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Der Bann (German Edition)

Der Bann (German Edition)

Titel: Der Bann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen L. Jones
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sein Verhalten suggerierte. Es hatte ihn eine Menge Willenskraft gekostet, so ruhig zu bleiben, während er ihr geantwortet hatte. «Ich bin beeindruckt. Was für eine Ansprache.»
    Er neigte den Kopf. «Vielleicht ein wenig dramatisch, aber nichtsdestotrotz von Herzen.»
    «Und woher wissen Sie, wer ich bin?»
    «Das weiß ich nicht. Nicht mit Sicherheit. Lassen Sie mich Ihnen eine Frage stellen.»
    «Ganz bestimmt nicht.»
    «Dann drücken Sie ab.» Er wartete, ohne den Blick aus seinen smaragdgrünen Augen von ihr zu nehmen. Als sie nicht reagierte, sagte er: «Sie waren fünfzehn Jahre alt, als Ihr Vater eine Farm in South Oxfordshire kaufte. Eine Herde Milchkühe gehörte dazu. Welche Rasse?»
    Sie starrte ihn an, und ihr Magen war in Aufruhr. Dieser Fremde wusste nicht nur, wer sie war, er versuchte außerdem, ihre Identität zu validieren, genau so, wie ihr Vater es sie gelehrt hatte. Sie überlegte, welchen Nachteil sie davon hatte, wenn sie wahrheitsgemäß antwortete, und konnte keinen sehen. Falls er versuchte, ihr Vertrauen zu gewinnen, dann war es ein lächerlicher Versuch. Er hätte ihrem Vater die richtigen Antworten abpressen können.
    «Es geht nicht darum, Ihnen beim Validieren
meiner
Identität zu helfen, Hannah», fügte er hinzu, als er ihr Zögern bemerkte. «Es geht darum, mir Klarheit zu verschaffen, dass
Sie
sind, wer Sie zu sein vorgeben.»
    «Es waren Ayrshires.»
    «Kurz nachdem Sie auf der Farm eingezogen waren, gab es einen Unfall. Was war passiert?»
    «Ich hatte versucht, eine der Kühe von Hand zu melken», sagte sie. «Ich muss sie versehentlich gekniffen haben. Sie trat aus und brach mir das Handgelenk.»
    «Was wurde aus der Kuh?»
    «Nichts. Wir nannten sie Footloose.»
    Der alte Mann schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, glitzerten und strahlten sie. «Höllenfeuer! Für einen Moment dachte ich, ich würde mit
ihm
reden! Ich war drauf und dran, dich aufzuschlitzen!» Er kicherte, dann ging sein Blick zu Nate, und das Kichern endete abrupt. «Hannah, ich bin ja so froh, dass ihr alle noch am Leben seid!»
    «Danke, ich bin gerührt. Aber die Regeln haben sich nicht geändert. Wenn Sie aufstehen oder eine falsche Bewegung –»
    «Ja, ja, ich weiß», schnappte er. «Wenn ich eine falsche Bewegung mache, bin ich tot. Sehr poetisch.» Nachdem er sich zu seiner Zufriedenheit von ihrer Identität überzeugt hatte, war seine Forschheit zurück. «Ich bewege mich nicht, oder? Ich sitze auf diesem verdammt unbequemen Stuhl, und mir tut der Rücken weh, nachdem ich mich die ganze Zeit über deinen Mann gebeugt habe, um ihm das Leben zu retten! Selbst wenn ich mich bewegen wollte, würde ich wahrscheinlich eine Woche brauchen, bis ich wieder gerade stehen kann. Ich dachte, du wolltest Tee machen?»
    «Woher wissen Sie meinen Namen?»
    «Weil wir uns schon begegnet sind, sogar mehrmals. Seit einigen Jahren nicht mehr, zugegeben … Ich sehe, dass sich deine Manieren seit damals nicht gerade verbessert haben. Das letzte Mal habe ich dich in Ungarn gesehen, als dein Vater dich gebracht hat. Du hast immer noch den gleichen Gesichtsausdruck wie damals, sauer genug, um Milch gerinnen zu lassen.»
    «Sie kennen meinen Vater?», fragte sie stirnrunzelnd.
    «Selbstverständlich kenne ich deinen Vater! Ich war dabei, als er dieses Versteck ausgesucht hat. Es war übrigens eine gute Wahl, hierherzukommen.»
    «Sie sind dran.»
    «Ich bin dran? Womit?»
    «Validierung. Bevor Sie noch etwas sagen, will ich einen Beweis.»
    «Schön, meinetwegen.» Er machte Anstalten, die rechte Hand in die Außentasche seiner Barbourjacke zu schieben.
    «Hey! Langsam mit den Händen. Schön langsam, okay?»
    Mit übertriebener Vorsicht schob er Daumen und Zeigefinger in die Tasche und zog ein gefährlich aussehendes Jagdmesser hervor, das Metall stumpf glänzend, die Klinge scharf, der Griff glatt vom Alter.
    «Vorsichtig», warnte sie ihn hinter vorgehaltener Waffe.
    Er nickte, dann schob er das Messer in die Tasche zurück. «Das bin ich, nachdem ich jetzt weiß, wer du bist. Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn du
er
gewesen wärst. Ich schätze, er wäre ein Stück schneller gewesen als ich. Wer weiß. Ich bin alt geworden … andererseits gilt das für
ihn
genauso. Das Gewehr ist nicht geladen, Hannah. Wenn du abgedrückt hättest, hätte ich dir dieses Messer in den Hals gestoßen. Ein Glück für dich und für mein Gewissen, dass es anders gekommen ist.»
    «Was reden Sie da?»
    «Als ich das

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