Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bann des Zeitreisenden (German Edition)

Der Bann des Zeitreisenden (German Edition)

Titel: Der Bann des Zeitreisenden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Kearney
Vom Netzwerk:
erwischt.« Sie reckte den Hals und suchte nach Merlin, sah ihn zwischen den eingleisigen Fahrzeugen, die in rascher Folge ankamen und wieder losfuhren, aber nirgendwo. Über ihr bewegten sich weitere Fahrzeuge in der Luft und verschwanden in Tunneln. Sie sah keine Fahrspuren, auch keine Flügel und fragte sich, wie die Fahrzeuge und Züge in der Luft blieben. Die gewaltige Kuppel besaß mehrere Fenster. Der Himmel hinter ihnen war von einem tieferen Blau als auf der Erde, und silberne Wolkenschwaden zogen in ihm dahin. Merlin hingegen war verschwunden. »Wo ist er hingeflogen?«
    »An einen sicheren Ort, wie ich hoffe.«
    Aus seinem Tonfall schloss sie, dass sie und Rion noch lange nicht in Sicherheit waren. Sie warf einen sehnsüchtigen Blick zurück, konnte aber die Plattform und den Transporter nicht mehr erkennen.
    Mit scharfen und wachsamen Augen blickte Rion über die Schulter zu den Vollstreckern hin, die in der Menge nach ihnen jagten. Er und Marisa stürzten sich in den dichten Fußgängerverkehr, und er zog sie hinter eine Imbissbude, wo sie sich zunächst inmitten einer Gruppe junger Musiker versteckten.
    Rion lief dann weiter, bog zuerst nach rechts und dann nach links ab, führte Marisa an Geschäften und Obstständen vorbei und brachte sie schließlich an ein Transportband für Fußgänger. Dort liefen sie zwischen einem Hausmeister, der einen Wagen voller Reinigungsmittel dabeihatte, und zwei Männern her, die beide mehr als sieben Fuß groß waren.
    »Wohin gehen wir?«
    »Wir treffen uns mit meinem Kontaktmann.«
    »Damit die Anklagen fallen gelassen werden?«
    »Damit wir uns verstecken können, bis es uns gelingt, nach Ehro abzureisen.« Er führte sie um eine kupferfarbene Pfütze herum, die sich auf dem Transportband befand. Innerhalb dieses Gebäudes konnte es doch wohl nicht regnen, oder?
    Sie musste sich auf die wichtigen Dinge konzentrieren. »Ich will nach Hause.«
    Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare, sein Gesicht wirkte ungeheuer müde. »Es tut mir leid, dass ich dich in diese Sache hineingezogen habe. Aber wenn du mir hilfst, werde ich dafür sorgen, dass …«
    »Ich gehe aber keinen Handel mit Entführern ein«, sagte sie giftig.
    Rion warf einen weiteren Blick über die Schulter. »Sei leise.«
    Sie entdeckte eine ganze Schwadron von Vollstreckern, die auf sie zukamen, und deutete mit dem Finger auf sie. »Sie haben uns schon entdeckt.«
    »Komm.« Rion zerrte sie zur Seite des Transportbandes. Er sprang auf das Geländer und zog sie zu sich. Sie sah nach unten. Nun schwebten sie zehn Stockwerke über der nächsttieferen Ebene. Die Menschen unter ihnen wirkten winzig. Der Boden bestand aus Stahl oder Beton. Was auch immer es sein mochte, es war hart und unnachgiebig.
    »Vertrau mir.« Rion drückte ihre Hand und riss sie über den Rand.
    Sie wollte schon schreien, aber ihre Stimmbänder waren wie gelähmt. Automatische Reflexe setzten ein und sie versuchte sich in einen Drachen zu verwandeln. Doch es gelang nicht. Sie blieb vollkommen menschlich und hatte keine Schwingen, die ihren Sturz hätten abbremsen können. Der Magen drehte sich ihr um. Das Haar wurde ihr durch den Flugwind aus dem Gesicht gepeitscht, Tränen traten ihr in die Augen und ließen den Blick verschwimmen. Den Blick auf den Tod. Sie kniff die Augen zu und dachte die ganze Zeit: Nein, nein, nein. Das durfte doch nicht wahr sein.
    Gleich würde sie in ihrem Bett aufwachen, mit rasendem Puls, und über ihren verrückten Albtraum lachen. Allmählich zerrte der Wind aber nicht mehr so stark an ihr. Das Gefühl des Fallens verblasste. Sie wagte es, die Augen einen Spaltbreit zu öffnen. Die Welt um sie herum wirkte noch immer fremdartig, doch sie stürzten nicht mehr in die Tiefe. Irgendeine unbekannte Macht setzte sie sanft auf dem belebten Platz ab.
    Menschen saßen hier, aßen und tranken, und einige spielten mit sich drehenden Kuben. Ein Mann führte ein sechsbeiniges hundeartiges Wesen aus. Alle taten so, als hätten sie Rions und Marisas Sturz und deren weiche Landung nicht bemerkt.
    »Wir sind von Antigraven aufgefangen worden«, erklärte Rion. »Sie sind überall in der Stadt und verhindern auch das Drachenwandeln – das hat etwas mit den elektromagnetischen Veränderungen im Zellbereich zu tun.«
    Marisas Füße berührten die Metalloberfläche, ihre Beine bebten. »Was sind Antigrave?«
    »Sicherheitssysteme. Jetzt ist aber alles gut.«
    »Nein. Gar nichts ist gut.« Sie zitterte so heftig, dass sie

Weitere Kostenlose Bücher