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Der Ball spielende Hund

Der Ball spielende Hund

Titel: Der Ball spielende Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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was sie ist, und nicht um nicht vorhandener Vorzüge willen.»
    «Wissen Sie auch, dass Theresa Arundell an Ihnen hängt und sich nur darum so glühend viel Geld wünscht, damit Sie beruflich weiterkommen?»
    «Natürlich weiß ich das. Aber ich dulde nicht, dass sich Theresa mir zuliebe auf etwas Fragwürdiges einlässt. In meinen Augen ist sie noch ein Kind. Ich kann meine Karriere aus eigener Kraft machen. Eine große Erbschaft wäre nicht unwillkommen gewesen. Im Gegenteil – sehr willkommen. Aber sie hätte im Grund nur eine gewisse Zeitersparnis bedeutet.»
    «Sie haben also volles Vertrauen in Ihre Fähigkeiten?»
    «Es klingt eingebildet, wenn ich ja sage – aber es ist so.»
    «Gut. Fahren wir fort! Ich habe Miss Arundells Vertrauen tatsächlich durch eine List errungen. Ich erweckte den Glauben in ihr, dass ich für Geld – sagen wir – etwas drehen könnte. Sie glaubte das sofort.»
    «Theresa glaubt, dass jeder für Geld alles macht», erklärte der junge Arzt sachlich.
    «Stimmt. Das scheint ihre Einstellung zu sein – und auch die ihres Bruders.»
    «Charles wäre wirklich für Geld zu allem fähig.»
    «Sie machen sich, wie ich sehe, keine Illusionen über Ihren zukünftigen Schwager.»
    «Nein. Er interessiert mich als Psychopath. Aber weiter! Ich fragte mich, warum Sie so auftreten, und fand nur eine Antwort: Sie verdächtigen entweder Theresa oder Charles, dass sie bei Miss Arundells Tod die Hand im Spiel hatten. Bitte, streiten Sie es nicht ab! Die Bemerkung über die Exhumierung war vermutlich nur eine Kriegslist, damit Sie sahen, wie sie darauf reagiert. Haben Sie tatsächlich Schritte unternommen, damit das Innenministerium eine Exhumierung anordnet?»
    «Ehrlich gesagt, bisher noch nicht.»
    «Das dachte ich mir. Wahrscheinlich rechnen Sie mit der Möglichkeit, dass sich Miss Arundells Tod als ein natürlicher herausstellt?»
    «Ich habe auch erwogen, dass es tatsächlich so scheinen könnte.»
    «Aber Sie haben sich Ihre Meinung bereits gebildet?»
    «Ja. Wenn Ihnen ein Fall von – sagen wir – Tuberkulose vorliegt, der wie Tuberkulose aussieht, die Symptome der Tuberkulose aufweist, und eine Blutprobe positiv ausfällt – dann halten Sie ihn doch für Tuberkulose, nicht wahr?»
    «So fassen Sie es auf? Ich verstehe. Aber worauf warten Sie dann noch?»
    «Auf das letzte Beweisstück.»
    Das Telefon klingelte. Auf einen Wink Poirots stand ich auf und hob den Hörer ab.
    «Captain Hastings? Hier Mrs Tanios. Bitte, sagen Sie Monsieur Poirot, dass er vollkommen Recht hat. Wenn er morgen Vormittag um zehn hierherkommt, werde ich ihm übergeben, was er verlangt.»
    «Morgen um zehn? Ich werd’s ihm sagen.»
    Poirot warf mir einen fragenden Blick zu. Ich nickte, und er wandte sich wieder an Dr. Donaldson. Sein Verhalten war verändert: lebhafter, selbstsicherer.
    «Ich möchte das klarstellen», sagte er. «Ich habe diesen Fall als Mord erkannt. Er sah aus wie Mord, zeigte die Symptome von Mord – kurz, war Mord. Daran war gar nicht zu zweifeln.»
    «Was war dann zweifelhaft – denn zweifelhaft war etwas, wie ich sehe.»
    «Die Person des Mörders, aber dieser Zweifel ist jetzt beseitigt.»
    «Wirklich? Sie wissen es?»
    «Morgen werde ich den Beweis in Händen haben.»
    Dr. Donaldson hob ein wenig spöttisch die Brauen.
    «Ach, morgen! Manchmal, Monsieur Poirot, dauert es sehr lang bis morgen.»
    «Im Gegenteil. Ich sehe, dass das Morgen mit ermüdender Regelmäßigkeit auf das Heute folgt.»

28
     
    «Ein kluger Mann», sagte Poirot nachdenklich, als der junge Arzt gegangen war. «Nicht leicht zu durchschauen.»
    Ich wiederholte ihm, was Mrs Tanios hatte sagen lassen. Er nickte. «Gut. Alles in schönster Ordnung. In vierundzwanzig Stunden, Hastings, werden wir wissen, woran wir sind.»
    «Mir ist das Ganze noch immer unklar. Wen verdächtigen wir eigentlich?»
    «Wen Sie verdächtigen, Hastings, weiß ich nicht. Wahrscheinlich einen nach dem andern.»
    Er lächelte, wurde aber sogleich wieder ernst. Ich sah ihn an.
    «Was ist denn los?», fragte ich.
    «Mein Freund, wenn ein Fall sich dem Ende nähert, werde ich immer unruhig. Wenn etwas schief ginge – »
    «Ist denn damit zu rechnen?»
    «Ich glaube nicht. Ich habe, denke ich, jeder unvorhergesehenen Wendung vorgebeugt.»
    «Dann könnten wir heute Abend ins Theater gehen.»
     
    Als ich am nächsten Morgen kurz nach neun ins Wohnzimmer trat, saß Poirot am Frühstückstisch und öffnete die Post. Das Telefon schrillte; ich hob den

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