Der Bann Der Magie
unbehelligt am Stadtrand. Und niemand hier unternimmt was dagegen.«
»Schwarze Magie«, murmelte Strick und starrte in seinen Becher. »Alles Schwarze Magie, und kein Ende in Sicht. Bei der Flamme, diese Leute brauchen Hilfe, jemanden, der sich für sie einsetzt! Erholung von der Pein und Schwärze in ihrem Leben!«
Während Fulcris noch blinzelnd versuchte, diese seltsame Äußerung zu verstehen, wurde ihre Aufmerksamkeit auf die Tür gelenkt. Sie war aufgeschwungen, und ein Riese in beigem Kittel mit breiter rotbrauner Borte am Rocksaum und an den Ärmeln, sowie einem rotbraunen Streifen über jeder Schulter bis zur Saumborte des Rockes hinunter, trat ein. Er trug ein Schwert und einen Dolch mit langer Klinge, beides in rotbraunen Scheiden, und er sah sehr tüchtig aus. Finster ließ er den Blick durch die Gaststube schweifen. Kurz ruhten die Augen auf Strick und Fulcris. Dann tat er einen Schritt zurück, nickte jemandem vor der Tür zu, trat zur Seite und stellte sich links neben die Tür.
In leuchtendem sommerlichem Weiß und Gelb trat Shafralaina Esaria strahlend ein. Mit einem Lächeln, das den Reiz ihrer bezaubernden Grübchen noch verstärkte, schwebte sie geradenwegs auf die beiden Männer zu. Strick blickte solange an ihr vorbei, bis er den zweiten Mann sah, der vor der Tür geblieben war und ebenfalls die Livree ihrer Familie trug.
»Strick! Fulcris! Wie schön euch wiederzusehen!«
»So ein Zufall«, sagte Strick trocken, als beide sich höflich erhoben.
»Tut nicht so! Ich bin Euretwegen hierhergekommen! Ich wäre auch längst hier, hätte ich Vater nicht erst überzeugen müssen, daß ich unbedingt einige Besorgungen machen mußte, und dann blieb mir nichts übrig, als zu warten, bis er gleich zwei >Begleitern< eingehende Anweisungen erteilte. Was trinkt Ihr denn da?«
Sie hatte eine so atemlose, mädchenhafte Weise zu reden, die Strick gegen seinen Willen gefiel. Das große schlanke Mädchen mit dem hellen Haar war herrlich jugendfrisch und reizend. Alsbald saß sie an ihrem Tisch und trank ebenfalls gespritzten Wein. Das Wiedersehen erwies sich wirklich als vorteilhaft, wie Strick rasch erkannte, als er erwähnte, daß er ein >Geschäft< eröffnen wollte, aber nicht wußte, wo es am günstigsten wäre. Mit ihren bezauberndsten Grübchen erklärte Esaria, daß sie sich freue, ihm helfen zu können. Ein Vetter ihres Vaters war Zollbeamter, dessen Stellung auch durch die verschiedenen Fraktionen hier nicht gefährdet worden war. Was er allerdings hauptsächlich seiner Nebenbeschäftigung verdankte: Er hatte ein außerordentlich gutes Gedächtnis und führte eingehende private Ermittlungen durch.
Eine Stunde später befand Fulcris sich auf dem Rückweg zu den Überresten der Karawane, während Esaria Strick mit ihrem Onkel bekannt machte. Dann entschuldigte sie sich, um irgend etwas einzukaufen, um ihrem Vater zu beweisen, daß sie tatsächlich Besorgungen hatte machen wollen.
»Und was werden diese gefährlich aussehenden Leibwächter ihm melden?« fragte Strick und lächelte leicht.
»Oh, alles, was ich sie bitte, ihm zu berichten. Sie tun genau das, was ich sage.«
Strick hielt diese Gelegenheit für günstig, zu sagen: »Ich gehöre nicht zu dieser Art von Männern, Esaria.«
Weiße Zähne blitzten, und wieder prangten die Grübchen. »Aber das weiß ich doch, o geheimnisvoller Fremder!« Sie winkte und ging.
Immer noch mit diesem leichten Lächeln um die geschlossenen Lippen wandte Strick sich ihrem Onkel Cusharlain zu.
»Nichte Esaria ist - sehr angetan von Euch, Strick.«
»Ich weiß. Habe sie deshalb gerade gewarnt, wie Ihr gehört habt. Bin vorsichtig, Cusharlain, und ermutige die Tochter Eures reichen und edlen Vetters keineswegs. Nun gestattet, daß ich Euch über meine Pläne erzähle und welche Art von Auskunft ich brauche.«
Im Vertrauen darauf, daß Cusharlain in seiner Sache etwas unternahm, schlenderte Strick umher. Aus Gesprächsfetzen konnte ein Reisender viel erfahren, wenn er außer den Ohren auch die Augen benutzte.
Mit einem Beutel, den er aus einem schmutzigen Bettuch geknüpft hatte und aus dem Zipfel schmutziger Wäsche hingen, studierte er den Palast, während beysibische Wachen seinerseits ihn studierten, doch ohne großes Interesse. Alsdann stiefelte er weiter und erstand bald eine dritte Armbinde. Als sie sich jedoch als zu eng für seinen Oberarm erwies, gab er sie, um Entschuldigung bittend, zurück. Die >Beschützer< lachten hinter ihm her, als er
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