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Der Bann (German Edition)

Der Bann (German Edition)

Titel: Der Bann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen L. Jones
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Zeug ist gut», sagte er. Er riss den Mund weit auf und schnappte nach Luft. Sein Arm zuckte, und er ließ die Pistole fallen.
    Draußen im Garten schob Illes das Reservemagazin in seine Pistole. Er machte einen Schritt auf das Haus zu. Dann einen weiteren. Hob die Waffe.
    Vass hob die Hand und untersuchte seine Finger. «Ich kann spüren, wie es durch mich fließt», murmelte er. «Kein Schmerz. Nur ein …» Er ballte die Faust, öffnete sie wieder und hob die Pistole auf.
    «Benjámin!», zischte der
Signeur
.
    In einer flüssigen Bewegung hob Vass die Pistole und feuerte zweimal auf den alten Mann. Der Kopf des
Signeurs
zerplatzte wie eine reife Melone, und sein Rollstuhl ruckte nach hinten. Splitter von Károlys Schädel rutschten hinter ihm an der Wand herab.
    «
Unterbrechen
Sie mich nicht so, wenn ich nachdenke», sagte Vass. Er runzelte die Stirn, sah auf die Waffe in seiner Hand und dann auf den Leichnam des
Signeurs
. Danach schien ihm Gabriel wieder einzufallen. Er zielte mit der Pistole auf seinen Kopf.
    Hannah schloss die Augen. Sie konnte Gabriel nicht helfen. Ihre Fesseln saßen zu stramm. Sie fragte sich kurz, ob sie ihre Schreie unterdrücken konnte, wenn sie von Gabriels Überresten bespritzt wurde.
    Es gab nichts, was sie hätte tun können. Auf der anderen Seite würde sie auch nicht mit ansehen, wie er vor ihren Augen starb.
    Also lässt du die Augen geschlossen und Gabriel ebenfalls im Stich, genau wie Leah.
    Der Gedanke ließ sie toben vor Wut. Sie zwang sich, die Augen zu öffnen.
    Vass’ Pupillen
vibrierten
wie von winzigen Federn angetrieben. «Was passiert mit mir?», fragte er.
    «Sie sterben», sagte Gabriel. «Sie sind ein psychopathischer Bastard, Sie werden sterben, und es wird verdammt wehtun. Sie werden mehr Schmerzen spüren, als Sie sich in Ihren schlimmsten Albträumen vorgestellt haben. Mehr, als Sie je zu spüren für möglich gehalten hätten. Und wenn es vorbei ist, wachen Sie in der Hölle auf, und alles fängt von vorne an.»
    Vass erschauerte. Seine Wange begann zu zucken. «Dann nehme ich dich mit», sagte er und drückte ab.
    Gabriel zuckte in seinem Stuhl zurück, als das Krachen des Schusses durch den Raum hallte, und Hannah riss den Mund auf und schrie und schrie und schrie.

Kapitel 25
    Region Aquitaine, Frankreich
    Heute
    E s war erst seit wenigen Tagen ihr Kinderzimmer, und es enthielt kaum etwas von ihren Sachen, doch es war sauber und hell gestrichen, und es fühlte sich behaglich an.
    Sie versuchte die Hand vom Kopfende wegzuziehen. Die Plastikfessel, mit der sie festgebunden war, schnitt in ihre Haut, und sie verdrehte die Augen vor Schmerz. Sie hatte kurz überlegt, die Fessel durchzubeißen, doch sie kam mit den Zähnen nicht in die Schlaufe.
    Wenn sie doch nur irgendetwas aus Metall in Reichweite hätte – ein Schraubenzieher wäre perfekt –, dann könnte sie das Plastik vielleicht damit verdrehen und es dehnen, bis es riss. Die Schmerzen wären furchtbar, doch wenigstens wäre sie frei. Wenigstens könnte sie dann nach unten schleichen und ihrer Mami dabei helfen, gegen den Bösen Mann zu kämpfen.
    Sie wollte nicht über den Bösen Mann nachdenken, wollte gar nicht an die Möglichkeit denken, dass sie ihm vielleicht begegnen könnte. Aber sie wollte nicht, dass ihre Mami starb. Und sie selbst wollte auch nicht sterben. Hauptsächlich, weil sie Angst davor hatte, aber auch, weil sie nicht wollte, dass ihre Mami ganz allein war.
    Es nutzte alles nichts. Kein Schraubenzieher in Sicht. Sie konnte einen Pyjama sehen und ein Taschenbuch und eine Bratz-Puppe, und das war alles. Nichts davon konnte ihr helfen, sich zu befreien, es sei denn, in dem Taschenbuch gab es ein Kapitel darüber, wie man sich von Plastikfesseln befreite – aber sie wusste, dass es keins gab, weil sie das Buch bereits gelesen hatte und weil es hauptsächlich um Pferde ging.
    Der Mann, der sie ans Bett gefesselt hatte, hatte sie dabei nicht angesehen. Er hatte die ganze Zeit kein Wort gesprochen. Zuerst hatte er Éva im größeren Zimmer nebenan gefesselt. Danach hatte er eine Spritze hervorgezogen und ihr irgendetwas injiziert. Évas Augenlider waren heruntergefallen, und sie war eingeschlafen. Anschließend hatte der Mann Leah in ihr Kinderzimmer gebracht und sie mit zwei Plastikfesseln ans Bett gebunden.
    Jetzt hörte sie Geräusche aus dem Nebenzimmer. Ein Quietschen, als die Tür aufschwang, Stimmen, eine geflüsterte Unterhaltung. Augenblicke später wurde die Tür ihres

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