Der Bann des Zeitreisenden (German Edition)
befindet.«
Rions beiläufiger Tonfall machte ihr Angst. »Ist das schon einmal jemandem gelungen?«
»Ihr müsst ziemlich geschickt fliegen«, warnte Phen sie.
Rion sah Marisa mit dunklem und entschlossenem Blick an. »Sobald wir hier herausfliegen, hältst du dich dicht hinter mir. Weiche nicht vom Kurs ab, denk einfach nicht nach. Tu bloß das, was ich tue …«
Oder die DT werden mich vernichten.
Angst glitt an ihrem Rücken herunter. Sein Plan war ganz verrückt. Verzweifelt.
Draußen befand sich ein Gewirr aus Gebäuden und Straßen auf vielen verschiedenen Ebenen. Und dazwischen sah sie die kleinen silbernen Kugeln. Die Drachentöter.
Mein Gott . Sie waren überall.
Rion deutete auf eines der Gebäude. »Das da wird direkt unter uns entlangschweben. Bleib einfach in meiner Nähe. Und denk daran, dass die DT nicht auf die Gebäude schießen werden.«
Sie konnte kaum mehr ausatmen. Die Luft schien in ihrer Lunge festzukleben. »Der da bewegt sich zu schnell.«
Rion gab Phen den Zünder und drückte seinen Unterarm. »Leb wohl, Phen. Werd wieder gesund, alter Freund.«
»Danke für Ihre Hilfe und Gastfreundschaft«, fügte Marisa leise hinzu.
Rion legte ihr die Hand auf die Schulter. »Mach dich bereit. Sobald ich dieses Fenster eingetreten habe, wird es besonders laut.«
Nach einigen gut gezielten Tritten zersprang das Fenster, kleine Glassplitter flogen überallhin. Das Haar peitschte ihr in die Augen, aber sie sah noch immer Hunderte von Gebäuden und Flugzeugen, die sich in einem Muster bewegten, das ihr als das reine Chaos erschien.
Sie zogen ihre Kleidung aus und stopften sie in den Rucksack. Marisa nahm dessen Riemen in den Mund und stützte sein Gewicht mit den Händen ab.
Rion verwandelte sich und tauchte von dem Gebäude weg. Auch Marisa nahm Drachengestalt an. Der Rucksack hing von ihrem Maul herab; sein Gewicht war nun eher unbedeutend. Innerhalb kürzester Zeit wurde ihr Blick schärfer. Die Drachentöter glitzerten in tödlichem Silber und wirbelten auf sie zu. Sie richteten sich auf das Ziel aus.
Plötzlich schoss ein Strahl aus einem der DT und traf ein Stück Holz, das zwischen den Gebäuden herschwebte. Das Holz glimmte auf und verschwand.
Wegtauchen . Rions telepathischer Befehl trieb sie weiter.
Da erspähte sie noch einen DT , der ihnen von oben entgegenflog. Ein dritter kam von unten. Marisa faltete ihre Flügel ein und konzentrierte sich ganz darauf, Rion zu folgen.
Hinter ihnen erschütterte eine Explosion die Luft, und die Druckwelle drohte sie vom Himmel zu holen.
Marisa sah über die Schulter auf das Gebäude, das sie soeben verlassen hatten. Es war deutlich zu erkennen. Das Gefährt des Brandmeisters landete gerade auf dem Dach; gelbe und orangefarbene Blinklichter zuckten auf.
Die Vollstrecker positionierten sich in einem engen Kreis um das Gebäude herum, aber der Brandmeister bedeutete ihnen, dass sie zurückweichen sollten.
Rion musste es auch gesehen haben, doch er flog einfach weiter, wich nach rechts und dann nach links aus. Sie folgte seinem gewundenen Kurs und schoss zwischen Fliegern und Gebäuden hindurch, die sie vor den tödlichen, den Himmel durchpflügenden Strahlen schützten.
Die Herzen klopften ihr bis zum Hals, während sie dahinflog. Jeden Moment erwartete sie einen Lichtblitz, gefolgt vom Schmerz der sich auflösenden Zellen.
Die bedrohlichen Silberkugeln bewegten sich im Gleichklang und koordinierten ihren Angriff. Sie nahmen die Bewegungen der Drachen auf, wirbelten herum und zielten auf sie. Lichtblitze schossen so dicht an Marisa vorbei, dass sie deren Hitze spürte.
Sie hielt den Atem an und bereitete sich auf die Schmerzen vor.
Lande . Rion entfaltete seine mächtigen Schwingen. Sie tat dasselbe. Ihre Flügel waren zwar stark, aber nicht für eine so plötzliche Landung eingerichtet. Der Wind zerrte an ihren ausgestreckten Gliedern. Sie prallte gegen ein anderes Dach und schlitterte über die glatte, kalte Oberfläche, bis sie zum Stillstand kam. Sie konnte nicht immer weiter von einem Gebäude zum anderen stürzen. Ihre Schwingen fühlten sich so schwer an, dass Marisa sie kaum mehr zu heben vermochte. Wann hatte sie zum letzten Mal geschlafen? Oder Drachennahrung zu sich genommen? Schließlich war sie keine Superheldin.
Wenigstens hatten die DT das Feuer eingestellt, aber sie kamen näher heran und umzingelten sie und Rion. Bald würde es kein Entkommen mehr geben.
Wir können nicht hierbleiben, sagte sie zu Rion.
Beweg dich
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