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Der Bann (German Edition)

Der Bann (German Edition)

Titel: Der Bann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen L. Jones
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er aus. «Hören Sie», sagte er. «Ich weiß nicht, in was Sie verwickelt sind oder wie ernst Ihre Lage ist. Aber es ist offenkundig, dass Sie Angst haben, mir zu viel davon zu erzählen. Ich werde nicht bohren, das verspreche ich Ihnen, aber ich will helfen, und es wird schwierig, das zu tun, ohne zumindest ein paar Dinge über Sie und Ihre Probleme zu erfahren. Sie sind auf der Flucht vor irgendjemandem, so viel scheint klar. Sie haben Ihre Identität verschleiert. Im Moment weiß ich nicht mal, ob ich Sie Nicole nennen soll oder Amélie.»
    «Es war wahrscheinlich dumm von mir, aber ich habe Ihnen die Wahrheit gesagt, als wir uns zum ersten Mal begegnet sind. Es ging mir nicht anders als Ihnen. Es war ein Zwang. Etwas in der Art. Ich kann es nicht erklären. Mein Name ist Nicole Dubois, und das hier ist meine Mutter Alice. Das mit dem Doktor stimmt ebenfalls. Ich habe an der Sorbonne in Paris promoviert. Mein Fachgebiet ist frühe mittelalterliche Geschichte, genau wie Ihres. Ich unterrichte an der Universität von Lille.»
    Charles streckte gespielt förmlich die Hand aus. «Nun, Doktor Nicole Dubois. Ich bin sehr erfreut, eine Kollegin auf meinem Gebiet kennenzulernen.» Als Nicole ihre Hand in seine legte, ließ ihn das Gefühl ihrer Finger auf seiner Haut beinahe zusammenzucken.
    Sie schenkte ihm ein müdes Lächeln. «Ich weiß nicht, wie es jetzt weitergehen soll.»
    «Ein Patt also.»
    «Wie bitte?»
    «Sie sind nicht imstande, sich mir anzuvertrauen, und ich kann Ihnen nicht helfen, bevor ich nicht mehr weiß.»
    Sie trank von ihrem Tee. «Wir müssen zurück nach Paris. Dort sind wir in Sicherheit, wir beide. Wir haben falsche Identitäten, die wir in Paris benutzen können. Préfontaine … und andere.»
    Er runzelte die Stirn. «Okay.»
    «Wir sind keine Kriminellen, Charles, falls es das ist, was Sie denken. Sicher, wir haben falsche Identitäten und falsche Dokumente, doch nichts davon würde den genauen Kontrollen an einer Landesgrenze standhalten. Wir reisen unter echtem Namen mit unseren echten Pässen. Hierherzukommen war riskant. Wir wollten nur kurz bleiben. Aber jetzt, mit dem Unfall, der Versicherung, den Ermittlungen der Polizei … unsere Spur wird leicht zu verfolgen sein. Und ohne Pässe, um England wieder zu verlassen …» Sie beendete den Satz nicht.
    «Wonach haben Sie in der Bibliothek von Balliol gesucht?»
    «Charles, das kann ich Ihnen nicht sagen. Nicht dass ich es nicht wollte. Es ist um Ihrer eigenen Sicherheit willen. Ich selbst schwebe nicht in Gefahr. Nicht direkt jedenfalls. Ganz im Gegensatz zu denen in meiner direkten Umgebung … Es ist besser, wenn Sie nichts davon wissen. Glauben Sie mir.»
    «Sie können nicht von mir erwarten, dass ich …»
    Ihr Temperament flackerte auf. «Charles, haben Sie mir nicht zugehört? Ich sage Ihnen, was ich kann, aber nicht das! Ich kenne Sie doch überhaupt nicht!»
    «Genau meine Worte vorhin, als Sie mich gefragt haben, ob ich Ihnen vertraue.»
    «Das war etwas anderes.» Sie blickte sich in der Küche um, sah zu den Kupfertöpfen, die von der Decke herabhingen, zu der Vase mit Lilien auf der Fensterbank. Als sie ihn wieder anblickte, hatte sich ihr Gesicht verändert. Es war härter geworden. «Woher soll ich überhaupt wissen, dass Sie derjenige sind, für den Sie sich ausgeben?»
    Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. «Eigenartig, dass ausgerechnet Sie das sagen. Sie haben mich in der Universität gesehen. Sie sind hier in meinem Haus.»
    Alice Dubois beugte sich vor und legte ihrer Tochter eine Hand auf den Arm. Sie redete zum ersten Mal seit ihrer Ankunft. «Nicole, finde es heraus. Validiere ihn», sagte sie mit starkem französischen Akzent. «Wenn es der einzige Weg ist, wie du ihm vertrauen kannst, dann tu es.»
    Nicole sah ihre Mutter an, dann wieder Charles. «Wie lange wohnen Sie bereits hier?»
    «Vier Jahre. Seit ich –»
    «Erzählen Sie mir etwas über diesen Raum. Etwas, das nur Sie allein wissen können.»
    «Beispielsweise?»
    «Irgendetwas. Etwas, das ich nachprüfen kann.»
    Er sah sich um. Auf der Arbeitsfläche stand eine Reihe von Kochbüchern, gestützt von zwei Einweckgläsern.
    «Zwischen diesen Büchern dort gibt es ein Notizbuch, eingebunden in braunes Papier. Es ist das alte Rezeptbuch meiner Mutter. Hinten ist mit Tesafilm ein gefaltetes Rezept für einen Baiserkuchen eingeklebt, das sie aus einem Magazin ausgeschnitten hat. Auf dem Rezept ist ein handschriftliches Kreuz. Der Kuchen war eine

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