Der Bann Der Magie
Stoff dach der Schmiede saß, würde niemanden mehr vermuten lassen, daß sie mit einer schwärenden tiefen Bauchwunde von einer VFBF-Axt, die auch ihre Tochter tötete, über eine Woche lang mit dem Tod gerungen hatte. [8] Aber ihre seelische Verfassung war eine andere Sache.
»Sie kann nicht mehr lächeln, Kama. Ihre Erinnerung befaßt sich nur noch mit zweierlei: dem Tag, an dem Lillis starb, und dem anderen, an dem das Schiff mit Arton nach Bandara aufbrach. Es ist mehr als Trauer.«
»Ich habe versucht, euch beiden das schon im Frühjahr zu sagen.«
Die Spannung in Walegrins Hals ließ nach, und sein Kinn sank auf die Brust hinunter. Es war ein heikles Thema zwischen ihnen. Molin hatte mit seinem eigenen Vermögen für Illyras Heilung bezahlt, und als sich die Verletzung des Geistes der Seherin als stärker denn die ihres Körpers herausstellte, hatte er Kamas fast legendäre Begabung der Verwandlungskunst benutzt, um die Genesung der S'danzo zu bewirken. Niemand wollte darüber reden, aber es war durchaus nicht von der Hand zu weisen, daß Illyras gestörter Geist den Ausbruch der Pest im Frühjahr herbeigeführt, aber glücklicherweise auch wieder beendet hatte. [9]
»Und wir haben nicht darauf gehört.« Seine Stimme klang nun so verzweifelt wie die seiner Halbschwester.
Kama zog eine Haarsträhne durch die Faust. »Ich war ja selbst nicht sicher. Es machte mir zu schaffen, daß eine Frau, die nie jemandem etwas Böses getan hatte, mehr als jeder andere in dieser dreckigen Stadt erleiden mußte. Bei den Göttern der Unterwelt, Mann, das letzte, was ich je wissen möchte, ist meine Zukunft - aber ich würde mich wieder mit einem von Rosandas alten Gewändern verkleiden und in der Mittagshitze vor dieser Schmiede stehen, wenn ich wüßte, daß es helfen würde...«
»Aber es würde nicht helfen. Sie ist falsch geheilt - wie Strat.«
»Vielleicht wieder ein Kind«, murmelte sie nachdenklich und achtete nicht auf Walegrins Bemerkung über den Stiefsohn mit der fast steifen Schulter. »Sie würde deshalb nicht vergessen -aber sie würde wieder ein Kleines haben, um das sie sich kümmern muß, das sie auf Trab hält, und dann müßte der Schmerz allmählich nachlassen.«
Die Kämpferin mit dem rabenschwarzen Haar blickte, während sie redete, aus dem Fenster. Walegrin wußte, was zwischen ihr und Critias gewesen war; wußte von dem ungeborenen Kind, das sie irgendwo am Hexenwall verloren hatte, und von ihrer heimlichen Befürchtung, daß sie keine Kinder mehr bekommen könnte.
»Ihr Mann ist ein Riese. Er hat auch daran gedacht, aber sie hat sich zu schnell erholt.« Walegrin bemühte sich um Humor in seiner Stimme.
Es funktionierte besser als erwartet. Kamas Lippen verzogen sich zu einem lüsternen, schiefen Lächeln. »Es gibt noch andere Möglichkeiten, mein Guter.«
Walegrin war froh, daß das Sternenlicht, das in den Raum drang, auf sie, nicht auf ihn fiel, denn sein Gesicht glühte, und das plötzliche Gefühl zwischen seinen Schenkeln ließ ihn die Lippen zusammenpressen. Er hatte es nicht schon immer gewußt, hatte es bis vor kurzem weder so noch so auch nur vermutet. Chenaya gewann viel mehr Befriedigung aus ihrer Fähigkeit zu verblüffen und überraschen als aus irgendwelchen seiner eigenen Anstrengungen.
Kama spürte seine Verlegenheit oder Geistesabwesenheit und machte sich daran, sich zu verabschieden. »Ich werde mit ihm reden, Walegrin, aber du bist immer noch sein einziges Paar Augen und, Ohren da draußen in Landende, und er wird dich nicht gern verlieren wollen. Vielleicht holen wir uns den Priester; das schaffe ich schon, aber sie dürfen wir nicht anrühren. Selbst wenn sie keinen göttlichen Schutz oder dergleichen hätte, ist und bleibt sie Kadakithis' Base, und er würde jeden kreuzigen, der ihr was antut.«
»Das weiß ich. Das sage ich mir selbst ja auch immer, wenn ich bei ihr bin. Sie benutzt mich die ganze Zeit, während sie so tut, als höre sie mir zu oder mache sich was aus mir. Wenn wir allein sind, bleiben Haß und Ekel nicht aus. Es ist unnatürlich.«
Kama blieb am Fuß der Treppe kurz stehen. »Das einzig Unnatürliche daran ist, daß sie eine Frau ist und du ein Mann bist - ansonsten würden viele Männer das für eine völlig normale und befriedigende Anordnung halten.«
Vor Bitterkeit und Ärger war ihm Galle aufgestiegen. Fast hätte er sie nach den Männern des 3. Kommandos gefragt oder den Stiefsöhnen oder ihrem Vater, der mit einer Frau nur etwas haben
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