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Der Bann des Zeitreisenden (German Edition)

Der Bann des Zeitreisenden (German Edition)

Titel: Der Bann des Zeitreisenden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Kearney
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der Computer.
    »Ich würde gern einmal auf einer Welt landen, ohne gleich einen Totalschaden zu haben«, murmelte Rion.
    Marisa sagte nichts mehr, sie schloss die Augen. Ihre Lippen bewegten sich wie im Gebet.
    »Gib mir Updates«, befahl er dem Computer.
    »Wir sind soeben Rakete Nummer zwei entgangen. Nummer drei ist gestartet …«
    Metall kreischte auf. Feuer loderten. Ein Wind erstickte die Flammen. Ihr Schiff hatte den Weltraum verlassen und sank wie ein Stein in die Atmosphäre ein.
    »Antigrave einsetzen«, befahl Rion.
    »Nicht möglich. Werfe Notfallschirm aus.«
    Der Fallschirm öffnete sich ruckartig, wurde von der Luft aufgebläht und brachte das Raumschiff zum Drehen, während es gleichzeitig abgebremst wurde. Es schien zwar unbedingt nötig, langsamer zu werden, aber auf diese Weise waren sie ein einfacheres Ziel für die Raketen vier und fünf.
    Ein Windstoß wehte sie zur Seite, und das vierte Geschoss verfehlte sie. Bergspitzen durchdrangen die Wolken. Rion erkannte Bäume und eine Lichtung, die immer größer wurde, je tiefer sie sanken.
    »Die fünfte Rakete hält auf uns zu.«
    Rion ballte die Fäuste. »Ausweichen.«
    »Ausweichen ist nicht mehr möglich. Die Maschinen sind abgestellt. Die Überlebenswahrscheinlichkeit beträgt weniger als ein Prozent. Geschoss zielt präzise auf uns.«
    Er konnte die Bahn des Geschosses nicht verändern. Er konnte es nicht abschießen. Er konnte auch nicht ausweichen.
    »Trenn den Fallschirm ab«, befahl Rion.
    »Was?« Marisa klammerte sich an ihre Gurte. »Wir werden doch zerschellen.«
    »Besser das, als von einer Rakete getroffen zu werden«, erklärte er.
    »Fallschirm abgetrennt.« Das Schiff sackte nach unten. »Fertig machen zum Aufprall. Warnung. Warnung. Aufprall in fünf Sekunden. Vier. Drei. Zwei. Eins.«
    Marisa erwachte mit einem schrecklichen Geschmack im Mund. Sie drehte den Kopf und spuckte Dreck aus. Dreck? Sie setzte sich auf, war verblüfft und verwirrt. Sie hockte auf einem Schrotthaufen mitten im Wald.
    Sie blinzelte. Dann kam alles zurück. Sie und Rion hatten auf Ehro eine Bruchlandung gemacht. »Rion?«
    Ihre Stimme war kaum mehr als ein Krächzen. Sie spuckte noch mehr Dreck und erhob sich von dem Haufen aus rauchenden Trümmern, die einmal ein großartiges Raumschiff gewesen waren. Sie hatte Dutzende Abschürfungen und Schnitte davongetragen. Ihr ganzer Körper war eine einzige Prellung.
    Seltsamerweise bewegte sich das Metall nun so, als suchte ein Tier in den Trümmern nach Nahrung. War das Rion? War er unter den Teilen begraben und versuchte sich einen Weg nach draußen zu bahnen?
    Wenn er wirklich unter dem Schuttberg lag, musste er verbrannt sein. »Rion?«
    Sie versuchte auf die Stelle zuzustolpern und war fest entschlossen, ihn unter den Trümmern hervorzuholen. Ihr schwirrte der Kopf, sie war so benommen, dass sie sich an einem Ast festhalten musste. Sie schwankte auf den Beinen, sog die dünne Luft ein und versuchte das Gleichgewicht zu halten.
    Doch ihre Beine versagten. Sie sank in den Schmutz. Sie war verletzt. Schwer verletzt.
    »Rion!«
    Schweigen war die einzige Antwort.
    Wenn sie schon so ernsthaft verletzt war, dann war er vermutlich tot. Aber sie wehrte sich gegen diese Vorstellung. Sie wollte, dass er aus dem brennenden Schrott heraustrat, ihr sein bezauberndes Lächeln schenkte und sagte, sie solle Vertrauen in seine Visionen haben. Verdammt. Er hatte ihr doch gesagt, dass sie überleben würden.
    »Rion?«
    Wieder keine Antwort.
    »Nein!« Es war egal, dass sie nicht mehr zusammen sein konnten. Es war auch egal, dass es keine gemeinsame Zukunft für sie gab. Oder dass sie nicht heiraten konnten. Aber er durfte nicht tot sein.
    In dem Trümmerhaufen bewegte sich wieder etwas; er schien sich neu zusammenzusetzen. Nein, dies da konnte unmöglich das sein, was sie gerade sah. Aber die Teile krochen zusammen, als wären sie lebendig und suchten einander. Metall verschmolz mit Metall.
    Wurde sie allmählich verrückt?
    Wenn sich diese wahnsinnige Maschine selbst reparieren konnte, warum hatte sie es dann nicht schon auf Tor getan? Marisa sprang zurück und betrachtete verwundert den Schrotthaufen. Es geschah tatsächlich. Das Schiff wuchs wieder zusammen.
    Eigentlich hätte sie mehr Angst haben müssen. In ihrem Kopf schwirrte es, als nähme sie die Welt durch einen Schleier aus Gaze wahr. Vermutlich musste sie einen Schock erlitten haben.
    Aber jetzt musste sie sich zusammenreißen. Und schnellstens Rion finden.
    Sie

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