Der Bann (German Edition)
Zimmers geöffnet, und Sebastien steckte den Kopf herein. Sein Gesicht war blasser, als sie es jemals gesehen hatte, und er hatte eine kurze Klinge in der Hand. Als er Leah entdeckte, seufzte er vor Erleichterung und kam zum Bett.
«Bist du verletzt?»
Sie schüttelte den Kopf. «Wo ist Mami?»
«Unten.»
«Ist sie –»
«Im Moment geht es ihr gut. Es wird ihr sogar noch besser gehen, sobald wir dich von diesen Fesseln befreit und aus dem Haus gebracht haben.»
«Ich habe versucht, sie durchzubeißen, aber es ging nicht.»
Sebastien nickte und bedeutete ihr, leiser zu sprechen. Er schob die Klinge in die Plastikschlaufen und durchtrennte sie. Leah setzte sich im Bett auf und rieb sich die schmerzenden Handgelenke. Dann hörte sie einen leisen Schlag irgendwo auf der Etage.
«Los, gehen wir», flüsterte er.
Leah nickte und nahm dankbar seine Hand. Es tat gut, jemandem so nah zu sein. Sebastien schlich zur Tür und öffnete sie einen Spaltbreit. Er spähte nach draußen. Als niemand zu sehen war, öffnete er die Tür ganz und trat hinaus in den Flur. Leah folgte ihm, doch als Sebastien zur Vordertreppe wollte, zupfte Leah ihn an der Hand und schüttelte den Kopf. Er sah sie stirnrunzelnd an. Sie deutete den Gang entlang in die entgegengesetzte Richtung, an ihrem Zimmer vorbei.
Balkon
, formte sie mit den Lippen.
Treppe.
Das große Schlafzimmer lag am Ende des Flurs. Im Zimmer gab es eine Tür, die hinaus auf eine Terrasse führte. Das Geländer des Anbaus war an einer Stelle unterbrochen, wo eine Metalltreppe an der Fassade entlang nach unten führte.
Es war der bessere Weg. Sie hatten keine Chance, über die Vordertreppe unbemerkt zu entkommen. Beinahe jede Stufe knarrte oder quietschte.
Leah führte Sebastien ins Schlafzimmer und zog die Vorhänge zurück. Dann öffnete sie die Tür und trat hinaus auf die Terrasse. Die Sonne war fahl und weiß am Himmel über ihnen. Leah atmete tief durch, froh darüber, draußen zu sein, wo sich niemand anschleichen, sie mit einem Messer bedrohen oder eine Hand auf ihr Gesicht legen und sie ersticken konnte. Sie dachte an ihre Mutter unten in der Küche. Daran, wie verängstigt sie sein musste.
«Gehen wir», sagte Sebastien.
«Wo sind all die Männer von vorhin?»
«Wahrscheinlich tot. Wir müssen uns beeilen.»
Ihr Puls schnellte in die Höhe bei seiner Antwort. Sie packte seine Hand fester und führte ihn die Treppe hinunter.
Unten angekommen kauerte sich Sebastien im knirschenden Kies neben sie. «Hör zu, Leah. Siehst du den Wagen dort?» Er deutete auf einen der großen weißen Audis, die vor dem Haus parkten. Der Wagen war verlassen und stand dicht vor dem Esszimmerfenster.
Leah nickte.
«Wenn ich das Signal gebe, rennen wir rüber und springen hinein, okay? Du auf den Beifahrersitz – du weißt, welcher Sitz das ist?»
Eine alberne Frage, aber sie nickte trotzdem.
«Gut. Steig ein und leg den Sicherheitsgurt an. Wir werden schnell von hier verschwinden. Der Wagen wird eine Menge Lärm machen. Ein paar der Männer von vorhin könnten auftauchen.»
«Hast du nicht gesagt, sie wären tot?»
«
Wahrscheinlich
tot, habe ich gesagt. Und ich habe auch gesagt, sie
könnten
auftauchen. Ich möchte, dass du dich ganz klein machst in deinem Sitz. Duck dich ganz tief. Verstehst du?»
Leah nickte. Sie merkte plötzlich, dass sie weinte. «Was ist mit Mami?»
«Wir bringen zuerst dich in Sicherheit. Anschließend gehe ich sie holen. Okay?»
«Okay.»
«Sicher?»
«Ja.»
«Dann
los
!»
Leah rannte über den Kies. Sie riss die Tür des Audi auf, kletterte auf den Beifahrersitz, zog die Tür hinter sich zu und mühte sich mit dem Sicherheitsgurt ab. Als sie auf den Fahrersitz blickte, stellte sie fest, dass er von einer dunklen Flüssigkeit durchtränkt war. Er war immer noch nass, und sie war ziemlich sicher, dass es sich um Blut handelte.
Hannah wollte nicht hinsehen, wollte Gabriels zerstörtes Gesicht nicht sehen, wollte ihn als den stolzen
hosszú élet
in Erinnerung behalten, mit dem sie auf den Hängen des Cadair Idris ausgeritten war. Doch letztendlich konnte sie nicht anders. Es war, als verlangten ihre Augen die fortgesetzte Tragödie zu sehen, die Jakabs Vermächtnis war.
Als sie sich im Stuhl umwandte, fand sie Gabriel, der ihren Blick erwiderte. «Vorbei», sagte er mit großen Augen. «Soll man es glauben?»
Vass’ Hand zuckte, und er ließ die Waffe fallen. Er grinste, und die Haut an seinen Mundwinkeln dehnte sich viel weiter, als
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