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Der Bann des Zeitreisenden (German Edition)

Der Bann des Zeitreisenden (German Edition)

Titel: Der Bann des Zeitreisenden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Kearney
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mehr fielen, kletterte Marisa aus dem Zuber und zog sich an. Ihre Schuhe waren nun gefärbt und passten zu der neuen Kleidung, die zunächst zu groß wirkte, aber zur perfekten Größe schrumpfte, sobald Marisa sie angelegt hatte. Was für eine großartige Technologie!
    Sie wollte ihre eigene Kleidung hier nicht zurücklassen. Also rollte Marisa sie zusammen und steckte sie sich unter den Arm.
    Rion wartete draußen auf sie, wo sie ihm ihre alte Kleidung gab. Er betrachtete ihre Haare, ihre Haut, ihr kurzes Kleid und pfiff anerkennend. »Du siehst ja … ganz phantastisch aus.«
    Fast hätte sie ihm für dieses Kompliment gedankt, doch konnte sie ihre Antwort gerade noch unterdrücken. Verdammt sei er für diese Schmeichelei! Es sollte ihr doch völlig egal sein, was ihr Entführer von ihrem Aussehen hielt.
    Rion stopfte ihre Kleidung in seinen Rucksack, was ihr Zeit gab, nun auch ihn eingehender zu betrachten. Er hatte ebenfalls eine silberne Haut gewählt, sein Haar war nun marineblau. Er trug ein taubengraues Hemd mit purpurnen Streifen und eine kohlenschwarze Hose. Irgendwie stand ihm diese Kleidung besser als die irdische. Seine Schultern wirkten breiter, die Sehnen am Hals dicker und die Brust kräftiger. Trotz seiner Bemühungen, nicht von seiner Umgebung abzustechen, würde Rion gewiss überall Aufmerksamkeit erregen.
    Er geleitete sie durch die Tür. »Uns bleibt nicht viel Zeit.«
    »Woher weißt du das?«
    »Eine Vollstrecker-Schwadron durchkämmt die Umgebung.«
    Mit ihrer silberblauen Haut und den silbernen Haaren fühlte sie sich weniger auffällig. Aber Merlin hatte keine Schwierigkeiten, sie zu finden. Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte sie bereits Merlins Flügelschlag, als sich die Eule auf einem Sims über ihnen niederließ.
    Marisa hielt nach den Vollstreckern Ausschau und blieb dicht bei Rion, während sie sich einen Weg durch die langsameren Gruppen der Passanten bahnten und sich genauso schnell fortbewegten wie die schnellsten Fußgänger. Wenn sie rannten, würden sie nur die Aufmerksamkeit auf sich ziehen – das vermutete Marisa zumindest.
    »Vollstrecker vor uns«, flüsterte sie.
    »Bleib ganz ruhig.« Rion hielt sie fest, und sie senkte den Kopf so, dass der Hut ihr Gesicht beschattete.
    Marisa hielt den Atem an, als die Vollstrecker an ihnen vorbeigingen. Dank der Verkleidung erkannten sie die Flüchtigen nicht.
    »Das war knapp.« Nach dieser Begegnung konnte Marisa ein Zittern nicht mehr unterdrücken. »Warum haben die Vollstrecker so große Macht?«
    »Das ist schwer zu erklären. Grundsätzlich ist es so, dass die Leute auf Tor große Angst vor einer Invasion haben. Für den Schutz und die Sicherheit, die sie brauchten, haben sie einfach zu viel Macht und Freiheit weggegeben. Irgendwann haben die Vollstrecker dann die Oberhand gewonnen und sind nun die alles beherrschende Kraft. Inzwischen können die Städter sie nicht mehr loswerden. Was noch schlimmer ist – einige von uns vermuten, dass die Vollstrecker verdeckte Mitglieder der Stämme sind.«
    Das alte Sprichwort, nachdem absolute Macht jeden verdirbt, schien nicht nur auf der Erde, sondern überall im Universum zu gelten. Marisa ging weiter, während ihr der Kopf schwirrte. »Wenn sich die Toraner so sehr vor einer Invasion der Unari fürchten, wäre es dann nicht zu ihrem eigenen Vorteil gewesen, dir nach deiner Flucht von Ehro zu helfen?«
    »Die Toraner fürchten die Drachenwandler von Ehro aber genauso sehr wie die Unari.«
    »Warum das?«
    »Sie glauben, dass Ehro Tor überrennen will. Aus diesem Grund verhindern die Antigrave auch überall in der Stadt das Drachenwandeln.«
    Ihr Mund wurde trocken, sie leckte sich über die Unterlippe. »Willst du mir damit sagen, dass …«
    »Ja. Falls sie herausfinden sollten, dass wir Drachenwandler sind, erschießen sie uns sofort.«
    So viel zum Ausmerzen von Vorurteilen. Sie presste die Arme dicht an ihre Flanken, damit die Schuppen an den Innenseiten nicht mehr zu sehen waren.
    »Ich bezweifle, dass hier irgendjemand deine Schuppen erkennt und dich darum als Drachenwandlerin identifiziert.«
    Sie erinnerte sich daran, dass er gesagt hatte, die Drachenwandler auf seinem Planeten besäßen diese verräterischen Zeichen nicht. »Also kann sich auf Ehro jeder in einen Drachen verwandeln, während es hier auf Tor niemandem möglich ist?«
    Er nickte. »Unsere Fähigkeit, zu fliegen und Feuer zu speien, hat uns einen Krieg beschert, der nun schon mehrere Jahrtausende anhält.

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