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Der Bann (German Edition)

Der Bann (German Edition)

Titel: Der Bann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen L. Jones
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Wohnzimmer gegangen.
    Der Hund knurrte erneut. Sebastien schnalzte mit der Zunge, und Moses verstummte. Wenn Hannah den Eindringling überraschen wollte, war jetzt der beste Zeitpunkt, um in den Flur hinauszuschlüpfen, bevor er aus dem Wohnzimmer zurückkam. Sie würde ihn erwarten.
    Sie streckte die Hand nach dem Türknauf aus, berührte das Metall mit schweißnassen Fingern, packte es, drehte es gegen den Uhrzeigersinn, betete, dass nichts quietschte, und zog die Tür auf, bereit, den Griff jederzeit loszulassen und die Flinte mit beiden Händen zu packen, falls sich draußen etwas rührte.
    Der Flur lag verlassen.
    Hannah setzte den Fuß auf ein Dielenbrett, von dem sie wusste, dass es fest war. Sie schwenkte die Flinte nach rechts und trat ganz in den Flur hinaus. Sie blinzelte. Ihre Augen juckten, und sie wollte sie reiben, wollte sich das Gesicht reiben, die Anspannung lockern, und wusste doch, dass sie nichts von alledem tun konnte. Stattdessen hielt sie den Kolben der Flinte fest an der Schulter, die Waffe im Anschlag.
    In diesem Moment trat Gabriel aus dem Wohnzimmer.
    Er drehte sich zu ihr um und hob die Augenbrauen, als er sah, dass sie mit beiden Läufen auf ihn zielte. «Bin ich in einem ungünstigen Moment gekommen?», fragte er grinsend, doch der Humor reichte nicht bis zu seinen Augen. Der kobaltblaue Blick musterte sie mit beängstigendem Gleichmut.
    «Halten Sie den Mund.» Sie wich vor ihm zurück, während sie unablässig auf seinen Kopf zielte. Als sie sich weit genug von ihm und der Esszimmertür entfernt hatte, winkte sie mit den Läufen. «Da rein. Bewegung.»
    Gabriel zuckte die Schultern. «Sie müssen wirklich nicht mit diesem Ding auf mich zielen, Hannah. Aber ich schätze, Sie ignorieren ohnehin alles, was ich Ihnen sage.»
    «Los, gehen Sie rein!»
    Er gehorchte mit erhobenen Händen.
    Hannah folgte ihm mit vorgehaltener Waffe. «Los, in den Sessel da, der am weitesten vom Fenster entfernt steht. Ich bin sicher, Sie können sich denken, wie still Sie sitzen müssen, um zu vermeiden, dass ich Ihnen hiermit ins Gesicht schieße.»
    Als Gabriel den Esstisch umrundete, wich Moses vor ihm zurück, bis er sprungbereit und in geduckter Haltung vor Sebastien kauerte, die Zähne gebleckt, die Muskeln zuckend.
    Gabriel setzte sich in den Sessel. Er ließ den Blick durch den Raum schweifen. Schließlich blickte er wieder Hannah an. «Was für eine Willkommensparty», bemerkte er.
    Sie sah aus dem Fenster zur Brücke. Ihr Vater kniete immer noch vor dem Pick-up. Er trug eine wollene Winterjacke, doch nur eine leichte Hose. Es war kalt draußen. Kalt und feucht.
    «Hallo, kleine Lady», sagte Gabriel in diesem Moment. «Das ist aber ein hübsches Muster, das du mit den Schrotpatronen gelegt hast.» Er sah Hannah an. «Was hat das alles zu bedeuten?»
    «Lassen Sie Leah in Ruhe.»
    «Sie da, am Fenster», fuhr Gabriel fort. «Sie müssen Nate sein. Ich wollte Sie schon die ganze Zeit kennenlernen, Ihnen die Hand schütteln und sagen, was für ein glücklicher Mann Sie sind. Sie haben eine wunderbare Frau.»
    Nates Gesichtsausdruck wurde hart. «Wir kennen uns», sagte er.
    «Oh, ich denke nicht. Ein Mann Ihres Kalibers – ich denke, ich würde mich erinnern. Wie es aussieht, hat Ihr Glück einen heftigen Dämpfer erlitten, nach all dem Blut zu urteilen. Ich bin kein Experte, aber ich würde sagen, es braucht definitiv mehr als ein paar Heftpflaster, um das wieder in Ordnung zu bringen. Und Sie …», mit diesen Worten wandte er sich an Sebastien. «Sie heißen Sebastien, richtig? Der alte Einsiedler. Jedenfalls möchten Sie, dass die Leute das denken. Sie tauchen ständig in den unerwartetsten Momenten ganz überraschend auf, stimmt’s? Wie ein alter, ständig übellauniger Kobold. Okay, ich ergebe mich. Aber würde mir vielleicht einer von Ihnen verraten, was das alles zu bedeuten hat?»
    «Warum ist mein Vater da draußen?», herrschte Hannah ihn an und schob sich drohend näher. «Was erhoffen Sie sich davon?»
    Gabriels Blick wich nicht von ihr. «Ich erhoffe mir überhaupt nichts von irgendwas.»
    «Was machen Sie hier im Haus? Wie ist Ihr Plan?»
    «Ich habe keinen Plan.»
    «
Lügner!
Warum sind Sie hergekommen?»
    «Ich habe Schüsse gehört. Deswegen. Die Fenster auf der Rückseite waren zerschossen.»
    Hannah schüttelte den Kopf. Sie würde ihn nicht gleich an Ort und Stelle töten, nicht vor den Augen ihrer Tochter, nicht, ohne vorher die Wahrheit aus ihm herausgeholt zu

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