolle dabei spielte.»
    «Und Miss Lawsons Aussage?»
    «Ist Miss Lawsons Aussage, und nichts als das.»
    «Sie sagt aber – »
    «Sie sagt – sie sagt – Sie sind immer gleich bereit, für bewiesen zu halten, was die Leute sagen. Hören Sie mir jetzt mal zu, mein Freund! Ich sagte ihnen früher, dass mir etwas an Miss Lawsons Geschichte als falsch auffiel. Jetzt weiß ich, was es war. Gedulden Sie sich einen Augenblick und sehen Sie mir nicht zu, was ich mache, dann werde ich es Ihnen zeigen!»
    Er trat an seinen Schreibtisch und nahm aus einer Lade ein Stück Pappe und eine Schere. Ich wandte die Augen ab. Nach einer Minute stieß er einen zufriedenen Ruf aus, legte die Schere weg und ließ die Reste des Pappstücks in den Papierkorb fallen.
    «Nicht hersehen, Hastings! Ich werde Ihnen jetzt etwas an den Rockaufschlag heften.»
    Ich ließ ihn gewähren.
    «So, und jetzt betrachten Sie sich im Spiegel, mon ami. Sie tragen jetzt eine hochmoderne Brosche mit Ihren Initialen –

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