Der Bann des Zeitreisenden (German Edition)
lebender Verwandter.
Er bezwang seine Emotionen und wandte sich an Marisa. »Phen hat recht. Wir müssen uns verwandeln. Und wir befinden uns schon fast am Drehkreuz. Das ist ein großes Gebiet voll von wirbelndem Abfall, vergessenen Räumen und veralteten Maschinen.«
»Können wir den Vollstreckern dort entkommen?«
»Ich hoffe es. Wir müssen Drake und das Weltraummuseum finden. Es wird nicht ganz einfach sein, dorthin zu kommen.«
»Es gibt Schwierigkeiten«, sagte Marisa vom Fenster aus. »Sechs Vollstrecker sind aus drei verschiedenen Richtungen auf dem Weg zu uns.«
Merlin flatterte mit den Flügeln und flog auf Marisa zu. Zuerst glaubte Rion, die Eule wolle sich auf seinem Rucksack niederlassen, den sich Marisa umgeschnallt hatte, doch der Vogel hackte wie wahnsinnig auf ein kleines mattes Metallteil ein, das sich in das Leder eingegraben hatte.
Rion scheuchte den Vogel beiseite, riss das Metallobjekt von dem Rucksack ab und fluchte. »Das ist ein Sucher. Die Vollstrecker müssen meinen Rucksack getroffen haben, als sie uns in der Weltraumstation beschossen haben. Deshalb haben sie unsere Spur auch nicht verloren.«
Phen hustete und lenkte damit die Aufmerksamkeit auf sich. »Seit du Tor verlassen hast, haben die Vollstrecker diese verdammten Dinger stetig verbessert. Sie zeigen nicht nur deinen Aufenthaltsort an, sondern zeichnen auch deine Gespräche auf.«
»Sie konnten also alles hören, was wir gesagt haben?«, fragte Rion entsetzt.
»Es ist alles aufgenommen worden. Wie viel sie davon abgehört haben, kann man nur raten.«
Marisa kämpfte sich auf die Beine. »Die Flieger der Vollstrecker haben uns fast erreicht. Unternimm jetzt etwas.«
Rion trat ein kleines Fenster ein. Das Glas zerbrach. Er hatte vor, den Sucher gegen eines der Gebäude zu schleudern und so die Vollstrecker auf eine falsche Spur zu locken.
Aber Merlin stieß einen schrillen Ruf aus und flatterte umher, bis er über Rions Hand schwebte. Der Kopf der Eule schoss herab, sie riss Rion den Sucher aus der Hand und flog damit durch das zerbrochene Fenster.
»Die Vollstrecker drehen ab«, sagte Marisa. »Sie folgen Merlin.«
»Danke, mein stürmischer kleiner Freund«, murmelte Rion. »Ich hoffe, wir sehen uns wieder.«
Rion taumelte. Heiliges Drachenblut. Bitte nicht jetzt!
Lichtblitze schossen durch den Himmel; die Strahlen wurden mit tödlicher Genauigkeit abgefeuert. Glänzende silberne Kugeln – Töter – spuckten die Todesstrahlen aus, jagten ihre Beute und feuerten auf die beiden Drachen.
Auf Rion und Marisa.
Sie flogen um ihr Leben, hatten die Schwingen eng an ihre Körper gedrückt, während sie im Zickzack zwischen den Todesstrahlen hinabschossen. Aber kein Drache konnte ein solches Sperrfeuer lange überleben.
Auch sie nicht. In einem stillen Augenblick lösten sie sich auf und waren verschwunden.
Schweißgebadet tauchte Rion aus seiner Vision auf. Er hoffte, dass er nicht ihren eigenen Tod gesehen hatte. Marisa fragte nicht nach seiner Vision. Doch selbst wenn er nicht den Sprengstoff und Draht aus seinem Rucksack geholt hätte, wäre Marisa nach einem Blick auf seine zusammengekniffenen Lippen klar gewesen, dass das, was nun folgen würde, sehr gefährlich war.
Vor Angst wurde ihr der Mund trocken. »Was ist unser größtes Risiko?«
»Von den DT erschossen zu werden. Den Drachentötern.«
Drachentöter? Rions Miene wirkte grimmig. Wenn er sich schon Sorgen machte, hatte sie allen Grund dazu, entsetzt zu sein. Ohne Phen weiterzumachen verursachte ihr schon einen bitteren Geschmack im Mund, und dabei kannte sie den Mann ja erst seit wenigen Stunden. Doch für Rion musste es noch weitaus schlimmer sein.
Als Rion ein zweites Sprengstoffpaket hervorzog, warf Phen einen Blick auf den Wandmonitor. »Guter Gedanke. Die Vollstrecker werden dem Vogel nicht lange folgen.«
Unwissenheit mochte ein Segen sein, aber das traf für Marisa nicht zu. Sie wusste lieber, was ihr bevorstand. »Drachentöter?«, fragte sie Rion. »Wer sind sie?«
Rion band die Drähte zusammen. »In der Stadt gibt es die Antigrave, die durch ihre elektromagnetischen Wellen das Drachenwandeln unmöglich machen. Aber diese Technologie wirkt nicht in den Außenbezirken. Deshalb gibt es hier DT . Sie sehen wie fliegende silberne Kugeln aus und sind darauf programmiert, Drachen zu erschießen. Wir müssen ihnen aus dem Weg gehen.«
»Aber wie?«
»Wir müssen dafür sorgen, dass sich immer ein Gebäude zwischen uns und den DT
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