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Der Ball spielende Hund

Der Ball spielende Hund

Titel: Der Ball spielende Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Grieche.»
    «Freilich, freilich. Ich verwechsle das immer. Aber ich bin nicht dafür, dass sie zu ihm zurückkehrt. Was meinen Sie, Monsieur Poirot? Jedenfalls will sie nicht mehr zu ihm zurück… Sie will nicht einmal, dass er weiß, wo sie ist. Und dann die Kinder – sie hat Angst, dass er sie nach Smyrna mitnimmt. Sie ist in einer schrecklichen Lage. Sie hat kein Geld, sie weiß nicht, wohin sie sich wenden soll. Sie möchte selbst für ihren Lebensunterhalt aufkommen, aber das ist nicht so einfach. Ich weiß das am besten. Bella hat doch keine Ausbildung.»
    «Wann verließ sie ihren Mann?»
    «Gestern. Sie übernachtete in einem kleinen Hotel beim Bahnhof Paddington. Die Arme, sie kam zu mir, weil sie keinen andern Rat wusste.»
    «Es ist sehr gütig von Ihnen, dass Sie ihr helfen wollen.»
    «Sehen Sie, Monsieur Poirot, ich halte es für meine Pflicht. Aber es ist so schwer! Meine Wohnung ist klein – wenig Platz – »
    «Wollen Sie sie nicht nach Basing schicken?»
    «Das ginge – aber ihr Mann wird vielleicht auch auf diesen Gedanken kommen. Ich habe ihr zwei Zimmer im Wellington Hotel, Queen’s Road, gemietet, unter dem Namen Mrs Peters.»
    Poirot dachte eine Weile nach, dann sagte er: «Ich möchte mit Mrs Tanios sprechen. Sie suchte mich gestern auf, aber ich war nicht zuhause.»
    «So, das hat sie mir nicht erzählt. Ich werde sie holen.» Miss Lawson eilte aus dem Zimmer. Nach einer Weile trat Mrs Tanios ein.
    Ich war entsetzt über den Anblick, den Bella Tanios bot. Dunkle Ringe lagen um ihre Augen, in ihren Wangen war keine Spur von Farbe, aber das Auffälligste war ihr verängstigtes Wesen. Sie fuhr beim geringsten Anlass zusammen und schien fortwährend zu lauschen.
    Poirot begrüßte sie auf seine beruhigendste Weise, schob ihr einen Stuhl und Kissen zurecht und behandelte die bleiche, verstörte Frau wie eine Königin.
    «Jetzt wollen wir ein wenig plaudern, Madame. Sie waren gestern bei mir, nicht wahr? Es tut mir leid, dass ich nicht daheim war.»
    «Ja – ich wollte, ich hätte Sie getroffen.»
    «Sie kamen, um mir etwas mitzuteilen?»
    «Ja, ich – ich wollte – »
    «Eh bien, hier bin ich und stehe Ihnen zur Verfügung.»
    Mrs Tanios saß stumm und reglos, einen Ring an ihrem Finger drehend.
    «Nun, Madame?»
    Zögernd schüttelte sie den Kopf. «Nein – ich traue mich nicht.»
    «Wie?»
    «Ich – wenn er es erfahrt – er würde mich – oh, es würde mir etwas zustoßen!»
    «Aber, Madame, das ist doch unsinnig!»
    «Nein, das ist ganz vernünftig – Sie kennen ihn nicht – »
    «Sie meinen Ihren Gatten?»
    «Natürlich.»
    Poirot schwieg eine Weile, dann sagte er: «Ihr Gatte war gestern bei mir.»
    Angst flackerte in ihrem Blick auf. «Oh! Haben Sie ihm gesagt – nein, Sie können es ihm nicht gesagt haben! Sie wussten doch nicht, wo ich war. Erzählte er Ihnen, dass ich verrückt bin?»
    Vorsichtig antwortete Poirot: «Er sagte, Sie seien hochgradig nervös.»
    Sie schüttelte den Kopf; sie glaubte ihm nicht. «Nein, er sagte, dass ich verrückt sei, nicht wahr – oder verrückt werde? Er will mich von der Welt abschließen, damit ich nichts verraten kann.»
    «Verraten? Was?»
    Aber sie schüttelte den Kopf und antwortete nur, nervös die Finger knetend: «Ich fürchte mich…»
    «Madame, wenn Sie sich mir anvertraut haben, sind Sie in Sicherheit. Das Geheimnis ist dann enthüllt. Dadurch sind Sie von selbst geschützt.»
    «Mein Gott, es ist schrecklich… Er macht es so überzeugend… Und da er doch Arzt ist, wird man ihm glauben und nicht mir. Niemand wird mir glauben…»
    «Wollen Sie mir nicht Gelegenheit geben – »
    Sie warf ihm einen kummervollen Blick zu. «Vielleicht stehen Sie auf seiner Seite, wie kann ich das wissen?»
    «Ich stehe auf niemandes Seite, Madame. Ich bin immer aufseiten der Wahrheit.»
    «Ich weiß nicht – o Gott, ich weiß nicht…» Ihre Worte überstürzten sich. «Es war so schrecklich – seit Jahren. Immer wieder habe ich mit angesehen, was geschah – und konnte nichts sagen, nichts tun! Und dann die Kinder! Es war grauenhaft. Aber jetzt – das! Nein, ich gehe nicht zu ihm zurück. Ich lasse ihm die Kinder nicht. Ich werde mich irgendwo verstecken, wo er mich nicht finden kann. Minnie Lawson wird mir helfen – sie ist so gut zu mir!» Sie brach ab und warf Poirot hastig einen Blick zu. «Was sagte er über mich? Dass ich an Wahnvorstellungen leide!»
    «Er sagte, dass Sie – anders gegen ihn seien, Madame.» Mrs Tanios nickte.

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