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Der Ball spielende Hund

Der Ball spielende Hund

Titel: Der Ball spielende Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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«Und dass ich Wahnvorstellungen habe, nicht wahr?»
    «Offen gestanden, ja, das sagte er.»
    «Sehen Sie, das wird er einwenden! Und ich habe keinen Beweis, keinen unmittelbaren Beweis.»
    Poirot lehnte sich im Fauteuil zurück. Als er wieder das Wort ergriff, klang seine Stimme verändert, sachlich, nüchtern, von Gefühlen unbelastet, als bespreche er etwas trocken Geschäftliches.
    «Haben Sie Ihren Mann in Verdacht, dass er Miss Emily Arundell beseitigte?»
    Ihre Antwort kam blitzschnell. «Verdacht? Ich weiß es!»
    «Dann ist es Ihre Pflicht, zu sprechen, Madame!»
    «Ach, das ist nicht leicht – nein, nicht leicht!»
    «Auf welche Weise hat er sie getötet?»
    «Das weiß ich nicht genau – aber er hat sie getötet.»
    «Wissen Sie nicht vielleicht doch, wie er es gemacht hat?»
    «Nein, es – er hat damals am Sonntag irgendetwas gemacht.»
    «An dem Sonntag, an welchem er allein zu Besuch in Littlegreen House war!»
    «Ja.»
    «Aber Sie wissen nicht, was?»
    «Nein.»
    «Verzeihung, Madame – aber wie können Sie es dann mit solcher Bestimmtheit behaupten?»
    «Weil er – » Sie brach ab und sagte langsam: «Ich weiß es ganz bestimmt.»
    «Madame, Sie verschweigen etwas. Erzählen Sie doch!»
    Bella Tanios erhob sich plötzlich. «Nein. Es geht nicht. Die Kinder. Es ist ihr Vater. Ich kann nicht. Kann einfach nicht.»
    «Aber Madame – »
    «Ich kann nicht, sage ich Ihnen!» Ihre Stimme stieg fast zu einem Schrei an. Miss Lawson öffnete die Tür und kam neugierig hereingeeilt.
    «Darf ich herein? Nun, Bellachen, haben Sie Ihr Herz ausgeschüttet? Wir wär’s mit einer Tasse Tee oder einem Gläschen Kognak?»
    Mrs Tanios schüttelte den Kopf. «Ich fühle mich ganz wohl.» Sie lächelte matt. «Ich muss wieder zu den Kindern, sie sind beim Auspacken.»
    «Die lieben Kleinen!», schwärmte Miss Lawson. «Ich habe Kinder so gern.»
    Mrs Tanios wandte sich plötzlich zu ihr. «Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn Sie nicht wären», sagte sie. «Sie sind so gut.»
    «Nicht weinen, Liebe, nicht weinen! Alles wird in Ordnung kommen. Sie werden zu meinem Rechtsanwalt gehen – ein sehr netter Mann, so teilnehmend – er wird Ihnen sagen, wie sich die Scheidung am Besten einleiten lässt. Heutzutage – oh, es klingelt! Wer kann das sein?»
    Stimmengemurmel ertönte im Flur. Miss Lawson erschien auf Zehenspitzen und schloss die Tür hinter sich. «Bella», flüsterte sie übertrieben, «Ihr Mann. Was soll ich – »
    Mrs Tanios stand mit einem Satz bei der anderen Tür. Miss Lawson nickte. «Ja, Liebes, gehn Sie dort hinein, und wenn er hier ist, können Sie weg!»
    «Sagen Sie nicht, dass ich hier war!», flüsterte Mrs Tanios. «Sagen Sie nicht, dass Sie mich gesehen haben!»
    «Natürlich nicht.»
    Mrs Tanios schlüpfte ins Nebenzimmer, Poirot und ich folgten hastig. Wir standen in einem kleinen Esszimmer. Poirot öffnete die Flurtür einen Spalt weit und lauschte. Dann winkte er. «Niemand draußen. Miss Lawson hat ihn ins andere Zimmer geführt.»
    Wir schlichen über den Flur zur Ausgangstür hinaus, die Poirot lautlos hinter sich schloss. Mrs Tanios lief die Treppe hinab, stolpernd und sich am Geländer festhaltend. Poirot stützte sie. « Du calme – du calme. Alles wird gut.»
    Nun standen wir im Hausflur. «Begleiten Sie mich!», bat Mrs Tanios kläglich. Ich fürchtete, dass sie in Ohnmacht fallen werde. «Gewiss, Madame, gewiss.»
    Das «Wellington» war ein kleines Hotel, mehr eine Pension. Als wir dort in Sicherheit waren, sank Mrs Tanios auf ein Plüschsofa und legte die Hand auf das pochende Herz. Poirot klopfte ihr beruhigend auf die Schulter. «Das ging knapp – ja. Und jetzt, Madame, müssen Sie mir zuhören und gut Acht geben!»
    «Ich kann Ihnen nicht mehr sagen, Monsieur Poirot. Es wäre nicht richtig. Sie wissen, was ich – was ich denke – was ich glaube. Das muss Ihnen genügen.»
    «Sie sollen mich anhören, Madame! Nehmen wir an – es ist nur eine Annahme –, dass ich den wahren Sachverhalt bereits kenne. Nehmen wir an, dass ich bereits erraten habe, was Sie mir etwa sagen wollen, das würde doch einen großen Unterschied machen, nicht wahr?»
    Unschlüssig starrte sie ihn an, ihr verzehrender Blick war fast schmerzlich anzusehen.
    «Glauben Sie mir doch, Madame! Ich will Sie nicht verleiten, etwas zu sagen, das Sie nicht sagen wollen. Aber es würde einen Unterschied machen – nicht wahr?»
    «Ja – ich denke.»
    «Gut. Dann hören Sie! Ich kenne die Wahrheit! Sie

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