Der Bann des Zeitreisenden (German Edition)
ausruhen. Der Diakon erlaubt allen in Not Geratenen, diesen Unterschlupf zu benutzen.«
»Bist du schon einmal hier gewesen?«
»Ja.«
Die Eule hockte sich auf das Bücherregal. Marisa betrat das kleine Badezimmer und ergriff die Gelegenheit, um sich frisch zu machen. Sie hatte sich gerade erst die Hände gewaschen und war zu Rion zurückgekehrt, als ein Mann in das Zimmer stürmte.
Merlin stieß ein Pfeifen aus.
Rion griff an seine Seite, wo eine Waffe glitzerte, und machte einen Schritt auf Marisa zu. In dem winzigen Raum musste er nicht weit gehen, um seinen Körper zwischen Marisa und den Fremden zu bringen.
Der Eindringling trug einen braunen Mantel, an dessen Aufschlag eine silberne Nadel steckte. Seine Augen blickten eindringlich, tiefbraun und wachsam. In der Hand hielt er ein flaches Rechteck aus Metall, warf einen Blick auf das, was darauf geschrieben stand, und runzelte die Stirn. »Ihr steht nicht auf meinem Plan. Wer seid ihr? Und wie ist diese Kreatur hier hereingekommen?«
Rion schloss die Finger um den Griff seines Messers. »Wir sind Freunde von Diakon Phen.«
»Ich verstehe. Wartet hier. Ich werde ihm sagen, dass ihr gekommen seid.« Der Mann warf der Eule einen finsteren Blick zu und verließ eilig das Zimmer.
»Irgendetwas stimmt nicht«, sagte Marisa zu Rion.
»Das ist mir auch schon aufgefallen.« Rion ließ den Griff seiner Waffe los.
»Vielleicht verrät er uns jetzt an die Vollstrecker. Sollten wir nicht lieber von hier verschwinden?«
Bevor Rion eine Antwort geben konnte, wurde die Tür erneut aufgeworfen. Ein weiterer großer Mann in einem braunen Umhang mit Kapuze trat ein. Als er Rion sah, warf er die Kapuze ab und enthüllte ein wettergegerbtes Gesicht, einen silbernen, buschigen Vollbart und blitzende blaue Augen.
»Phen, du alter Weltraumhund!« Rion grinste und umarmte den größeren Mann wie ein Bär.
Phen klopfte Rion auf den Rücken. »Du bist zurückgekommen, um Ehro zu retten, nicht wahr, mein Junge? Ist aber auch höchste Zeit.«
»Ich hatte gehofft, dass es nicht nötig sein würde.« Rion bedeutete Marisa näher zu treten. »Marisa, ich möchte dir meinen Onkel, den Diakon Phen vorstellen.«
Phen verneigte sich, hob ihre Hand an die Lippen und küsste sie. »Sehr erfreut, meine Dame. Willkommen.«
»Hallo.« Marisa mochte den Mann sofort, auch wenn sie nicht wusste, warum eigentlich. »Ich freue mich ebenfalls, Ihre Bekanntschaft zu machen. Aus der Art und Weise, wie Ihr Mitarbeiter uns begrüßt hat, schließe ich allerdings, dass wir nicht allzu lange bleiben sollten.«
»Natürlich bleiben Sie. Wenn auch nicht hier. Dem Mann kann man nicht vertrauen.«
Rion wandte sich an Marisa. »Phen glaubt daran, dass es eine gute Sache ist, nicht nur seine Freunde, sondern auch seine Feinde in der Nähe zu haben.«
»Bitte verrate nicht gleich all meine kleinen Geheimnisse.« Phen warf Rion einen raschen Blick zu. Rion schüttelte den Kopf.
Sie wusste nicht, welche stumme Frage soeben gestellt und beantwortet worden war, aber eines wurde ihr klar: Phen und Rion teilten mehr Geheimnisse miteinander, als sie zu enthüllen gewillt waren. Was war es, das Marisa nicht wissen sollte?
Geschmeidig wechselte Rion das Thema. »Wir werden gewiss nicht lange bleiben. Ich muss ohnehin nach Ehro zurückkehren«, sagte er.
Phen runzelte die Stirn. »Kommt, wir müssen miteinander sprechen. Außerdem ist der Kreis der Unendlichkeit noch geschlossen.«
»Der Kreis der Unendlichkeit?«, fragte Marisa.
Phen setzte zu einer Erklärung an. »Der Kreis der Unendlichkeit ist Ehros uraltes Portal. Tausende von Jahren hindurch haben die Ehronier ihn als Bahnhof zu den Sternen benutzt.«
Den Rest konnte sich Marisa denken. »Und die Erbauer sind im Nebel der Vergangenheit verschwunden?«
»Das ist richtig. Die Wissenschaft, die hinter dem Portal steckt, ist zusammen mit den Erbauern untergegangen, aber ihre Maschine hat Fluten, Kriege, Sturm, Regen und die Zeit selbst überdauert. Hoffentlich überdauert sie auch die Unari.«
Dann löste das Gespräch über den Kreis der Unendlichkeit eine von Rions Visionen aus. Er hörte noch Marisa und Phens Unterhaltung, sah aber gleichzeitig das unverkennbare Bauwerk.
Massive abgerundete Felsklötze erhoben sich auf dem Berg über dem Fluss Kai. Rechteckige Steinplatten lagen über den Felsen und verbanden sie miteinander.
Einige Unari bewachten das Armaturenbrett und verhinderten so, dass die Ehronier ihren Planeten verließen. Unari-Wachen
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